VCS-Rekurs gegen Stadion

[Boys-Reisen]

Tages-Anzeiger vom 01.10.2003
VCS-Rekurs gegen Stadion
Zu viel Verkehr, eine Tramlinie, die rechtlich und finanziell ungenügend gesichert ist: Der VCS fordert die Aufhebung des Stadion-Gestaltungsplans.

Von Marc Zollinger

Nun hat die Zürcher Geschäftsstelle des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS) die Vollmacht erhalten, gegen den Gestaltungsplan für das neue Fussballstadion in Zürich-West einen Rekurs einzureichen. Der Entscheid fiel nicht einstimmig. Das erstaunt nicht, zeigte sich doch im Vorfeld, dass es im Verband nicht wenige Stimmen gibt, die vor allem aus (sport-)politischen Gründen gegen einen Rekurs sind (TA vom 23. 9). Entschieden hat eine auf fünf Leute erweiterte Kommission, die für komplexe und umstrittene Fälle herbeigezogen wird. 3 sagten Ja, 2 Nein.

Als Grund für den «unpopulären, aber legitimen» Rekurs gibt der VCS in einer Mitteilung an, dass die Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr «unzureichend und deshalb nicht rechtskonform» sei. Zudem erzeuge der daraus resultierende Mehrverkehr zu viele Fahrten. Fazit: «Die Zürcher Behörden haben es beim Shopping-Center Stadion Zürich klar verpasst, dem Stimmvolk eine Erschliessung zu unterbreiten, die den rechtlichen Vorgaben und der jüngsten Rechtsprechung für ein solches Grossprojekt und dem Schutz von Mensch und Umwelt genügt.»

Tram und Fahrtenmodell
Zwei Punkte sind es, die der Verband konkret kritisiert: Die neue Tramlinie 18 und das Fahrtenmodell. Für das Tram liege bloss eine Absichtserklärung vor, was «rechtlich ungenügend» sei. Im Gestaltungsplan fehle eine entsprechende Bedingung, wie das auch die Umweltfachstelle der Stadt Zürich gefordert habe. Zum Fahrtenmodell hält der VCS fest, dass dieses «die gesetzliche Ordnung krass missachtet». Statt das kantonale Planungs- und Baugesetz und die städtische Parkplatzverordnung korrekt anzuwenden, werde ohne Rechtsgrundlage ein ungenügendes Fahrtenmodell vorgegeben. Dieses ermögliche 3,4 Millionen Fahrten pro Jahr, gemäss der sonst üblichen Praxis wären dies «höchstens 1 Million Fahrten».

Aus diesen Gründen fordert der VCS den Stadtrat auf, den Ausbau der Tramlinie «verbindlich zu regeln» und den Individualverkehr im Gestaltungsplan so zu beschränken, «dass das Shopping-Center im Stadion gegenüber vergleichbaren Einkaufszentren nicht privilegiert, sondern gleich behandelt wird». Sollten Garantien vorliegen, dass die rechtlichen Anforderungen erfüllt werden, zieht der Verkehrs-Club den Rekurs zurück.

Juristisch scheint sich die Zentrale in Bern der Sache sicher zu sein, doch in politischer Hinsicht zeugen Passagen im Communiqué von einer gewissen Unsicherheit - was wohl mit dem Umstand zusammenhängt, dass das Verbandsbeschwerderecht derzeit stark unter Druck steht. So schreibt der VCS, dass er das Projekt «nicht gefährden oder verzögern» will. Er freue sich auf den ersten Anpfiff im neuen Stadion. Dass wegen des Rekurses in Zürich möglicherweise keine Spiele der Fussball-EM 2008 durchgeführt werden können, sei nicht das Problem des VCS, sagt Zentralpräsidentin Franziska Teuscher auf Anfrage. «Es ist das Problem der Zürcher Behörden, die ihre Aufgaben nicht gemacht haben.» Zudem: Auch beim Rekurs gegen die Erschliessung der Expo sei dem VCS vorgeworfen worden, er verzögere oder verhindere gar das Vorhaben - «und es hat doch gereicht».

Stadtrat weist Kritik zurück
«Wir gehen immer noch davon aus, dass der Gestaltungsplan rechtskonform ist», sagt Stadtrat Martin Waser. Mit einer baurechtlichen Grundlage, die den gesetzlichen Vorgaben nicht entspräche, so der Vorsteher des Tiefbaudepartements, «hätten wir den Investoren einen Bärendienst erwiesen». Zum Tram hält Waser fest, dass die Sicherstellung des öffentlichen Verkehrs erst später mit der Baubewilligung auf dem Tisch liegen müsse. Die Behörden würden derzeit mit Hochdruck am Projekt arbeiten. «Ich bin zuversichtlich, wir schaffen das, es bleibt uns ja auch noch ein wenig Zeit.» Auch beim kritisierten Fahrtenmodell weist Waser die Kritik zurück. Das Stadion halte dem Quervergleich mit «Sihlcity» Stand. Und beim neuen Einkaufs- und Vergnügungsmagneten in Zürich-Süd habe der VCS schliesslich zugestimmt. Die eine Million Fahrten, die für das Stadion gelten soll, hält Waser für «eine unseriöse Zahl».

Der VCS kritisiert vor allem auch Stadtpräsident Elmar Ledergerber. Mit ihm habe ein Politiker das Sagen, der bis anhin umweltbewusst gewesen sei. Als SP-Nationalrat habe er gegen die Lastwagenflut am Gotthard und zusätzlichen Verkehr in Zürich gekämpft. Das Stadion bringe nun einem Teil der Wohnbevölkerung «zusätzlichen Lärm und Gestank». Ledergerber war gestern nicht erreichbar. Sein Kollege Waser sagte: «Das ist Schaumschlägerei, ich hoffe, er regt sich nicht zu stark auf.»


DENKE GEHÖRT HIER HIN!

[üsee]

Gabs schon mal eine DEMO von Fussballfans?

Jetzt wäre wohl eine DEMO vor dem Sitz des VCS fällig. Damit könnten die Fans des FCZ ihren Unmut über die Verzögerungstaktik des VCS kund tun. Wohl auch eine schlechte Idee, da eine DEMO mit 100 Leuten kaum entsprechend Gehör finden würde.

Doch soweit wird's wohl in Zürich nicht kommen. Wir sind halt nicht Basel. Dort hätten die Rekurse eine Woge der Empörung mit entsprechend grossem Strassenengagement zur Folge gehabt.

Hoffe nun auf eine super Taktik des Stadtrates sowie der Bauherren, damit es doch noch termingerecht klappt.

[Sascha]

Gabs schon mal eine DEMO von Fussballfans?

Jetzt wäre wohl eine DEMO vor dem Sitz des VCS fällig. Damit könnten die Fans des FCZ ihren Unmut über die Verzögerungstaktik des VCS kund tun. Wohl auch eine schlechte Idee, da eine DEMO mit 100 Leuten kaum entsprechend Gehör finden würde.

Doch soweit wird's wohl in Zürich nicht kommen. Wir sind halt nicht Basel. Dort hätten die Rekurse eine Woge der Empörung mit entsprechend grossem Strassenengagement zur Folge gehabt.

Hoffe nun auf eine super Taktik des Stadtrates sowie der Bauherren, damit es doch noch termingerecht klappt.

...ich würde sofort mit Dir dorthin stehen.........

[King]

Das isch eifach zum chotze, zum teil wünscht isch scho, das mir es anders politsystem händ, aber nur zum teil :-)

[Sascha]

Wenn Du Dir die Mühe machen willst...hier die Mailadresse von dem Presseheini dieses Saftladens....

emmanuelle.robert@ate.ch

[Florian]

Als Grund für den «unpopulären, aber legitimen» Rekurs gibt der VCS in einer Mitteilung an, dass die Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr «unzureichend und deshalb nicht rechtskonform» sei.

Wenn ich sowas lese, bekomme ich jeweils beinahe Schreikrämpfe! Was wollen sie denn noch neben zwei Tramlinien (einer zusätzlichen) und einem Eventbahnhof? Mehr kann nun einfach kein Mensch verlangen oder wollen sie noch einen Flughafen neben dem Stadion haben....? :-(

[King]

Mal ne andere Frage, hat der VCS irgend ein Anliegen oder Projekt, das der Stadtrat abgeschmettert hat oder haben die was in Planung und nutzen das Stadion nur als Mittel zum Zweck?