Jure Jerkovic hat geschrieben:tehmoc hat geschrieben:Im Schweizer Fussballjournalismus läuft das so: Man stilisiert irgendeinen Pfupf, ein Gerücht zu einer Behauptung. Ein Schulterzucken eines Spielers oder auch nur ein Lidschlag wird zur Story.
Würden Flurin Calanda und seine Zunftbrüder im Inlandteil, im Wirtschaftsbund, im Regionalbund oder irgendwo sonst für eine Zeitung schreiben, könnte man ihre Berichte schlicht nicht brauchen. Journalismus setzt Handwerk voraus und dazu gehört die Offenlegung der Quellen im Interesse der Leser - so gut es eben unter Wahrung des Quellenschutzes geht. Es geht aber nicht an, dass man einfach frei interpretiert. Warum legt der ach so seriöse NZZ-Mann Calanda nicht mal offen, auf welchen Informationsquellen seine so wahnsinnig insidermässigen Geschichten beruhen? Ich für meinen Teil habe eine klare Antwort: Weil alles ziemlich frei erfunden ist.
ich teile ja einiges an deiner medienschelte. der blick ist eh nur auf skandale und unruhestiftung aus, egal bei wem. und der tagi schreibt seit jahren dezidiert negativ über den fcz und alles, was canepa macht oder von sich gibt. aber flurin clalüna und die nzz würde ich auf keinen fall auf dieselbe stufe stellen. aus meiner sicht schreibt das blatt, das ich ansonsten wirklich nicht besonders mag, in sachen fussball und v.a. in sachen fcz mit abstand am fairsten, kompetentesten und differenziertesten. wenn clalüna anonyme quellen aus dem verein zitiert, dann erfindet er diese sicher nicht. er will und muss die betroffenen schützen, weil sie a) sonst nicht mehr mit ihm reden und b) ihren job riskieren. wir haben ja gesehen, was mit piu passiert ist. ich kann mich nicht an einen fcz-artikel von clalüna erinnern, der einseitig negativ und polemisch gewesen wäre.
Lassen wir mal einseitig negative und polemische Berichterstattung beiseite. Auch der Quellenschutz ist nicht das Thema, sondern Transparenz und die Einhaltung journalistischer Standards. Wenn man nicht mal grob umschreibt, woher die Quelle kommt (Spieler des Vereins, Funktionäre, etc.), dann hat man mein Vertrauen als Leser nicht. Er könnte zum Beispiel schreiben: "Mehrere Vereinsangestellte berichteten unabhängig voneinander dasselbe." Dann weiss ich: Okay, es ist nicht nur eine Meinung oder ein Einzelgerücht. Offenbar ist da was dran. Stattdessen verschweigt Clalüna jegliche Information. Blindes Vertrauen gegenüber Journalisten ist nicht meine Sache, da ist die alte Tante nicht mehr wert als die Boulevardblätter Blök und Tagi. Nur weil diese auf Arbeitsethik pfeifen, macht das die Sache nicht gut oder besser.
Ich habe einige Medienerfahrung und es ist wie mit ehemaligen Köchen oder Servicepersonal: Was hinter den Kulissen teilweise läuft, will man als Kunde oder Gast lieber nicht wissen. Es gibt sehr viele saubere Anbieter,
aber trotzdem braucht es ein Lebensmittelinspektorat.