Beitragvon alpo » 30.04.10 @ 12:28
Freitag, 30. April 2010
Tages Anzeiger
Fischer und Gämperle - ein Duo der klaren Worte
Als Harald Gämperle den FC Zürich im Sommer 2007 verliess, um bei Hertha Berlin mit Lucien Favre zu arbeiten, liess er die Familie in der Schweiz zurück. Kaum war sie ihm nach Berlin nachgefolgt, wurde er zusammen mit seinem Chef letzten September entlassen. Jetzt ist er wieder von der Familie getrennt. Sie ist noch in Berlin, er ist bereits zurück in Zürich, damit er am alten Wirkungsort mithelfen kann, den Weg aus der Krise zu finden.
Mittwochabend letzter Woche hatte ihn Sportchef Fredy Bickel angerufen und gebeten: «Du musst kommen.» Er sagte zwar: Halt, halt, er habe noch einen Vertrag bei Hertha bis 2012. Aber das Angebot Bickels konnte er nicht ablehnen. Zu sehr fühlt er sich dem FCZ verbunden. Der Klub deckte ihn mit einem Vertrag bis 2013 ein. «Sie stellen sich eben vor, langfristig zu planen», erklärt Gämperle das Denken von Ancillo Canepa und Bickel.
Fischer, Fringer?
Zu den Überlegungen von Präsident und Sportchef gehört auch, den ungewöhnlichen Weg zu gehen und zuerst den Trainerstab zu bestimmen, bevor der neue Chef bekannt ist. Diesen Trainer würden sie schon finden, der zum Stab passe, verkündete Canepa Anfang Woche an der Generalversammlung. Urs Fischer verteidigt das Wort seines Präsidenten treu ergeben: «Ein Trainer muss mit diesem Stab arbeiten. Fertig, basta! Wir sind doch nicht im Ausland, wo einer fünf Assistenten mitbringt.»
Fischer ist vom U-21-Coach mit Vertrag bis 2012 zum Interimstrainer bis zum Ende dieser Meisterschaft befördert worden. Aus ihm kann vielleicht auch mehr werden: ein ernsthafter Kandidat für die definitive Nachfolge des vor elf Tagen entlassenen Bernard Challandes. Er wolle sich Gedanken darüber machen, wenn er in der engeren Auswahl sei, sagt er. Nachfrage: Ob er denn dazugehöre? «Falls ja, könnte ich das auch für mich behalten.»
Er ist Schweizer und erfüllt damit eine der Anforderungen, mit denen Canepa den möglichen Kandidatenkreis freiwillig einengt. Es gibt noch Rolf Fringer oder Marcel Koller, wobei Kollers Handicaps seine Tendenz zu einer Rückkehr nach Deutschland und seine Verbundenheit zum Agenten Dino Lamberti sind, mit dem Canepa nichts mehr zu tun haben will.
Gämperle kümmert sich um derlei Fragen wenig. Er kenne die Schweizer Trainer ja, sagt er und hat deshalb keine Bedenken, er könnte mit dem neuen Chef nicht gut harmonieren. Mit Fischer versteht er sich gar blendend. Zu gemeinsamen St. Galler Spielerzeiten teilten sie das Zimmer; beim FCZ waren sie schon einmal gleichzeitig als Trainer tätig, Gämperle als Assistent, Fischer als U-21-Coach.