Es ist grundsätzlich schön, dass der Vorstand zu den Vorwürfen Stellung bezieht. Wie öfters in der letzten Zeit, hätte man dabei aber noch ein wenig vorsichtiger sein dürfen und nicht gleich weitere Angriffsfläche anbieten müssen.
Wie schon wiederholt erwähnt, reicht es nicht hin, die gegenwärtigen Preise durch die erhöhten Mietkosten im neuen Letzigrund sowie die angespannte finanzielle Lage zu rechtfertigen. GC befindet sich diesbezüglich in genau derselben Position und bietet dennoch wesentlich attraktivere Preise an.
Die Gültigkeit dieses Vergleiches aufgrund GCs finanzieller Unterstützung durch Spross und Konsorten in Frage zu stellen, wie dies wiederholt gemacht worden ist, scheint mir absurd: Auch GC bemüht sich mit allen Mitteln sein strukturelles Defizit zu minimieren und den Club endlich auf gesunde Beine zu stellen. Ausserdem sind sie ganz sicher nicht bereit, Geld zu verschenken und verfolgen mit ihrer Preispolitik keine wohltätigen Zwecke, sondern wollen möglichst viel Bares einnehmen. GC nimmt an, dass ihre niedrigeren Preise durch deshalb höhrere Zuschauerzahlen kompensiert werden.
Diese Preisdiskrepanz müssten Canepa und Strittmatter begründen, zumal Tradition und zu serbeln drohendes Image gebieten, dass man offen für alle ist und nach Möglichkeit günstiger ist als der Nobelclub von ennet den Gleisen. Wenn sie diese Begründung nicht liefern wollen, hätten sie sich den Gang an die Öffentlichkeit gleich sparen können. Ich kann mir nur zwei realistischerweise denkbare Beweggründe vorstellen?
(1) Die Überzeugung, dass die Nachfrage nach FCZ-Eintritten derart unelastisch ist, dass auch tiefere Preise nicht mehr Leute anlocken würden, so dass der FCZ das Optimum erwirtschaftet, während sich GC verkalkuliert.
(2) Die Absicht, mittels der neuen Preisen nicht vorbehaltlos Ertragsmaximierung zu betreiben, sondern zugleich eine schrittweise Umschichtung des Publikums anzustreben: Unwillkommene Elemente sollen verschwinden, damit ein bürgerlicheres, familienfreundlicheres Klima und Image entstehen, welche neue, zahlungskräftigere Kundschaft anlocken.
Warum ich Motivation (2) für falsch und hoch gefährlich halte, habe ich im Thread "FCZ-Wohin?" deutlich zu machen versucht und will mich hier nicht wiederholen. Klar muss man - in Anbetracht der finanziellen Lage - und darf man - als Volksklub - unbedingt bestrebt sein, auch für Familien und zahlungskräftige Kreise noch attraktiver zu werden und soll entsprechende Massnahmen treffen. Wenn man sich aber dabei seiner Wurzeln und Traditionen entledigen will, hat man keine Zukunft.
Ich hoffe darum, dass der Vorstand in Wirklichkeit durch Motivation (1) zur aktuellen Preispolitik getrieben wird. Wenn dies der Fall sein sollte, hat er zwar einen grossen Fehler gemacht - das Label "Arbeiterverein" durch grösstenteils (die SK-Aktion war gerade noch akzeptabel) schamlos elitäre Preise so der Lächerlichkeit preiszugeben, wird den Verein letztlich wesentlich teurer zu stehen kommen, als dass dies die erhofften Mehreinnahmen kompensieren könnten.
Klar haben C&S Recht, dass in Zürich die Massen nicht so leicht wie in Basel zu mobilisieren sind, wo die ganze Stadt geeint hinter dem FCB steht. Trotzdem wäre es doch hochgradig naiv, anzunehmen, dass in der heutigen Situation mit der sportlichen Optimalvoraussetzung sowie der Aufbruchsstimmung durch das neue Stadion bei anständigen Preisen nicht viel mehr Zuschauer erwartet werden dürften. Zum Vergleich (Über die Preispolitik der Clubs bei der Eröffnung ihrer Stadien weiss ich nichts. Es wäre interessant, wenn sich hierzu jemand äussern könnte. Quelle der ZS-Zahlen:
http://www.fan-forum.ch/ff-page/nla/zuschauer/nla/06_07.htm):
-Basel hat in der letzten vollen Saison vor dem Einzug ins neue Joggeli(99/00) einen ZS-Schnitt von 7'684 erreicht. In der ersten vollen St.Jakob-Saison (01/02) durfte man dann bereits 23'395 und damit 3x mehr Zuschauer begrüssen. In dieser Saison wurden sie zwar das erste Mal seit langem wieder Meister, nichtsdestotrotz wird ein wesentlicher Anteil des Zuwachses dem Joggeli-Effekt zuzuschreiben sein.
-YB hatte vor der SdS-Eröffnung (03/04) einen 7'385 ZS-Schnitt. Nach dem Einzug in den neuen Wankdorf konnte man die Zahl auf 14'140 verdoppeln. Da bei YB sportlich bekanntlich wenige Fortschritte gemacht wurden, muss dieser Effekt einzig auf das neue Stadion geschoben werden.
Ich wage den Analogieschluss: Mit einer guten Werbekampagne sowie vernünftigen Preisen, im Bereich derjenigen von GC (klug wäre leicht tiefer), hätte auch der FCZ mit dem Einzug in den neuen Letzi einen ZS-Quantensprung geschafft. Die dadurch erzeugte Euphorie hätte noch mehr ZS angezogen und dem FCZ finanziell und anderweitig in jeder Beziehung genützt.
Falls die Analogie nicht zulässig ist und man tatsächlich mögliche Einnahmen verpasst hätte, so hätte man schlimmstenfalls jetzt halt einen Raffael ziehen lassen müssen, was die verpassten Einnahmen ja sicherlich um das x-fache übertroffen hätte. Wenn man sich zum FC Bayern der Schweiz aufschwingen will, dann hätte man dieses Risiko auf jeden Fall eingehen müssen.
Bezüglich der Bussenabwälzung teile ich die Meinung von Captain Tsubasa. Eine nach seinen drei Punkten modifizierte Regelung könnte eine Chance sein.