Hannu Tihinen

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lapen
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Re: Hannu Tihinen

Beitragvon lapen » 19.11.08 @ 10:00

«Hannu, kannst du Schlittschuh laufen?»

AUTOR: Mit Ari Sulander und Hannu Tihinen sprachen Peter Bühler und Simon Graf, Zürich

RUBRIK: GES; S. 37ges

LÄNGE: 2309 Wörter

Ari Sulander und Hannu Tihinen gehören zu den herausragenden Persönlichkeiten der Zürcher Klubs ZSC Lions und FCZ: ein Gespräch über Sisu, die finnische Seele und das Älterwerden.

Hannu Tihinen, wie wird man im Wintersportland Finnland Fussballer?

Hannu Tihinen: Ich komme aus Lappland, aus Finnlands Norden. In Kemi, wo ich aufgewachsen bin, wurde zuerst eine Indoor-Fussball-Halle gebaut, erst später eine Eishockey-Halle. Das war der Hauptgrund, weshalb ich Fussballer wurde.

Sie spielten das ganze Jahr in der Halle?

Tihinen: Im Sommer nicht, da spielten wir draussen (lächelt). Aber der Sommer dauert in Kemi nicht viel länger als fünf Wochen.

Ari Sulander, kennen Sie Kemi?

Ari Sulander: Nein, so weit nördlich war ich noch nie. Ich schaffte es nur bis Oulu, das ist etwa eine halbe Autostunde weiter unten.

Jedes Kind will Tore schiessen. Weshalb wurden Sie Eishockey-Goalie?

Sulander: Es ist die übliche Geschichte. Keiner wollte ins Tor. Da stellte ich mich rein. Und dann war ich ganz aufgeregt wegen der tollen Ausrüstung, der grossen Handschuhe und dem speziellen Stock. Also blieb ich im Tor, obwohl ich der zweitbeste Schlittschuhläufer im Team war.

Tihinen: (lacht) Das glaube ich dir nicht. Der Trainer hat dir doch gesagt, du seiest als Stürmer zu schlecht. Also hast du dich ins Tor gestellt.

Sulander: Also bitte, das stimmt überhaupt nicht! Hannu, kannst du überhaupt Schlittschuh laufen?

Tihinen: Natürlich, aber ich bin nicht besonders gut.

Also wurden Sie auch deswegen Profi-Fussballer statt Eishockeyspieler?

Tihinen: Jari Litmanen war für die jungen Spieler in Finnland das grosse Vorbild. Er schaffte bei Ajax Amsterdam den Durchbruch, ebnete den Weg für finnische Fussballer. Nach Litmanen gingen viele finnische Talente ins Ausland.

Sulander: Ich spielte früher auch Fussball. Nicht schlecht, aber ich war besser im Eishockey. Ich wusste schon früh, dass ich Hockeyprofi werden wollte.

Tihinen: Es war lange ein Phänomen in Finnland. Viele Junge spielten gut Fussball und Eishockey. Als sie sich mit 15, 16 Jahren für eine Sportart entscheiden mussten, wählten die meisten Eishockey.

Finnland hat nur 5,3 Millionen Einwohner, es ist aber eine grosse Sportnation.

Tihinen: Wir haben die Skispringer, die Langläufer, die Formel-1-Fahrer, die Eishockeyspieler und die Fussballer - herausragende Sportler in verschiedenen Sparten. Sie sind Idole, zu denen die Jungen hochschauen. Aber ich denke, das Geheimnis hinter den Erfolgen fasst man am besten mit einem Wort zusammen: Sisu.

Was verstehen Sie darunter?

Tihinen: Sisu ist eigentlich nicht in eine andere Sprache übersetzbar. Das Leben in Finnland ist nicht immer einfach. Wir haben lange und dunkle Winter. Es wird sehr kalt. Wir Finnen müssen hart arbeiten, um unter diesen erschwerten Bedingungen etwas zu erreichen. Dazu braucht es Sisu.

Das heisst Härte, Durchhaltewillen, Ausdauer, Zähigkeit, Unnachgiebigkeit . . .

Tihinen: . . . genau, das ist der finnische Charakter, die finnische Mentalität. Wir geben niemals auf, auch in scheinbar aussichtslosen Situationen.

Und Sie beide haben Sisu?

Tihinen: (lächelt) Ich habe viel davon. Tief in mir drin.

Sulander: Selbstverständlich habe ich Sisu.

Wie gross ist der Unter- schied zwischen einem Lappen und einem Städter aus Helsinki?

Sulander: Helsinki ist heute eine moderne, internationale Stadt. Im Norden oben leben sie unter besonderen Umständen, auf dem Land eben. Aber wir Finnen kommen alle gut miteinander aus.

Tihinen: Ich kam mit knapp 20 Jahren von Lappland nach Helsinki, um zu studieren und für HJK Fussball zu spielen. Ich wurde sehr gut aufgenommen und habe mich sofort wohlgefühlt.

Was studierten Sie?

Tihinen: Geschichte - aber das ist die dunkle Seite meines Lebens (lächelt). Ich gab das Studium nach einem halben Jahr auf und spielte nur noch Fussball.

Sie könnten ja nach dem Karrierenende beim FCZ das Studium an der Universität Zürich fortsetzen.

Tihinen: Glauben Sie mir, das schliesse ich keineswegs aus.

Sulander: Ich war in der Grundschule, danach in einer Marketing-Schule. Mit 19 Jahren setzte ich voll auf Eishockey und wurde Profi.

Ari Sulander, können Sie sich vorstellen, auch nach Ihrer Karriere in Zürich zu bleiben?

Sulander: Durchaus. Ich fühle mich hier wohl. Meine Kinder haben alle ihre Freunde hier. Wir fühlen uns hier inzwischen mehr zu Hause als in Finnland.

Hannu Tihinen lebt in Küsnacht nahe am See. Dort ist es doch viel schöner als auf der Forch, Ihrem Wohnort.

Sulander: Das finde ich gar nicht. Wir haben auch Seeblick, auf den Greifensee. Und wenn ihr im Herbst unten im Nebel sitzt, scheint auf der Forch die Sonne.

Tihinen: Aha Ari, deshalb bist du immer braun gebrannt . . .

Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Schweizern und Finnen?

Tihinen: Die Mentalitäten sind nicht so weit auseinander. Die Leute sind zurückhaltend und höflich.

Sulander: Als ich frisch in der Schweiz war und mit der Familie spazieren ging, war ich ziemlich erstaunt: Jedermann sagte «Grüezi». In Finnland grüsst man sich nur, wenn man sich kennt. Ich finde, die Schweizer sind wirklich nette Leute.

Weshalb spielt Ari Sulander nicht in der nordamerikanischen National Hockey

League und Hannu Tihinen nicht in der englischen Premier League?

Tihinen: Ich war ja in der Premier League, aber nur drei Monate (bei West Ham). Ich war vielleicht nicht gut genug.

In einer der fünf grossen europäischen Ligen hätten Sie viel mehr verdienen können als jetzt beim FCZ.

Tihinen: Ich habe bei Anderlecht gut verdient, der Klub war jedes Jahr in der Champions League. Ich hatte einige gute Angebote. Aber Geld ist nicht alles. Mir war auch wichtig, ein neues Land kennen zu lernen, eine neue Kultur, eine neue Sprache. Ich spreche Schwedisch, Englisch, Flämisch, Französisch, Deutsch und natürlich Finnisch. Das ist mir viel wert und wird mir nach der Fussballerkarriere weiterhelfen.

Sulander: Die NHL war ein Traum für mich. Aber ich war erst mit 24 Jahren die Nummer 1 bei meinem Klub Jokerit, in der Nationalmannschaft brauchte ich weitere vier Jahre bis zur Nummer 1. Da war ich schon 28. Ich hatte damals bereits eine Familie, das Angebot des ZSC war gut. Also kam ich nach Zürich und bin geblieben. Heute bin ich fast froh, dass sich mein Traum nicht verwirklicht hat.

Hannu Tihinen, Sie sind weniger sesshaft als Sulander. Er spielt seit über zehn Jahren für den ZSC, Sie waren schon in Belgien, England und Norwegen.

Tihinen: Ich spielte ja auch vier Jahre für Anderlecht. Es ist nicht so, dass ich ständig wechseln würde. Für Ari ist es wichtig, dass es für ihn stimmt. Ihm gefällt es in Zürich und beim ZSC. Warum also hätte er weggehen sollen?

Und Sie bleiben nun auch noch länger in Zürich?

Tihinen: Mein Vertrag läuft kommenden Sommer aus. Im Moment führen der Klub und ich Gespräche. Es zeichnet sich ab, dass ich bleibe. Ich bin jetzt 32-jährig, also werden wir künftig von Jahr zu Jahr schauen, wie es weitergeht. Ob ich noch gut genug bin oder nicht.

Sie sind nun 32- und 39-jährig und haben eine lange Karriere hinter sich. Spüren Sie den körperlichen und psychischen Verschleiss?

Tihinen: Seit ein paar Wochen schmerzt der Körper am Morgen nicht mehr, weil wir so oft gewinnen (lacht). Aber ich hatte mehrere Gehirnerschütterungen. Sie hinterlassen Spuren, man muss das ernst nehmen. Ich bin vorsichtiger geworden und trage nun einen Kopfschutz beim Spielen. Wenn der nichts hilft, werde ich mir Aris Goaliemaske ausleihen.

Sulander: (klopft mit seiner Hand an den Kopf) Ich hatte grosses Glück, ich war nie ernsthaft verletzt.

Hannu Tihinen, Sie kennen die Schweiz und die Stadt Zürich schon gut. Zum Training fahren Sie mit Zug und Tram von Küsnacht auf die Allmend Brunau . . .

Tihinen: . . . das ist für mich normal. Ich will wissen, wo ich lebe. Ich will die Stadt und die Bevölkerung kennen lernen. Wenn ich allein mit dem Auto zum Training fahre, habe ich ja keinen Kontakt zu den Leuten.

Viele Mannschaftskollegen fahren im Sportwagen oder im Offroader vor dem Trainingszentrum vor.

Tihinen: Das stört mich nicht. Aber hier in der Schweiz ist der öffentliche Verkehr so gut, dass ich ihn gern benutze. (lacht) Als es kürzlich stark geschneit hat, ist allerdings nichts mehr gegangen. Ich kam zu spät zum Training und musste eine Busse bezahlen.

Sulander: Ich bin nicht oft in der Stadt. Ich fahre meistens mit dem Auto von der Forch direkt zum Training nach Oerlikon. Und dann wieder zurück. Bald kommen dann auch schon unsere Söhne von der Schule zurück.

Hannu Tihinen, wie sieht bei Ihnen ein durchschnittlicher Tagesablauf aus?

Tihinen: Wir trainieren manchmal zweimal pro Tag. Dann bleibt nicht so viel Freizeit. Wenn ich freie Zeit habe, verbringe ich sie am liebsten mit meiner Frau und den beiden Söhnen. Im Sommer gehen wir oft an den See.

Sie führen ein privilegiertes Leben.

Tihinen: Nicht nur. Andere Väter arbeiten am Wochenende nicht, wir fast immer. Letztes Jahr war ich wegen der Nationalmannschaft und dem Klub 110 Nächte von zu Hause weg. Doch ich beklage mich nicht: Das gehört zu unserem Job.

Ari Sulander, Sie gelten als der beste finnische Jasser . . .

Tihinen: . . . ich kann leider überhaupt nicht jassen. Ari, das musst du mir beibringen. Aber ich esse gerne Käsefondue. Meine Frau muss es alle zwei Monate auf den Tisch bringen.

Sulander: Früher haben wir an Weihnachten wie alle Finnen Schinken gegessen. In den letzten drei Jahren sassen wir wie viele Schweizer bei Fondue chinoise zusammen. Ich mag auch Käsefondue und Raclette (schmunzelt). Ich werde immer mehr zum Schweizer.

Wie sieht es mit Ihrer Zukunft aus? Würden Sie gerne noch eine Saison anhängen?

Sulander: Ich würde gern noch eine Saison weiterspielen. Im Moment ist alles offen. Vielleicht arbeite ich als Goalietrainer. In der Schweiz bleiben wir so oder so bis auf weiteres. Der ältere Sohn ist 16-jährig und muss noch zwei Jahre zur Schule. Dann geht er wohl an die Uni. Er ist Stürmer bei den ZSC-Junioren.

Wie gehen Sie mit der Situation um, dass Sie derzeit nicht mehr regelmässig spielen?

Sulander: Es ist schwierig für mich. Während 14 Jahren war ich so gut wie jeden Match auf dem Eis, jetzt nicht mehr. Deshalb habe ich manchmal Mühe, den Rhythmus zu finden. Die Situation ist nicht optimal für mich. Aber wenn ich spiele, gebe ich einfach mein Bestes.

Wie empfinden Sie das Leben in Zürich?

Tihinen: Vor drei Jahren kannte ich die Stadt noch gar nicht. Ich dachte mir: Zürich, das ist eine Bankenstadt, eine kühle Business-Metropole. Als ich dann erstmals hier war, stand ich auf dem Bürkliplatz. Ich sah den See, dahinter die schneebedeckten Alpen. Ich war beeindruckt und begeistert.

Sulander: Ich kam ja von Helsinki nach Zürich. Beides sind grosse Städte. Ich fühlte mich hier rasch heimisch.

Werden Sie von den Leuten auf der Strasse erkannt und auch angesprochen?

Tihinen: Ja, klar. Ich spreche gerne mit den Leuten. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Anhänger der FCZ hat.

Sulander: Die Leute erkennen mich, aber sie stören mich nicht. Und ich gebe jedem gern ein Autogramm.

Haben Sie beide sich vor der Zeit in Zürich gekannt?

Sulander: Nein, noch nicht. Hannu rief mich in meinen Ferien im Juni 2006 erstmals an, ich war in Finnland im Sommerhaus. Er fragte: «Wie ist das Leben in Zürich?» Ich antwortete: «Wunderbar.»

Tihinen: (grinst) Und da war für mich klar. Ich komme zum FC Zürich. Sulo kann man trauen.

Lange Karrieren mit vielen Erfolgen

Hannu Tihinen, 32, ist Captain und Abwehrchef beim FC Zürich. Er wuchs in der Kleinstadt Kemi in Lappland auf. Mit 20 Jahren wurde er Profi bei HJK Helsinki. Im Ausland spielte er für Viking Stavanger, West Ham United und Anderlecht (Meister 04, 06). Im Sommer 2006 wechselte er zum FCZ und wurde in seiner ersten Saison Meister. Morgen bestreitet er in St. Gallen gegen die Schweiz sein 66. Länderspiel.

Ari Sulander, 39, ist Torhüter bei den ZSC Lions. Er wuchs in Helsinki auf und errang mit Jokerit vier Titel (92, 94, 96, 97), ehe er nach der WM 98 in der Schweiz zum ZSC wechselte. Er führte die Zürcher zu drei Titeln (00, 01, 08) und ist inzwischen der dienstälteste NLA-Ausländer. Sulander bestritt zwei WMs als Nummer 1 (98, 99 - jeweils Silber) und errang in Nagano 98 OlympiaBronze. Er absolvierte 106 Länderspiele.

Treppensteigen - Spass haben

«Wie schade», sagt Ari Sulander auf dem Turm des Grossmünsters zu Hannu Tihinen. «Ich wäre so gerne zu deinem Spiel gekommen.» Tihinen bestreitet morgen Mittwochabend mit den finnischen Fussballern in St. Gallen ein Testländerspiel gegen die Schweiz; Sulander kann nicht dabei sein, weil er gleichzeitig im Hallenstadion mit den ZSC Lions in der Hockey Champions League gegen Linköping antreten muss.

Obwohl sie sich zum ersten Mal treffen, unterhalten sich die beiden Finnen prächtig hoch oben über den Dächern von Zürich. Zuvor haben sie nach dem morgendlichen Training den beschwerlichen Aufstieg über unzählige Treppenstufen hinauf zur Plattform ohne das geringste Murren auf sich genommen. «Wenn wir jammern, dann heisst es sofort, wir seien alt geworden», sagt Hannu Tihinen lachend. Der FCZ-Abwehrchef ist seit dem Sommer 32-jährig, der ZSC-Torhüter wird im nächsten Januar bereits 40. Beide wollen sie über diese Saison hinaus weiterspielen und verhandeln derzeit mit ihren Klubs über eine Verlängerung ihrer auslaufenden Verträge.

Der Abstieg vom Turm und der anschliessende Spaziergang durch das Zürcher Oberdorf hat sie hungrig gemacht, also wird das Gespräch mit dieser Zeitung kurzerhand in eine Beiz in der Altstadt verlegt. Sie nehmen die Einladung zum Mittagessen gerne an. Tihinen fragt die Kellnerin mit einem breiten Lachen im Gesicht: «Heute bezahlt der Tagi. Was ist das teuerste Gericht?» Die Antwort: «Rindsschmorbraten.»

Eine Viertelstunde später sitzen die beiden Finnen zufrieden über einem beachtlichen Stück Rindsschmorbraten und erzählen aus ihrem Leben. (pb./sg.)

«Wir Finnen müssen hart arbeiten, um etwas zu erreichen.» HANNU TIHINEN


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1896_
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Re: Hannu Tihinen

Beitragvon 1896_ » 19.11.08 @ 13:05

Kurz zusammengefasst:

DANKE SULO! :-D
Libanese Blonde hat geschrieben:min coiffeur isch übrigens dä einzig typ uf däm planet woni s'oke gib wänners mir am schluss no schnäll vo hine zeigt.

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bortoluzzi
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Re: Hannu Tihinen

Beitragvon bortoluzzi » 04.02.09 @ 13:14

hannu, geile siech!

in der heutigen bisler zeitung:

Der Spassvogel liebt es eiskalt

Hannu Tihinen ist als Innenverteidiger und Captain eine Integrationsfigur beim FC Zürich

Der Finne weiss, wie man Titel sammelt, und verblüfft neben dem Fussballplatz mit seiner speziellen Persönlichkeit.

«In Basel finde ich den Bahnhof sehr schön», sagt Hannu Tihinen bei der Begrüssung trocken. Der Journalist ist etwas verwirrt und der Finne grinst schelmisch: «…weil es dort einen direkten Zug nach Zürich gibt.» Es sollte bei dieser einstündigen Begegnung im Letzigrund nicht das letzte Mal sein, dass er sein Gegenüber auf charmante Art und Weise auf die Schippe nimmt. «Aber auf eure Zuschauerzahlen im Joggeli könnt ihr stolz sein», gesteht er ein. Seit zweieinhalb Jahren lebt und arbeitet der FCZ-Captain nun in der Limmatstadt – die Rivalität zwischen den beiden Schweizer Grossstädten hat er bereits tief verinnerlicht. Es überrascht nicht, wenn er in beinahe fliessendem Deutsch sagt: «Wenn man an einen neuen Ort kommt, ist es wichtig, sich sofort mit der Kultur und der Sprache vertraut zu machen – schliesslich will ich auch mitlachen, wenn in der Kabine etwas Lustiges gesagt wird.»

Hannu Tihinen hat beim FC Zürich eine Sonderstellung. Er ist der Captain, der Leader – die grosse Integrationsfigur. Er kommt aus dem kleinen Kemi in Lappland. Die bekannteste Sehenswürdigkeit des Hafenstädtchens nahe der schwedischen Grenze ist eine Edelsteingalerie. Doch würde sich der Finne als Juwel des Zürcher Traditionsvereins bezeichnen? «Das geht zu weit, der FCZ und ich passen einfach gut zusammen», gibt sich der Innenverteidiger bescheiden. Bei den Vereinsverantwortlichen hatte in der Winterpause die Vertragsverlängerung ihres Abwehrchefs jedenfalls höchste Priorität. Sein im Sommer auslaufender Kontrakt wurde vorerst um ein Jahr verlängert. «Ich bin langsam ein alter Mann, so ist es fair für beide Seiten», so der 32-Jährige.

Das Klischee des reservierten, schweigsamen Finnen passt bei Hannu Tihinen überhaupt nicht. Ihn als «Iceman» zu betiteln, wie sein Landsmann und Formel-1-Star Kimi Räikkönen oft genannt wird, wäre verwegen. Ausser man würde es auf seine Gewohnheiten beziehen – der Nordländer mag es, nach dem Training ins eiskalte Wasser zu springen, «das ist gut für die Muskulatur», stellt er fest. Im Trainingslager im spanischen Oliva Nova Ende Januar liess er sich es sogar nicht nehmen, im Mittelmeer und im ungeheizten Hotel-Swimmingpool baden zu gehen.

Tihinen verdient seit dem Teenager-Alter sein Geld mit Fussball; doch auch in die Schublade des typischen Profis passt er nicht. Der 32-Jährige fährt weder mit der Luxuskarosse im Training vor noch beschäftigt er sich in der Freizeit mit den neusten Playstation-Spielen – er erklärt Lesen und Sprachenlernen zu seinen grössten Hobbys und ist vorwiegend mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Die besten Büchertipps bekommt er von seiner Frau. Neulich hat er sich an Schweizer Literatur herangetastet und den Roman «Blaubart» von Max Frisch gelesen.

Der vielseitige. Sein Sprachen-Palmarès lässt sich sehen: Neben der Muttersprache spricht der Abwehrhüne Deutsch, Englisch, Schwedisch, Norwegisch, Französisch und Flämisch. Doch damit noch nicht genug, seit Kurzem besucht er zusammen mit seiner Frau einen Russischkurs. Diese Vielseitigkeit kommt ihm auch auf dem Fussballplatz zugute. Manchen Mitspielern hat er das Wichtigste aus dem Fussballjargon auf Finnisch beigebracht – «damit uns der Gegner bei Standardsituationen nicht verstehen kann».

Im Frühjahr möchte Tihinen mit dem FC Zürich Meister und Cupsieger werden. «Es wird schwierig, die gute Vorrunde zu bestätigen, doch wir müssen dringend unsere Bilanz in den Direktduellen gegen den FCB aufbessern», so der Nationalspieler. Wie man Titel gewinnt, das weiss der Routinier – schliesslich holte er gleich in seiner ersten Saison in der Schweiz die Meisterschaft, zuvor sammelte er bereits in Helsinki, mit Viking Stavanger und beim RSC Anderlecht eifrig Pokale.

Zu den bisherigen Highlights in seiner Karriere zählen jedoch andere Dinge: «2004 gelang mir in einem Training ein sensationelles Dribbling.» Der Journalist schaut ihn wieder etwas verwirrt an, doch Tihinen erklärt mit Nachdruck, dass er es wirklich ernst meine, «als Innenverteidiger ist so etwas eine Seltenheit». Besonders stolz ist er auf seinen 1:0-Siegtreffer für Anderlecht gegen Olympique Lyon in der Champions League im Jahr 2003. Seine Verdienste in Belgien sind gross: Noch heute reist Nico van Lancker, ein Anderlecht-Fan, seinem finnischen Idol nach, sei es ins Trainingslager nach Dubai oder Spanien – oder zu ausgewählten Spielen des FCZ.

Anderlecht verliess er vor zwei Jahren nicht aus sportlichen Gründen, sondern «weil ich einen neuen Fleck in Europa kennenlernen wollte». Ein Wechsel nach Spanien platzte, dann hörte er vom legendären Meisterschaftserfolg des FCZ in Basel am 13. Mai 2006 und dachte: «Dort will ich hin, da ist was los.»


hannu tihinen, entscheiden sie sich!

Copacabana oder Jungfraujoch?

Jungfraujoch, wegen meiner hellen Haut bin ich nicht so der Strandtyp.

Sauna oder Whirlpool?

Sauna natürlich; das ist das Einzige, was ich vermisse hier. Ich wollte in meiner Wohnung eine einbauen lassen, es ist aber zu kompliziert.

Bobadilla oder Derdiyok?

Bobadilla – er ist kräftiger, Derdiyok muss noch ein wenig in den Kraftraum (lacht).

GC oder FCB?

Da muss ich den Joker nehmen.

Schwyzerdütsch oder Flämisch?

Schwyzerdütsch, da ich mit meinem Flämisch momentan nicht mehr zufrieden sein kann.

Räikkönen oder Ahonen?

Das ist eine gute Frage, Sie haben sich echt gut vorbereitet! Raikönnen, die besten Tage von Ahonen sind vorbei.

Dzemaili oder Inler?

(Überlegt und grinst.) Inler, weil er im Gegensatz zu Blerim finnische Bonbons ausprobiert hat.

Tennis oder Golf?

Tennis, man soll ja beim Sport auch ein wenig schwitzen, oder nicht?

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Re: Hannu Tihinen

Beitragvon Jure Jerkovic » 04.02.09 @ 13:44

bortoluzzi hat geschrieben:best of hannu aus der heutigen bisler zeitung:

«In Basel finde ich den Bahnhof sehr schön», sagt Hannu Tihinen bei der Begrüssung trocken, «…weil es dort einen direkten Zug nach Zürich gibt.»

«Wenn man an einen neuen Ort kommt, ist es wichtig, sich sofort mit der Kultur und der Sprache vertraut zu machen – schliesslich will ich auch mitlachen, wenn in der Kabine etwas Lustiges gesagt wird.»

«Der FCZ und ich passen einfach gut zusammen.» Sein im Sommer auslaufender Kontrakt wurde vorerst um ein Jahr verlängert. «Ich bin langsam ein alter Mann, so ist es fair für beide Seiten.»

Der 32-Jährige erklärt Lesen und Sprachenlernen zu seinen grössten Hobbys und ist vorwiegend mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs.

Manchen Mitspielern hat er das Wichtigste aus dem Fussballjargon auf Finnisch beigebracht – «damit uns der Gegner bei Standardsituationen nicht verstehen kann».

«Wir müssen dringend unsere Bilanz in den Direktduellen gegen den FCB aufbessern.»

«2004 gelang mir in einem Training ein sensationelles Dribbling.»

Anderlecht verliess er vor zwei Jahren nicht aus sportlichen Gründen, sondern «weil ich einen neuen Fleck in Europa kennenlernen wollte». Dann hörte er vom legendären Meisterschaftserfolg des FCZ in Basel am 13. Mai 2006 und dachte: «Dort will ich hin, da ist was los.»


hannu tihinen, entscheiden sie sich! Dzemaili oder Inler?

(Überlegt und grinst.) Inler, weil er im Gegensatz zu Blerim finnische Bonbons ausprobiert hat.

eifach en würkli geile siech, de hannu! so sind nur ganz wenige fussballer.

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Dini Mueter
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Re: Hannu Tihinen

Beitragvon Dini Mueter » 04.02.09 @ 14:28

Hannu Du bisch wahrlich eine vo ois!!!!

wixer
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Re: Hannu Tihinen

Beitragvon wixer » 20.03.09 @ 7:41

Gestern, kurz nach fünf brauste ich mit dem Roller Richtung Letzigrund (liegt auf dem Heimweg), als am Fussgängerstreiffen jemand völlig verängstigt meinen Fahrkünsten zuschaute. Als ich näher kam, erkannte ich, dass es sich um Hannu handelte. Ich stieg volle Kanne auf die Klötze, rief dem Hannu zu, er brauche sich nicht zu fürchten, und dies würde anders aussehen, wenn er ein Basler oder diese Schirisau vom Mittwoch wäre. Hannu grinste, überquerte also sicheren Fusses die Badenerstrasse und alles löste sich in Wohlgefallen auf.

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Don Ursulo
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Re: Hannu Tihinen

Beitragvon Don Ursulo » 20.03.09 @ 14:18

wixer hat geschrieben:Gestern, kurz nach fünf brauste ich mit dem Roller Richtung Letzigrund (liegt auf dem Heimweg), als am Fussgängerstreiffen jemand völlig verängstigt meinen Fahrkünsten zuschaute. Als ich näher kam, erkannte ich, dass es sich um Hannu handelte. Ich stieg volle Kanne auf die Klötze, rief dem Hannu zu, er brauche sich nicht zu fürchten, und dies würde anders aussehen, wenn er ein Basler oder diese Schirisau vom Mittwoch wäre. Hannu grinste, überquerte also sicheren Fusses die Badenerstrasse und alles löste sich in Wohlgefallen auf.


Super gemacht! Sagst du deiner Harley nun Roller, oder hast du noch ein anderes "Gefaehrt" mit dem du Zuerich unsicher machst?

Hannu ist wieder mal faellig fuer ein Tor oder Doppelpack. Am besten gleich am Sunntig in
Bern!
Kamppailuita ja kaasun Hannu!
EDI NAEGELI - G.O.A.T. - #TBE
Don&Don - Thunder Buddies for Life !!!
Wer alles zu tun begehrt, was ihn gelüstet, muß entweder als König
oder als Narr geboren sein.
(Römisches Sprichwort)


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