Beitragvon fischbach » 12.06.07 @ 14:17
Arnold Schulers Einstieg beim FC St. Pauli
Der Verwaltungsrat des Zürcher Handballklubs Amicitia investiert mit einem Partner 5 Millionen Euro in den Hamburger Kultverein.
Von Ueli Kägi
Selber sagt Arnold Schuler über sich: «Ich bin ein Freak.» Und vom FC St. Pauli weiss er: «Dieser Klub ist anders. Dieser Klub ist ein Lebensgefühl mit Che-Guevara-Groove.»
Schuler war in der gerade abgelaufenen Saison noch wichtigster Geldgeber bei den GC-Handballern und ist nach seinem Abgang nun Verwaltungsratsmitglied bei Aufsteiger Amicitia. Der 43-Jährige, einst im Computergeschäft zu Geld gekommen, versuchte zuletzt im Sport-Ticket-Geschäft als Broker mitzuverdienen. Jetzt steigt er, unterstützt von seinem Schweizer Partner Gisep Biert, mit 5 Millionen Euro beim FC St. Pauli ein.
St. Pauli ist Kult. Der Klub hat den Totenkopf als Logo und seine Heimat auf dem Kitz, der Reeperbahn, Ausgehviertel, Rotlichtmilieu, bekannt auch als «sündigste Meile der Welt» mitten in Hamburg. Einst spielte der FC St. Pauli in der Bundesliga, jetzt ist er gerade zurückgekehrt von der Regionalliga in die 2. Bundesliga. Selbst in der sportlichen Drittklassigkeit waren zuletzt die Heimspiele mit über 15 000 Zuschauern ausverkauft. Und auf der Reeperbahn feierten 35 000 den Wiederaufstieg.
Auch Ticketing-Rechte an Schuler
Mit den 5 Millionen Euro finanziert St. Pauli den derzeit laufenden Neubau der Südtribüne, welche die Kapazität am Millerntor wieder auf gegen 22 000 Zuschauer erhöht - nur dann mit neuerdings etwas Luxus. Die 5 Millionen Euro gelten als rückzahlbares Darlehen bis 2017. Verbunden mit dem Investment sind für Schuler mehrere Gegengeschäfte.
Das Duo hat die Ticketing-Rechte für sämtliche Anlässe im Stadion erhalten. Im Fussballbereich verkauft St. Pauli 12 000 Saisonkarten und in der 2. Bundesliga erwartungsgemäss 10 000 weitere Tickets pro Heimspiel. Schuler und Biert verdienen an jeder verkauften Eintrittskarte eine Gebühr. Und das Duo hat sich für die 10 Jahre der Darlehenslaufzeit die Rechte am Merchandising des FC St. Pauli sowie die Rechte für das Catering und die Organisation weiterer Veranstaltungen am Millerntor gesichert. Schuler plant Boxkämpfe und Eishockeyspiele, er spricht auch von einem Biathlon-Event. Auf der voraussichtlich im September fertig gestellten Südtribüne befinden sich auch 11 Logen, die auf St. Pauli ortskonform «Separees» heissen. Schuler/Biert haben gleich selbst «ein paar» (Schuler) dieser Separees erworben, um sie von Anlass zu Anlass Gewinn bringend zu vermieten.
Wöchentlich in Hamburg vor Ort
Schuler sieht beim FC St. Pauli ein «extremes Potenzial» - dank der Ausstrahlung des Vereins, dank der Lage des Stadions und weil der sportliche Erfolg der Mannschaft offensichtlich nicht von solch wesentlicher Bedeutung für die wirtschaftlichen Möglichkeiten ist wie bei anderen Klubs. Schuler erzählt, dass bereits jetzt von deutschen Fussballklubs nur die Bayern, Schalke und Dortmund im Merchandising mehr umsetzten als St. Pauli, obwohl der Verein sein Merchandising nicht professionalisiert betreibe. Dass St. Pauli die vergangenen Jahre stets am Rande des Ruins wirtschaftete, schreibt Schuler auch der ungenügenden Geschäftsführung vor allem im sportlichen Bereich zu. Der Klub sucht derzeit auch unter Schulers Mithilfe einen neuen Sportdirektor.
Wöchentlich ist Schuler mittlerweile in Hamburg, im «boomenden Hamburg», wie er sagt. Seinen finanziellen Einsatz sieht er bei aller Leidenschaft für den FC St. Pauli vor allem als «ein Geschäft und nicht wie bei GC und Amicitia als ein Hobby». Er will mit Partnern auch dabei sein, wenn das Stadion bis zum 100-Jahr-Jubiliäum 2010 auf 28 000 Plätze erweitert wird. Schuler sagt: «Bei St. Pauli gibt es so viele Möglichkeiten, da steckt so viel Geld dahinter. Das Potenzial ist unerschöpflich.»
Quelle: Tages-Anzeiger