Spike hat geschrieben:25 Jahre lang hatten wir nicht das Kader, um mitzuhalten. Wir waren fast immer hinter den Floppers plaziert, mussten uns das vom Pack auch immer vorhalten lassen und waren die Underdogs. Phasenweise stolperte der FCZ (fast schon liebenswert trottelig) von Niederlage zu Niederlage und jeder Sieg war wirklich wie Balsam auf die Narben. Sir Sven butterte Millionen um Millionen in den Verein und der Erfolg blieb trotzdem in der Regel aus.
Derbysiege waren so häufig, wie Schnee im Juli und wenn man sich als FCZ-Fan zu erkennen gab, erntete man (zumindest bei uns in der Region) ungläubige Blicke, Häme oder sogar Mitleid.
Der Cup 2000 war dann die erste kurze Genugtuung. Zwar keine Wende, aber ein kurzes Glücksgefühl. Und dann kam endlich die Wende: Cup `05, 13.5.06 und den Rest kennen auch die jüngeren Gemeindemitglieder.
Und jetzt haben wir die Spaltung in drei Lager:
Die ersten (nennen wir sie die "neue Radikale") fordern Sieg um Sieg, Titel um Titel (am besten mit 20 Punkten Vorsprung auf den Zweiten und einem Torverhältnis von +127). Dazu träumen diese insgeheim vom Gewinn der Championsleague und einem Starensemble, welches Real wie eine Wandergruppe aussehen lässt.
Die tun mir nicht weh (höchstens wenn sie mir bei den glamurösen europäischen Heimauftritten im D auf den Füssen rumtrampeln). Sie regen mich zwar auf, aber die sind schnell wieder weg, wenns nicht so läuft. (hab glaub auch keinen in Bellinzona entdeckt...)
Am anderen Ende des Spektrums finden wir die "Fundamentalisten": Sie wollen die gute, alte Zeit zurück. Den Underdogstatus, das Leiden, die Niederlagen und den exklusiven Kreis von rund 150 vertrauten Gesichtern, die Woche für Woche in der leeren SK allen Unbillen zum Trotz dem Verein die Stange halten.
Romantisch, aber (leider) nicht mehr zeitgemäss.
Das Rad der Zeit lässt sich nunmal nicht zurückdrehen. Wir haben momentan ein Team, das die Fähigkeit hat, mitzuspielen (und die Floppers weit hinter uns zu lassen). Mit diesem Potential von den Zuständen der "guten, alten" 90ern zu träumen wäre das selbe, wie mit einem Ferrari auf einem Kartoffelacker herumfahren zu wollen. Das 2CV-Feeling kommt dann früher oder später schon wieder mal, keine Angst.
Den Raum dazwischen nimmt der grösste Teil der Fangemeinde ein. Sie schwankt hin und her zwischen den Extremen und schwebt irgendwo (je nach Leistung der Mannschaft) vom einen zum anderen Ende der Skala.
Ich zähle mich auch zu diesem undefinierbaren Haufen, versuche jedoch immer realistisch und fair zu bleiben. Und seit wir im europäischen Konzert der (ganz) Grossen mitspielen, befinde ich mich etwas im Dilemma:
Auf der einen Seite betrachte ich die momentane Entwicklung zum "Millioneneuroclub" kritisch und denke wie die "Fundamentalisten" romantisch-verklärt an die zwar harten aber trotzdem schönen alten Zeiten.
Auf der anderen Seite will ich viele geile Tore, Erfolge, Titel und neidische Blicke aus dem Lager des Packs, der Millionarios vom Rheinknie oder woher auch immer. Ich bin kein Masochist und gehe zu den Spielen und singe, um die Mannschaft siegen zu sehen.
(Sehr) lange Rede - kurzer Sinn:
Wir haben momentan die Möglichkeiten, tiefe Spuren in der nationalen und internationalen Fussballlandschaft zu hinterlassen. Spuren, von denen vielleicht noch unsere Enkel reden. Aber das was ich gestern (und unter anderem auch gegen Xamax) gesehen habe, war ein Ferrari auf dem Kartoffelacker.
Die 2CV-Zeiten werden früher oder später wieder kommen. Ich habe lange gewartet will den Erfolg so lange er möglich ist geniessen! Und es macht mich wütend, wenn dieser Traum nicht aufgrund von Pech, mangelnder Qualität oder "höherer Gewalt" nicht Realität wird, sondern auf Grund der Tatsache, dass hochbezahlte Möchtegernstars "den Grind nicht bei der Sache haben" und aus welchen persönlichen Gründen auch immer nicht willens sind, (in der nationalen Meisterschaft) ihren verfluchten Job zu machen und das beste zu geben!
P.S. Sorry für meine Psychohygiene. Das musste raus und es tut gut :o)
ggT!