Beitragvon skenderbegi » 18.05.07 @ 1:46
ein nachtrag dazu vom tagi....
Fussball – Freitag, 18. Mai 2007
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17.05.2007 -- Tages-Anzeiger Online
Die Chance nach dem Doppelsieg
Es war ein guter Mittwoch für den FCZ. Sein Forfaitsieg gegen St. Gallen wurde bestätigt. Und dank des 2:0 gegen Luzern bleibt er einen Punkt vor Basel.
Von Peter Bühler, Zürich, und Thomas Schifferle, Basel
Kurz nach halb zehn Uhr am Mittwochabend strahlten die Basler beim Blick auf den Teletext. Da lasen sie: 1. Basel 68. 2. Zürich 67. Die Rangliste hatte nur einen Fehler. Um diese Zeit stand erst das 2:0 von Basel gegen Sion fest, aber der FCZ hatte noch über 20 Minuten Zeit, das 0:0 gegen Luzern zu korrigieren. Dann flankte Santos, Cesar köpfelte, der FCZ führte gegen Luzern, und der FCB war die Tabellenführung um Viertel vor zehn Uhr wieder los. Santos erzielte später auf dem Hardturm noch das 2:0.
Es war ein erfreulicher Mittwoch für den Meister. Die erste gute Nachricht hatte er schon am Nachmittag erhalten. Der CAS, das Internationale Sportgericht in Lausanne, bestätigte seinen 3:0-Forfaitsieg gegen St. Gallen: Der FCZ kann endgültig die zwei Punkte behalten, die ihm die Disziplinarkommission der Swiss Football League in erster Instanz zusprach, weil St. Gallen beim 0:0 am 1. April mit Philipp Muntwiler einen Spieler eingesetzt hatte, der tags zuvor in einem 1.-Liga-Spiel vom Platz gestellt worden war.
Die St. Galler waren als direkt betroffener Klub ans CAS gelangt, die Basler, weil das Urteil der Liga direkten Einfluss auf den Kampf um den Meistertitel hat. Die Basler setzten dabei auf ein Gutachten eines renommierten Rechtsprofessors, um zu beweisen, wie unklar für einen solchen «Fall Muntwiler» die Reglemente abgefasst seien. Michele Bernasconi, erfahrener Einzelrichter am CAS, liess sich aber auch davon nicht umstimmen.
Marcel Rochaix, der Rechtsvertreter des FCZ, war sich von Anfang an sicher gewesen, dass sein Klub die zwei Punkte behalten darf. «Aber uns wäre lieber gewesen, die Mannschaft hätte sie auf dem Platz geholt», sagte er.
Basels Gelassenheit
Natürlich hätten sie sich etwas anderes gewünscht, sagte in Basel Trainer Christian Gross, «aber jetzt ist es so. Fertig. Schluss.» Auch an der Wahl von Bernasconi hatte der Klub nichts auszusetzen, obwohl er als Anwalt bei einer grossen Kanzlei im Zürcher Seefeld arbeitet. «Er war unser Wunschkandidat», betonte Bernhard Heusler, Jurist und Vizepräsident des FCB. Er erklärte auch, auf einen Gang ans Bundesgericht zu verzichten.
Die Reaktion der Basler Verantwortlichen war von einer Gelassenheit geprägt, die der Sache nur gut tat. Sie verhinderte ein Aufwallen gehässiger Emotionen. Und die Mannschaft reagierte mit dazu passender Professionalität. Sie besiegte Sion auf überzeugende Art und Weise.
Es ist diese Saison nicht der erste Fall im Schweizer Fussball, der das CAS beschäftigte. Aarau setzte gegen St. Gallen einen nicht lizenzierten Goalie ein, weshalb aus dem 4:0 ein 0:3-Forfait wurde. Für grosses Aufsehen sorgte das jedoch nicht. Das war im Herbst und betraf nicht den Meister und den Ligakrösus, sondern mit Aarau einen Verein, der sportlich gesehen schon fast zur «quantité négligeable», zur unerheblichen Grösse, geschrumpft ist.
Jetzt ist das ganz anders. Es geht um den Titel, und der späte Zeitpunkt des Falls sorgt für zusätzliche Brisanz. Ohne den Zugriff auf Rechtsmittel wäre der FCZ als Leader entthront. Die zwei Punkte können ihm nun erneut zum Titel verhelfen. Das wäre ein Schönheitsfehler, aber es soll deshalb nicht die Stunde der Moralisten schlagen, die es gerne gesehen hätten, wenn der FCZ in dieser Sache gar nicht aktiv geworden wäre. Dabei hätte die Liga von sich aus tätig werden müssen: Es wäre ihre Aufgabe zu untersuchen, ob ein Spieler qualifiziert ist oder nicht. Dass sie nichts unternahm, passt zu ihr und ihrem oftmals unprofessionellen Handeln.
Was der FCZ tat, war nur legitim und hätte jeder andere auch getan, Basel eingeschlossen. Das entbindet die Verbandsbehörden allerdings nicht vor ihrer Pflicht, die Reglemente so abzufassen, dass missverständliche Interpretationen künftig ausgeschlossen sind.
Zürichs verlorene Souplesse
69:68 heisst es also für die Zürcher in der Rangliste. Und das bedeutet: Morgen Samstag, in der zweitletzten Runde, können sie Meister werden. Dafür brauchen sie auf der Plastikunterlage des Stade de Suisse einen Sieg gegen YB und die Schützenhilfe von Luzern gegen Basel.
«Wir versuchen alles», hält Gross dagegen, «wir wollen gewinnen, und wir werden gewinnen.» Er setzt auf die Nervenstärke seiner Spieler, die seit 18 Runden unbesiegt sind und in diesem Jahr neun Punkte auf den FCZ gut gemacht haben, und redet vom Glauben und der Zuversicht, den FCZ noch abfangen zu können. Er gibt sich entspannt, wie das für ihn ungewohnt ist. Selbst seine Aussagen zum CAS unterlegt er mit einem Lächeln.
«Züri isch nervös», sangen die Basler Zuschauer am Mittwochabend. Zürich nervös, Christian Gross? «Alles ist möglich», sagt er ausweichend und greift lieber zurück auf seine Formulierung, an der er so sehr Gefallen gefunden hat: «Wir jagen Zürich bis am Ende.»
In Zürich weiss derweil Trainer Lucien Favre, dass 2007 nicht mehr 2006 ist und seine Mannschaft nicht mehr fähig ist, den Motor auf hohen Touren zu drehen. Sie hat ihre Souplesse verloren und mit Blerim Dzemaili einen Leader, sie hat keinen mehr, der die Mitspieler mitreissen kann, sie ist vielmehr verkrampft. Was das 2:0 gegen Luzern bewirkt, dieses erlittene und erarbeitete 2:0, wird man erst morgen in Bern sehen. Für Fredy Bickel, den Sportchef, steht eines trotzdem schon fest: «Meister wird der FCZ. Das ist klar.»
fcz 06-07