Beitragvon topf » 12.06.07 @ 23:00
22:52 -- Tages-Anzeiger Online
Challandes neuer FCZ-Trainer
challandes
Arbeitet künftig im Letzigrund: Bernard Challandes.
Der Coach der Schweizer U-21-Auswahl wird Nachfolger von Lucien Favre – aber vielleicht verliert der Meister bald Harald Gämperle. Der Assistenztrainer verhandelte mit Hertha Berlin.
Von Peter Bühler
FCZ-Präsident Ancillo Canepa bittet am Mittwochmorgen um 9.45 Uhr zur kurzfristig angesetzten Pressekonferenz. Eine Viertelstunde vor dem ersten Training der 1. Mannschaft und dem offiziellen Auftakt in die neue Saison wird er beim Spielereingang der Saalsporthalle «den Medien für Auskünfte zur Verfügung stehen».
Aller Voraussicht nach wird Canepa in nicht eben standesgemässer Umgebung den Namen des Nachfolgers von Lucien Favre offiziell bekannt machen. Es deutet alles darauf hin, dass der neue Mann Bernard Challandes heisst. Canepa bemühte sich beim Schweizerischen Fussballverband um eine Freigabe für Challandes und verhandelte mit Generalsekretär Peter Gillieron die Abgangsmodalitäten.
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Der Verband lässt seinen Trainer vorzeitig aus dem bis Sommer 2008 laufenden Vertrag aussteigen. Hans-Ruedi Hasler, Technischer Direktor des Verbandes und Vorgesetzter von Challandes, sagte am Abend: «Ich gehe davon aus, dass Bernard Challandes beim FC Zürich Trainer wird. Er hat mir gegenüber erklärt, dass er dieses Amt annehmen will.» Gemäss Hasler fiel Challandes die Entscheidung für den FCZ und gegen den Verband schwer: «Er war hin- und hergerissen.»
Challandes arbeitet seit 1995 für den Verband, 2001 übernahm er von Köbi Kuhn das U-21-Nationalteam und führte sie zweimal an eine EM-Endrunde. Er gilt als Vertrauensmann von Kuhn und wurde vom Nationalcoach stark in die Vorbereitungen für die EM 2008 eingebunden. Im 40-köpfigen Sichtungskader, die für das EM-Kader in Frage kommen, ist er für die Beobachtung und Betreuung von Barnetta, Pirmin Schwegler, Margairaz und der Degen-Zwillinge zuständig. Ohne Groll bemerkte Hasler: «Wir verlieren mit Challandes einen hervorragenden Trainer und Ausbildner.»
Für den Technischen Direktor ist klar, «dass man Reisende nicht aufhalten soll». Er betrachtet es auch als Chance für Challandes, bei einem renommierten Verein wie dem FCZ arbeiten zu können. Immerhin war der 55jährige Neuenburger Challandes rund zwölf Jahre weg vom hektischen Tagesgeschäft des Klubfussballs. Vor seinem Eintritt in den Verband hatte er für La Chaux-de-Fonds, die Young Boys und Servette gearbeitet. In Bern wirkte er mit mässigem Erfolg und nur während elf Monaten, in Genf wurde er nach nicht einmal sieben Monaten entlassen.
Umso wichtiger wäre es für Challandes, dass er beim FCZ mit Leuten zusammenarbeiten kann, welche die Mannschaft genau kennen. Dies war eigentlich gewährleistet, denn Sportchef Fredy Bickel und Assistenztrainer Harald Gämperle sind seit dreieinhalb Jahren im Verein. Dem Meister droht nun aber ausgerechnet in dieser delikaten Phase nach dem Wegzug Favres auch der Abgang des Assistenten. Gämperle verhandelte gestern in Berlin mit Dieter Hoeness und Werner Gegenbauer, dem Manager und dem Aufsichtsratsvorsitzenden von Hertha.
Gämperle, der heute Abend in Begleitung seiner Frau nach Zürich zurückflog, hat beim FCZ einen weiterlaufenden Vertrag ohne Ausstiegsklausel. Die Zürcher, die über seinen Trip nichts wussten, wollen ihn nicht freigeben. Sportchef Fredy Bickel sagte am späten Abend: «Harry ist ein Freund von mir, und doch hat er mich nicht informiert.» Gämperle wird morgen das erste Training auf der Allmend Brunau leiten, weil Challandes bis Samstag in den Ferien in Griechenland weilt.