Beitragvon BigKahuna » 26.02.08 @ 10:59
Johnny erklärt seinen Aussetzer:
«Es war eine Kombination aus Emotion und Schmerz»
FCZ-Goalie Johnny Leoni über seine Reaktion nach dem Foul von Luzerns Shi Jun und die Probleme seines Teams mit zuletzt einem Sieg aus elf Spielen.
Mit Johnny Leoni sprach Ueli Kägi
Johnny Leoni, Sie wurden beim 1:2 in Luzern in der 3. Minute vom Platz gestellt, nachdem Sie vom Luzerner Stürmer gefoult worden waren und ihm dafür ins Gesicht schlugen. Wie haben Sie die Situation erlebt?
Am Anfang dachte ich, der Schiedsrichter zeigt uns beiden Gelb. Dann liess er sich vom Assistenten umstimmen, und ich erhielt Rot. Mein Handgelenk schmerzt noch immer, es war ein Foul von Shi Jun. Ich schlug nicht mit der Faust zurück, es war mit der flachen Hand auch kein harter Schlag. Es war nur eine Reaktion, um ihm zu zeigen: Was machst du? Ich habe den Ball in den Händen, aber du rutschst mit den Füssen voraus in mich hinein! Was soll das? Aus meiner Sicht wäre die gute Lösung gewesen: Gelb für beide.
Konnten Sie Ihre Reaktion noch steuern, oder war es ein Reflex?
Es war eine Kombination aus Emotion und Schmerz. Wenn der Goalie den Ball in den Händen hält, sollten das die Gegenspieler respektieren und nicht mit beiden Füssen voran attackieren. Gewöhnlich bin ich ja ein ruhiger Typ. Und ich möchte jetzt auch keine Polemik entfachen. Ich habe die rote Karte bekommen und akzeptiere sie auch.
Ist es typisch für die schwierige Situation des FCZ, dass Sie genau jetzt die Kontrolle verlieren?
Nein, das denke ich nicht. Es ist nun halt einfach passiert, und ich kann es nicht mehr ändern. Ich will es auch nicht mehr weiter kommentieren, sondern nach vorne schauen, weil ich glaube, dass noch viele gute Tage vor uns liegen.
Hat dieser Platzverweis den Match in Luzern entschieden?
Ich weiss es nicht. Basel hat gegen Aarau auch mit zehn Spielern gewonnen. Es hat in Luzern andere Spielsituationen gegeben, die für uns hätten laufen können. Aber klar: Zu zehnt war es schwierig.
Die Niederlage in Luzern war nur die Fortsetzung der jüngsten FCZ-Probleme mit nur einem Sieg in den vergangenen elf Partien. Wo sehen Sie die Probleme dieser Mannschaft?
Wir hatten früher teilweise sehr gut gespielt. Jetzt haben wir Pech und müssen das Glück wieder provozieren.
Eine solche Serie hat doch nicht nur mit Pech und Glück zu tun. Es scheint, dass die Balance nicht mehr stimmt nach den vielen Abgängen in den vergangenen Monaten und den zuletzt vielen Absenzen.
Natürlich mache ich mir selbst viele Gedanken über unsere Probleme, doch ich finde derzeit keine Lösung. Wichtig ist, dass wir jetzt nicht nach einzelnen Schuldigen suchen, sondern dass wir alle zusammenstehen.
Hat der FCZ noch eine Meistermannschaft?
Klar hat sich die Mannschaft wesentlich verändert. Die besten Spieler bekamen Angebote aus dem Ausland und wechselten. Die Situation ist nicht mehr vergleichbar mit damals vor einem Jahr. Wenn ich die letzte Meisteraufstellung mit dem aktuellen FCZ vergleiche, wer ist dann noch da? Tihinen, Stahel, Abdi und ich. Eine neue Mannschaft aufzubauen, kann nicht sofort funktionieren. Und wenn uns dann noch zwei, drei Spieler aus der Stammformation fehlen wie nun in Luzern wieder, spüren wir das zusätzlich. Doch ich glaube an das Potenzial dieses Teams. Lucien Favre hat auch nicht in ein paar Monaten ein starkes Team aufgebaut. Doch die Klubphilosophie, mit vielen jungen Spielern zu arbeiten, stimmt weiterhin.
Das klingt nicht danach, dass Sie in dieser Saison noch an den Meistertitel glauben.
So habe ich das nicht gesagt. Nur muss ich auch wissen: Mit neun Punkten Rückstand auf Basel ist es schwierig. Es ist noch nicht zu Ende, aber schwierig.
Ist das frustrierend für die Mannschaft?
Nein, ich spüre keine Frustration. Natürlich sind wir enttäuscht und unternehmen auch alles, um unsere Spiele zu gewinnen. Wir müssen versuchen, weiterhin als Team zu funktionieren und am Sonntag GC zu besiegen. Für diesen Match wird Tihinen zurückkehren - das hoffe ich zumindest - und auch Chikhaoui. Ja, GC besiegen. Das wäre für den FCZ und seine Fans schon eine gute Sache.
Qualle: Tagi online
Der Vorteil der Klugheit liegt darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. Kurt Tucholsky