Neues stadion

Diskussionen zum FCZ

Wie stimmt ihr beim neuen Stadion ab?

Ja
91
31%
Nein
59
20%
JA kein Stadtzürcher
113
38%
NEIN kein Stadtzürcher
34
11%
 
Abstimmungen insgesamt: 297

likavi
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Beitragvon likavi » 07.09.07 @ 16:04

Es gibt grundsätzlich zwei Varianten.

Die erste würde ich Südkurven-Brügglifeld-Romantik nennen. Es wird von einem einfachen Stadion geträumt für 20'000 Zuschauer, mit Kiestribünen, irgendwo ausserhalb, mit pyroverträglichen Materialien gebaut, möglichst viel Stehplätze, möglichst heruntergekommen, mit idealem Aufmarschweg für Muttenzerkurve, Rechtsradikale und Antifas.

Ich kann Euch sagen, bei diesem Konzept reicht auch eine Kapazität von 5'000. Denn mehr werden bei einem solchen Schauspiel und solchen Verhältnissen langfristig nicht kommen. Sportlich werden die Zürcher Teams im Vergleich zu YB oder St.Gallen zurückfallen und ins Mittelmass absinken. Zürich wird für immer Fussballprovinz. Aber NEBEN dem Platz wird es für einen Teil der etwa Tausend Südkurvler und ihre Opponenten auf der Gegenseite sicher der Plausch sein.

Die zweite Variante ist ein attraktives Stadion, das durch seine besondere Architektur, seine überdurchschnittlich gute Verkehrsanbindung, seinen Komfort, und seine Einbettung in ein relativ zentral gelegenes und belebtes Gebiet eine starke Magnetwirkung auf möglichst viele unterschiedliche sportinteressierte Menschen ausübt: alte, junge, mittlere, Frauen, Männer, Künstler, Handwerker, Akademiker.

Diesem Profil entspricht das geplante Stadion Zürich im Industriequartier in idealer Weise. Zudem hat dieses Projekt den Riesenvorteil, dass es schon viele juristische Hürden und eine Volksabstimmung übersprungen hat. Wenn man es mit einem 400 Meter Lauf vergleicht, biegt man nun langsam auf die Zielgerade ein. Es wäre mehr als dumm, nochmals auf einem neuen Standort ganz von vorne zu beginnen. Dann kann man das ganze Prozedere nochmals von vorne beginnen – Konzept entwickeln, Investoren finden, Architekturwettbewerbe nach WTO-Norm, allenfalls Volksabstimmung(en) falls nötig, ein grosses Seilziehen mit VCS etc. und allen Anwohnern – da kann man dann mit den juristischen Streitigkeiten wieder auf der untersten Ebene anfangen (beim Hardturm-Projekt ist man nun immerhin schon auf der Bundesgerichtsebene angelangt). Kurz und gut: bis das Stadion Zürich steht, geht es sicher noch 3-4 Jahre. Bis ein Fussballstadion an einem anderen Ort stehen würde, ginge es sicher mindestens 10 Jahre.

Die CS wird die Entwicklung des gesamten Quartiers im Auge behalten. Sie wollen ja auf den jetzigen Trainingsplätzen Wohnungen erstellen. Ausserdem würde ich nicht ausschliessen, dass auch dort die Begeisterung für den Fussball und für spezielle Architektur eine gewisse Rolle spielt – natürlich nur unter der Voraussetzung, dass eine gewisse minimale (6,5% ist ja nun wirklich nicht die Welt) Rendite erwirtschaftet werden kann.

Das hat auch nichts mit „Profitgier“ oder dem System, in dem wir leben zu tun, wie zum Teil angetönt wurde. Die Notwendigkeit der Wirtschaftlichkeit besteht in absolut jedem möglichen Wirtschaftssystem – egal ob Clanwirtschaft der Steinzeitmenschen, genossenschaftliche Organisationsformen, totalitäre Planwirtschaft oder freie Marktwirtschaft – die Wirtschaftlichkeit ist eine von der Natur gegebene Grundvoraussetzung - denn „von nichts kommt nichts“. Das einzige was sich mit dem „System“ ändern kann, sind die Macht- und Besitzverhältnisse – nicht aber die wirtschaftlichen Grundprinzipien.

Für die beiden Clubs, die Stadt und alle die, die von ihr den Lohn oder andere Leistungen beziehen, ist das Stadion Zürich Projekt ideal – es wird privat finanziert – das heisst, es muss nirgendwo sonst etwas eingespart werden, um für das Stadion Mittel freizuschaufeln. Es werden ganz im Gegenteil neue Steuereinnahmen durch die darin angesiedelten Geschäfte und Firmen generiert. Fussball- und Architekturfans sind zudem begeistert von den Entwürfen - vor allem solche aus dem Ausland - bei uns muss wohl zuerst das Ganze wirklich gebaut werden, bis es alle merken, was das für ein tolles Projekt ist.

Was die Kapazität angeht: St.Gallen hat über 20'000, Bern 30'000 und Basel auf knapp 40'000 ausgebaut – da sollen 30'000 in der mit Abstand grössten Schweizer Agglomeration (1.1 Millionen) zu viel sein? Die Erfahrung in der Schweiz hat gezeigt, dass durch ein neues Stadion die Zuschauerzahl sich mehr als verdoppelt. Wenn es also in Zürich gleich abläuft wie in Basel, Bern oder Neuchâtel, dann wird der FCZ einen Schnitt von über 20'000 haben und bei Spitzenspielen und Derbies wird das Stadion mit 30'000 ausverkauft sein.

Die Fankurven sind ohne Zweifel diejenigen, die im Stadion am meisten Stimmung verbreiten, aber sie sind unter den potentiellen Stadionbesuchern zahlenmässig trotzdem eine kleine Minderheit. Teile dieser Minderheit sorgen zudem dafür, dass viele potentielle Zuschauerschichten nicht (mehr) ins Stadion kommen und verhindern ein grösseres Wachstum der Zuschauerzahlen. Ein Beispiel dieses „Kulturkampfes“ zwischen einem Teil der Kurve und dem Rest der zahlenden Zuschauer konnte ich bei der Hardturm-Dernière mitverfolgen. Gegen Ende des Spieles wurde in der GC-Kurve massenweise Pyro gezündet. Die Zuschauer auf der Tribüne Ost direkt darüber wurden richtiggehend vergast. Der Gestank war fürchterlich und einige bekamen Atemprobleme. Es kam zu einer beinahe panikartigen Massenflucht, die mich ein bisschen an Bilder von Hillsborough und ähnlichem denken liessen. Glücklicherweise handelte es sich nur um rund 300-400 Leute, die gleichzeitig losgestürmt sind, und die Securitas öffneten reaktionsschnell alle Tore – so kamen sie aneinander vorbei. Männer schimpften wutentbrannt mit den Securitas, dass sie nichts gegen die Pyro unternehmen, den meisten Frauen standen Tränen in den Augen, drei von ihnen brachen zusammen und mussten medizinisch versorgt werden. Viele verliessen das Stadion, obwohl das Spiel noch lief. Die meisten von ihnen werden wohl nicht so schnell wieder an einen Match kommen.

Zudem ist es etwas undifferenziert, die Fankurven pauschal als die „treuesten Fans“ zu bezeichnen. In Tat und Wahrheit gehört nur ein Teil der Kurve zu den wirklich treuen Fans, genau gleich wie auf den anderen Tribünen, gibt es auch in der Kurve einen ständigen Wandel und sehr unterschiedliche Grade von Beteiligung.

Das Projekt des Stadions Zürich im Industriequartier ist nicht eingeschlafen. Es ist auf seinem langen Instanzenweg schon sehr weit gekommen. Es wäre nun im Sinne des Fussballs wirklich genau das Verkehrteste, sich von all den Instanzen, die gesetzlich nun mal möglich sind, und die ein Teil der Fussballstadion-Gegner weiterhin genüsslich ausreizt, und den entsprechenden Wasserstandsmeldungen in den Medien, zermürben zu lassen.

Das Fussballstadion ist ja bei weitem nicht das einzige Projekt in unserem Land, dem es so ergeht. Da muss sich gesetzlich etwas tun. Einsprachen sind schön und gut – aber es kann nicht sein, dass das Ganze zeitlich so extrem verzögert werden kann – es braucht weniger Instanzen. Auch sollten meines Erachtens auf an der Urne gefällten Entscheide in baulichen Fragen keine Einsprachen mehr möglich sein.

Es ist einfach eine Katastrophe, dass sich Einzelne so unsolidarisch und wie Könige aufführen können. Sie leben mitten in der Stadt, mit direktem Tram- und N1-Autobahnanschluss und gleichzeitig einem eigenen grossen Garten vor der Haustür (!), sie profitieren von allen Annehmlichkeiten, Einrichtungen und Infrastrukturen einer Stadt: dem Hauptbahnhof, dem Sihlcity, der Feuerwehr, Polizei, Unispital, Grossschulen, Vergnügungsviertel, Kehrichtverbrennungsanlage etc. – und das alles sollen bitte die anderen Quartiere tragen – die Bernoulli-Häuser hingegen sollen weiterhin eine ruhige Alpweide mitten in der Stadt sein – und es soll ja niemandem aus den anderen Quartieren in den Sinn kommen, dort in der Nähe zum Einkaufen vorbeizukommen. Und wenn die grosse Mehrheit der Stimmbevölkerung ein neues Fussball-Stadion will, dann kümmert das die Bernoulli-Könige nicht, denn die Stimmen der anderen Leute sind ihnen egal. Sie wollen stattdessen ihre eigenen persönlichen Projekte („ökologisch-sozial wegweisendes Projekt“) auf einem Stück Land realisieren, das ihnen nicht gehört.


Svon H.
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Beitragvon Svon H. » 07.09.07 @ 16:22

Sorry, dass ich jetzt nur einen kleinen Teil rauspicke, der wohl nicht dein zentralster Punkt ist und deshalb jetzt ein bisschen off topic werde...

likavi hat geschrieben:Das Fussballstadion ist ja bei weitem nicht das einzige Projekt in unserem Land, dem es so ergeht. Da muss sich gesetzlich etwas tun. Einsprachen sind schön und gut – aber es kann nicht sein, dass das Ganze zeitlich so extrem verzögert werden kann – es braucht weniger Instanzen. Auch sollten meines Erachtens auf an der Urne gefällten Entscheide in baulichen Fragen keine Einsprachen mehr möglich sein.


Falsch. Vielmehr sollten die Prinzipien eines Rechtsstaates wieder einmal allen verklickert werden. Politik steht nicht über dem Recht, Volksentscheide genausowenig. Es bräuchte im Gegenteil sogar viel dringender als eine Abschaffung dieser Einspruchmöglichkeiten endlich mal ein Verfassungsgericht, das Demokratie und Rechtsstaat zuverlässig schützt.

Edith meint, ich soll wenigsten insofern on topic bleiben, dass ich dir in deiner Einschätzung über die Zielgeraden-Metapher und den zu erwartenden Zeitraum, bis ein alternatives Projekt stehen würde, prinzipielll zustimmen täte.

Warum ein Stadion fünf Ecken braucht geht mir zwar immer noch nicht in meinen Quadratschädel und dass ich eigentlich damals nur wegen der EM ja gesagt habe und die jetzt woanders stattfindet... soviel zum Thema Meinung des Stimmbürgers und so...

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Brolin
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Beitragvon Brolin » 07.09.07 @ 16:38

likavi hat geschrieben:...die Bernoulli-Häuser hingegen sollen weiterhin eine ruhige Alpweide mitten in der Stadt sein – und es soll ja niemandem aus den anderen Quartieren in den Sinn kommen, dort in der Nähe zum Einkaufen vorbeizukommen.


Bin mit deinen Ausführungen in den meisten Punkten einverstanden, sehr gutes und differnziertes Posting. Zum Abschnitt(chen) oben einfach folgendes noch: Es ist mitnichten so, dass die Bernoulli-Häuser eine lauschige Oase der Stille sind, im Gegenteil. Sie liegen direkt an einer der meistbefahrenen peripheren Einfallsachsen der Stadt, mitten im Dreck und Dieselruss der endenden N1. Also nicht gerade das, was man «bevorzugte Wohnlage» oder «schützenswertes Kulturgut» nennen könnte.

Darum sei wieder einmal betont: Es macht durchaus SINN, die Emissionen und Verkehrsbewegungen, Schattenwürfe und Zuschauer-Lärmbelastungen DORT zu konzentrieren, wo die sowieso Hopfen und Malz verloren ist. Und dafür sollten andere Gebiete, welche durch sinnlosen Durchgangs-Verkehr belastet sind, mit entsprechenden Massnahmen beruhigt, entdreckt und geschützt werden. Es ist in meinen Augen eine schweizerische - raumplanerische - Unart, dass möglichst alles flächendeckend verbaut, verschandelt und zersiedelt wird, nur um Steuereinkommen zu generieren (um dieses dann zur Abwasserreinigung, zum Strassenunterhalt, zur ÖV-Anbindung eben dieser zersiedelten Gebiete zu verwenden). Ein Nullsummenspiel, könnte man meinen. WEIT GEFEHLT: Die Landschaft und die Umwelt gegen dabei fast zu 100% drauf, meine lieben.

Sorry, liebe Bernoulli-Gallische Dörfler... ich kann euren Kampf gegen das Stadion nicht unterstützen und teilen. An eurer Stelle würde ich das Quartier-Wechseln oder mich auf ein Stadion mit Europa weiter Ausstrahlung freuen ;o)
«Wir freuen uns auf die Rückkehr von Pa Modou und wünschen ihm viel Erfolg mit dem FC Zürich.»

likavi
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Beitragvon likavi » 07.09.07 @ 16:52

Svon H. hat geschrieben:
Falsch. Vielmehr sollten die Prinzipien eines Rechtsstaates wieder einmal allen verklickert werden. Politik steht nicht über dem Recht, Volksentscheide genausowenig.
.


Politik steht nicht über dem Recht, aber Politik macht Recht. Deshalb trete ich ja für eine Abänderung des Rechtes auf politischem Wege ein. Und dann basiert der neue Rechtsstaat auf dem neuen Recht. Das Recht ist nichts Absolutes, sondern muss sich immer wieder neu den gesellschaftlichen Gegebenheiten anpassen. Vor allem sind solche Anpassungen nötig, um auf den Veränderten Umgang der Menschen und Organisationen mit dem bestehenden Recht zu reagieren. Es geht also darum, ob mit dem alten Recht die ursprünglichen ZIELE des Gesetzgebers unter den veränderten Voraussetzungen noch erreicht werden.

Svon H. hat geschrieben:Warum ein Stadion fünf Ecken braucht geht mir zwar immer noch nicht in meinen Quadratschädel und dass ich eigentlich damals nur wegen der EM ja gesagt habe und die jetzt woanders stattfindet... soviel zum Thema Meinung des Stimmbürgers und so...


Ich hingegen hätte so oder so zugestimmt. ;) Formal spielte die EM für den Entscheid keine Rolle. Für die Meinungsbildung hingegen bei einigen schon. Andererseits kann man es nicht vergleichen. Ohne EM hätten die Stadionbefürworter eben in erster Linie mit einer neuen Heimstatt für den FCZ und GC argumentiert. Ich nehme an, dass es dafür auch eine Mehrheit gegeben hätte, da es ja praktisch gratis ist. Beweisen kann ich es aber natürlich nicht.

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Vale46
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Stimmung und Beurteilung des neuen Letzi

Beitragvon Vale46 » 09.09.07 @ 8:51

Ich war am Freitag beim LCZ Meeting darum erlaube ich mir mal auch wenn es Leichtathletik ist einige Impressionen zu schildern:

-Das Stadion ist gewöhnungsbedürftig, hat nichts mehr mit dem alten Letzi zu tun, auch die Distanzen zum Feld.

- Die Stimmung und Akkustik scheint mir besser als im alten Letzi zu sein, als die Schweizer Staffel lief und "Hopp Schwiiz" gerufen wurde, klang es ganz geil.

- Die Sicht aufs Spielfeld ist viel besser als im alten. Grund die Tribünen, haben einen besseren Neigungswinkel und sind nicht so hoch.

-Der neue Letzi scheint auf den ersten Blick viel kompakter und geschlossener.
Es git nur ein wahre Meischter, FCZ so heisst er!!!!!!

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LuisCypher
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Beitragvon LuisCypher » 09.09.07 @ 10:56

@likavi

Und, macht die Arbeit bei der CS spass?
Die dicksten Eier hat der nicht darauf herumreitet denn am end ist das End zu End

Züri Süd
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Beitragvon Züri Süd » 09.09.07 @ 13:46

1. Basel hat zur Zeit einen Schnitt von 23'000 Zuschauern.
Gegen weniger attraktive Mannschaften kamen noch knapp 20'000 (bei einer Kapazität von 42'500).

2. Xamax hat einen Schnitt von 7'600 Zuschauern.
In den meisten Spielen kamen jedoch nur knapp über 5'000 (bei einer Kapazität von 12'000 und erfolgreichem Saisonstart).

3. YB hat einen Schnitt von 19'000 Zuschauern bei einer Kapazität von 32'000.

4. Von Genf wollen wir gar nicht erst sprechen (auch nicht als sie noch im A spielten).

Quelle: www.dasparlament.ch/tabelle/zuschauer.php

Trotz Zuschauerboom, sind auch die neuen Stadien im Schnitt halbleer, fast nie ausverkauft und somit viel zu gross.

Das 5-eck ist zu gross! 20'000 Plätze würden reichen! Und wenn wir uns nächste Saison für die CL qualifizieren, treten wir für die Spiele gegen Arsenal und Real im Letzigrund an.

Jungs von der CS gebt Euch einen Ruck! Redimensioniert das Projekt, dann ist auch der Schattenwurf kein Problem mehr.


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