Beitragvon Martin Gore » 26.02.08 @ 13:11
Endlich, endlich, endlich... ist es also soweit. Die Krise hat den FCZ erfasst und plötzlich kriechen wieder Altbekannte aus ihren Forumslöchern und haben schon immer alles gewusst.... Und gleichzeitig wird sich in Berlin einer gehörig in's Fäustchen lachen... Wohl nicht des FCZ wegen, aber wahrscheinlich wegen einer Person, die beim FCZ gewaltig was zu sagen hat...
Nun, meinerseits habe ich nicht alle Meinungen gelesen. Es hat unter anderem spannende Ansätze, Meinungen, die ich teile; jedoch auch anderes.
So hart und einfach es klingen mag, aber das Hauptproblem, das wir derzeit haben, nahm im Frühjahr 2005 seinen Anfang. Es war der Tag, an dem der FCZ wieder einmal im Cupfinal spielte. An diesem besonderen Tag lernte ein gewisser Ancillo Canepa "zufällig" Sven Hotz im Joggeli kennen. Dieser A.C. verkaufte sich dermassen gut, dass ihn Hotz bald in sein Herz schloss und... der Rest der Geschichte ist bekannt.
A.C. wurde schon immer kritisch beäugt. Man diskutierte auch in diesem Forum über eine allfällige Heugümper Vergangenheit, was wohl oder übel auch der Wahrheit entsprechen mag (ich weiss es nicht - denke es aber).
Canepa war ein exzellenter Wirtschaftsmann, hatte eine erfolgreiche Karriere. Zudem war/ist er verheiratet. Was ihn zu seiner Gattin im Berufsleben unterschieden hat; sie war eine erfolgreiche Managerin eines börsenkotierten Unternehmens und wurde sogar zur Unternehmerin des Jahres gekürt. Vielmehr; sie schaffte es gleichzeitig, einen unglaublich hohen Sympathiewert bei ihren Mitarbeitern zu erlangen. Heliane war erfolgreich, beliebt und bekannt. Ganz anders ihr Gatte. Dieser hat(te) - wohl auch wegen seiner Feldweibel-Körpergrösse - ein grösseres Problem mit seinem Ego. Er wollte an die Oeffentlichkeit. Was war einfacher, als Präsident eines Fussball-Vereins zu werden? Zumal Sven Hotz langsam verzweifelte, da er aus seiner Sicht keinen geeigneten Nachfolger fand?
Nun Ancillo Canepa übernahm das Amt und durfte sogleich in seinem ersten (Halb)-Jahr den Meiterpokal in die Höhe stemmen.
Was danach aber folgte, war grob fahrlässig. Canepa hatte einen Plan. Er wollte um alles in der Welt in die Champions League. Dafür musste zuerst ein Trainer mit grossem Namen her. Lucien Favre wurde schon früh, unter anderem via Printmedien mitgeteilt, dass man ihm aufgrund seiner Verdienste keine Steine für ein Auslandengagement legen würde. DER Fehler schlechthin. Favre, der Mann, der aus der grauen Maus FC Zürich plötzlich die sexieste Adresse im Schweizer Fussball machte, musste weg (Quelle; vertraulich, sorry!). Favre wurde sozusagen fast schon weggemobbt. Traurig die Stories danach, als man immer wieder hören musste, dass Favre "der Böse" war. Dies musste ich einfach einmal los werden. Dass danach die Vernunft siegte und weiterhin auf einen Ausbildner als Trainer gesetzt wurde/wird, war wohl Bickel's Verdienst.
Nun, ich war eigentlich und bin es immer noch, ein Befürworter von Challandes. Sehen wir den Tatsachen doch einmal in's Auge. Wir haben letzten Sommer unser Prunkstück - das Mittelfeld - komplett verloren! Margairaz, Dzemaili, Inler (der wohl beste Mittelfeldspieler damals in der Schweiz und heute mit Schweizer Pass), Cesar. Welche Mannschaft kann diese Abgänge verkraften? Welcher Trainer schafft es, nach weiteren Abgängen (Raffael, Schneider, Von Bergen) eine Einheit zu bilden? Ich glaube, hier muss man lange suchen...
Bickel & co. haben einen sensationellen Job gemacht, als Sie mit der Verpflichtung von neuen Spielern letzten Sommer (oder früher) begonnen haben. Man muss an dieser Stelle Canepa auch zugute halten, dass es ohne ihn wohl auch keinen Yassine Chikhaoui in der Schweiz zu bewundern gäbe.
Der Unterschied zur Aera Favre; Lucien hatte Zeit eine Mannschaft langsam und kontinuierlich nach seinen Vorstellungen aufzubauen. Jedes Puzzle-Teil passte zum anderen. Challandes hingegen musste eine komplett neu zusammengekaufte Mannschaft im Nu aufbauen, etc. Ihm nun die Schuld für die Misere in die Schuhe zu schieben, ist mir zu einfach. Zudem hat er ein gewaltiges Problem; Man verpflichtete Spieler, teure, ja sogar sehr teure Spieler. Teilweise mit sehr langfristigen Verträgen (Hassli...). Hier kommt sogleich wieder der Druck des Präsidenten. Der will seinen teueren Einkauf sicher nicht auf der Tribüne sondern auf dem Platz sehen. Genau gleich verhält es sich mit anderen Neuzugängen. Und hier ist doch ein grosses Problem begraben; Was macht man mit den jungen, hoffnungsvollen Talenten??? Schönbächler, Staubli, Gashi (leider ausgeliehen), Kollar, etc., etc... Hat man ihnen Perspektiven aufgezeigt? Ich hoffe, bezweifle es aber, wenn man in der Winterpause 3 schwedische Talente engagiert... Ich möchte nicht in der Haut von Challandes stecken...
Die Mannschaft ist derzeit lethargisch. Man hätte dem abhelfen können, wenn man nicht aus falschem Stolz Dzemaili einen Korb erteilt hätte. Dieser hätte wohl alles gegeben, um einerseits der Mannschaft zu helfen (und dem einen oder anderen mal den verdienten Tritt in den Arsch zu geben) und somit gleichzeitig sich selber. Es zeugt nicht gerade von Professionalität, wenn der Präsident den Sportchef in der Oeffentlichkeit "übergeht". Ich hoffe nicht, dass sich Bickel langsam aber sicher von Canepa angepisst behandelt fühlt. Denn das wäre der Gau.
Noch 2 Sachen;
- Die Preispolitik ist nicht nachvollziehbar. Schade, für den ehemaligen Arbeiterverein.
- Was man jetzt verbocket, erntet man in einigen Jahren.
Ich wage zum Schluss noch eine Frage; Sind wir wieder an einem ähnlichen Punkt angelangt, wie nach den glorreichen 70er Jahren (und dem eher zufälligen Meistertitel 1981)?
Habe fertig, danke für's Lesen.
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Martin Gore am 26.02.08 @ 14:25, insgesamt 1-mal geändert.