Beitragvon Loyalist » 28.03.07 @ 8:21
Der Kampf ums Zürcher Publikum im neuen Stadion
Der FCZ und GC spielen ab September im Letzigrund.
Beide Klubs werden die Eintrittspreise erhöhen.
Die Swiss Football League hat sich noch nicht festgelegt, ob die neue Fussballsaison am 18. oder 21. Juli beginnen wird. Klar ist hingegen, dass der FC Zürich und die Grasshoppers ihre ersten Heimspiele der Saison 2007/2008 im Hardturm bestreiten werden. Der neue Letzigrund wird am 7. September mit dem Leichtathletik-Meeting «Weltklasse Zürich» eröffnet, am 30. September findet im neuen Stadion mit dem Derby zwischen den beiden Zürcher Klubs das erste Fussballspiel statt.
Danach werden der FCZ wie GC ihre Heimspiele im Letzigrund bestreiten – zumindest bis der neue Hardturm, das Stadion Zürich, steht. Der Bauherr Credit Suisse soll dem Vernehmen nach weiterhin grosses Interesse haben, das Stadion zu bauen. Allerdings sind weiterhin Rekurse gegen das Bauvorhaben hängig.
So viel zu den Daten. Entschieden ist zudem, dass im neuen Letzigrund zumindest bis nach der Europameisterschaft 2008 auf Naturrasen gespielt wird. Geht es nach FCZ-Präsident Ancillo Canepa, dann soll auch danach kein Kunstrasen verlegt wer- den. «Von klinischem Fussball halte ich gar nichts, der Fan will das Gras riechen», sagt er. Entschieden ist überdies, dass die Sessel im Letzigrund in roter Farbe gehalten sein werden und nicht in zürcherischem Blau – aus optischen und architektonischen Gründen. Canepa erklärt: «Es handelt sich um ein Leichtathletik-Stadion, und es gehört der Stadt Zürich. Der FCZ und GC sind nur Mieter.» Während der EM-Endrunde wird die Kapazität des Letzigrunds durch einen Holzanbau, der von der Tribüne bis auf die Kunststoffbahn reicht, auf 30 000 Zuschauer erhöht. Nach der EM wird das Provisorium abgebaut, das Fassungsvermögen beträgt für Meisterschaftsspiele 26 000 Zuschauer.
Südkurve bleibt bestehen
Die Südkurve, der Treffpunkt der grössten FCZ-Fans und angrenzend an die Badenerstrasse, wird auch im neuen Stadion bestehen bleiben. Noch nicht festgelegt haben die Verantwortlichen der Stadt und der Polizei allerdings, ob nach der EM in diesem Bereich der Arena Stehplätze angeboten werden, wie sich das die Fans wünschen. Gegenwärtig läuft eine Machbarkeitsanalyse durch das für den Bau verantwortliche Architektenteam. Die Stadt Zürich und die beiden Klubs werden in den nächsten Tagen über das Ergebnis informieren.
Bereits festgelegt ist dafür, dass sich bei FCZ-Heimspielen die Fankurve des Gastklubs wie im alten Letzigrund in der Nordkurve an der Baslerstrasse beim Schlachthof befinden wird. GC seinerseits hat für die Heimspiele den eigenen Fans die Nordkurve zugeteilt. Bei GC-Heimspielen werden die Gästefans also in der FCZ-Südkurve bei der Badenerstrasse platziert.
Der FCZ wird auch im neuen Stadion an seiner Strategie der Nulltoleranz gegenüber gewalttätigen Fans festhalten. Momentan muss der Stadtklub nach jedem Spiel im Schnitt über drei Stadionverbote aussprechen. «Wir wollen den Ruf des Vereins verbessern, wir dulden keinerlei Radau, nicht jetzt, nicht in Zukunft», sagt René Strittmatter, der Delegierte des FCZVerwaltungsrats.
Der FCZ eröffnet den Verkauf für Abonnemente für die kommende Saison am 10. April, dem Dienstag nach Ostern. GC beginnt damit später. Was momentan in erster Linie interessiert sind die Ticketpreise im neuen Stadion. Generell werden beide Klubs die Preise im Vergleich zu den Beträgen erhöhen, die momentan für Spiele im Hardturm bezahlt werden müssen. «Allerdings wollen wir im neuen Stadion nur unwesentlich teurer werden, das ist unser Prinzip», sagt GCPräsident Walter Brunner.
Solides Stammpublikum für GC
Der Delegierte des Verwaltungsrats der Grasshopper Fussball AG, Martin Blaser, ergänzt: «Zwischen den Preisen für Einzeltickets, die bei Spielen des FCZ und GC zu bezahlen sind, werden bestimmt keine zehn Franken Differenz liegen.» Seine Strategie läuft darauf hinaus, für das neue Stadion möglichst viele Saisonkarten abzusetzen: «GC braucht ein solides Stammpublikum.» Für ihn ist klar, dass er die potenziellen Kunden nicht mit überrissenen Preisen erschrecken will. Die Preise sind noch nicht endgültig festgelegt, aber Blaser versichert: «Kein Saison-Abo, abgesehen von den exklusiven Logen und Club Seats, wird über 999 Franken kosten.» Das teuerste Abo auf der Haupttribüne des Hardturms kostete bei Spielen der Grasshoppers bis anhin 750 Franken.
Beim FCZ sind die Preise bereits fixiert, offiziell bekannt gemacht werden sollen sie indes erst mit Beginn des Vorverkaufs. Strittmatter sagt: «Berücksichtigt man den Komfort im neuen Stadion, sind unsere Preise moderat.» Durchgesickert ist, dass das billigste Einzelticket im Familien-Corner des neuen Stadions 15 Franken kostet, das teuerste im besten Sektor der Haupttribüne 70 Franken. Die Fans aus der Südkurve bezahlten im Hardturm zwischen 15 und 25 Franken, im neuen Letzigrund werden es 20 bis 30 Franken sein. Zum Vergleich: In der Muttenzer Kurve des St.-Jakob- Parks von Basel kostet der Stehplatz 22 Franken. Im Gästesektor müssen 33 Franken bezahlt werden.
Die Loge: 130 000 Franken
Jeder der 400 Club Seats mit Zutritt zur Lounge inklusive Catering-Angebot kostet beim FCZ 4500 Franken pro Saison. Caterer ist bei beiden Klubs der Zürcher Frauenverein. Viel tiefer in die Taschen greifen muss man für eine der neun Logen im neuen Stadion. Der FCZ verlangt pro Saison 130 000 Franken, GC rund 110 000 Franken (beide ohne Catering). Laut Blaser muss für das Catering mit 15 000 bis 20 000 Franken pro Saison gerechnet werden. Was die beiden Marketingexperten der Zürcher Klubs, Strittmatter und Blaser, unisono versprechen: «Wir wollen unsere Anhänger mit Beginn des Vorverkaufs überraschen.» Will heissen: Es zeichnen sich im Kampf um die Publikumsgunst im Zürcher Fussball Sonderaktionen der beiden Vereine ab.