14. Juni 2007, Neue Zürcher Zeitung
«Auch ich träume von der Champions League»
Challandes über seinen Job in Zürich
Herr Challandes, Sie verlassen die Trainerstelle im Verband und wechseln zum FC Zürich. Warum?
Bernard Challandes: Ich hatte Freude mit der U-21-Auswahl. Manchmal war ich jedoch etwas frustriert, weil ich wenig Zeit auf dem Rasen verbrachte. Das fehlte mir. In Zürich kann ich die Arbeit auf dem Rasen wieder leben. Ich kenne die Hälfte des Teams, der Klub will mit Jungen arbeiten. Das überzeugt mich.
Sie waren lange weg vom täglichen Betrieb.
Ich habe das Leben auf dem Rasen immer geliebt. Der Fussball hat sich weiterentwickelt, die Teamarbeit ist wichtiger geworden. Nicht nur der Coach allein ist entscheidend. Harald Gämperle ist als Assistent da, auf ihn setze ich.
Sind Sie sicher, dass Gämperle bleibt?
Das hat man mir so gesagt. Gämperle ist wichtig, weil er das Team kennt. Mit dem Goalietrainer Martin Brunner habe ich im Verband zusammengearbeitet. Wir kennen uns gut.
Romands passen zum FCZ
Wieder kommt ein Romand nach Zürich. Haben Sie keine Bedenken?
Die Trainer aus der Romandie passen offenbar zum FCZ. Ich denke an Jeandupeux, an Gress und an Lucien Favre, der am Anfang in Zürich gelitten hat. Das darf man nicht vergessen. Aber es spielt keine Rolle, ob jemand Deutsch- oder Westschweizer ist. Das schöne Spiel und der Erfolg entscheiden. Ob England, Spanien oder die Schweiz: Der Fussball ist weltweit.
Haben Sie sich mit Favre unterhalten?
Jetzt nicht, aber ich war jahrelang in intensivstem Kontakt mit ihm. Ich habe den FCZ auch oft spielen sehen. Favre hat mir oft telefoniert. Ich weiss, was im FCZ ist. Die Hauptaufgabe ist, das Mittelfeld Dzemaili, Margairaz und Inler zu ersetzen.
Versuchen Sie Favre zu kopieren?
Das kann und darf ich nicht. Aber ich will den FCZ weiterentwickeln. In Favres Spiel mag ich die Konstruktion, das Halten des Balls, die Präzision, das Prinzip der kurzen Pässe. Vielleicht spielt der FCZ unter mir etwas vertikaler, mit mehr Pressing. Auch die physische Komponente wird wichtiger.
Keine Angst vor Neuem
Sie verlassen eine sichere Stelle im Verband. Haben Sie keine Angst vor dem Neuen?
Nein. Ich war in Yverdon, mit YB und mit dem Servette FC mit schwierige Situationen konfrontiert. Wer Angst hat, darf nicht Trainer werden. Es war relativ ruhig im Verband. Aber ich habe auch als junger Lehrer die Schule verlassen - zugunsten des Fussballs. Auch damals sagten mir die Leute: Spinnst du? Ich habe Kinder, ein Haus. Wer Trainer ist, muss etwas wagen.
Erhalten Sie im FCZ viel mehr Lohn?
Ja. Aber nur, wenn die Resultate stimmen. In diesem Fall kommt einiges zusammen. Sonst ist die Differenz zum Verband nicht erheblich.
Der neue Lohn ist der Preis des Risikos.
Das Geld war nicht entscheidend. Wir einigten uns in zehn Minuten über den Vertrag.
Die Führung des FCZ spricht von der Champions League. Das klingt vermessen.
Auch ich träume von der Champions League. Vielleicht ist das etwas verrückt. Aber ich will träumen, vielleicht muss man träumen, um etwas erreichen zu können.
Interview bir.