Beitragvon Kobayashi » 21.11.05 @ 8:48
Ich denke, Varela ist wirklich ein Opfer, dem gehört schon fast ein Träne-des-Monats-Award, ein bisschen mehr Mitgefühl bitte:
nzz.ch
rwe. Wenn sich die Temperaturen der Nullgradgrenze nähern, wünschen sich die Zuschauer eines Fussballmatches vor allem ein erwärmendes Spiel sowie einen Kampf auf Biegen und Brechen. Nun, die Partie zwischen dem FC Zürich und den Young Boys kam erst spät auf Touren; rund eine Stunde konnte man unter dem Motto «gelangweilt, gefroren, geärgert» abhaken. Die Kontrahenten trennten sich schliesslich nach äusserst bescheidener Leistung 1:1, ein Ergebnis, das den Bernern aufgrund ihrer destruktiven Spielweise schmeichelte. Pech für den Platzklub, dass ein Freistosstreffer von Rafael (79. Minute) keine Anerkennung fand. Der YB-Keeper Wölfli fing den Ball (gemäss TV-Bildern) hinter der Torlinie - der Schiedsrichter Leuba gab jedoch das Zeichen zum Weiterspielen.
Lange gefielen sich die Mannschaften vor allem im Umsetzen taktischer Vorgaben der Trainer - zum Leidwesen der frierenden Fans. In der YB- Teamsitzung waren zudem wohl die Resultate der letzten zwei Partien des FCZ (6:1 und 5:3) in Erinnerung gerufen worden, ergo hiess die Devise Risikovermeidung. Nicht verwunderlich deshalb, dass meist fünf Berner Defensivspieler zwei Zürchern (Keita, Rafael) gegenüberstanden und das Zürcher Offensivspiel nicht auf Touren kam. Was dem Platzklub zu einem effizienteren Spiel fehlte, war mehr Tempo auf den Aussenpositionen.
Doch Di Jorio (auf der rechten Aussenbahn normalerweise gesetzt) war gesperrt, und Margairaz, sein Stellvertreter, ist weder ein Sprinter noch (nach einer längeren Verletzungspause) in einer ansprechenden Form. Und Cesar, der meistens in die Mitte drängte, pflegt den Angriff ohnehin zu verzögern. Auf der linken Seite war Stucki taktisch und bezüglich des Stellungsspiels hoffnungslos überfordert. Hier wurde denn auch der Ausgleich zum 1:1 durch João Paulo eingeleitet: Sermeter vermochte völlig ungehindert vorzustossen und zu flanken, im Zentrum war der Brasilianer zur Stelle - umgeben zwar von vier Zürchern, jedoch allesamt in der Zuschauerrolle.
Dass der lange harzig verlaufende und auf überaus bescheidenem Niveau stehende Match nach rund einer Stunde etwas interessanter wurde, lag am Führungstor durch Dzemaili. Die Zürcher hatten sich elegant durch das dichte Abwehrnetz der Berner kombiniert, und am Schluss der Stafette drosch der U-21-Internationale den Ball ins Netz. Ein in der Entstehung wie im Abschluss schöner Treffer. Wer jetzt eine Steigerung des Platzklubs erwartete, wurde schnell enttäuscht. Die Mannschaft Favres blieb ihrem komplizierten und umständlichen Vorgehen treu, und damit war gegen das dicht gestaffelte YB-Bollwerk wenig auszurichten. Dass sich Schiedsrichter Leuba hinterher bei Trainer Favre für den nicht gegebenen Treffer entschuldigte, machte für den Stadtklub die Sache nicht besser.
Auf der Gegenseite referierte der Trainer nach dem Match in gewählten Worten über die erfreuliche Reaktion seiner Mannschaft. Sie sei aus einer schwierigen Situation bravourös herausgekommen und habe letztlich dem Sieg eher näher gestanden. Rohr beschwerte sich zudem über die Schiedsrichter, die ständig den seiner Meinung nach unschuldigen Varela verwarnten. Rohr verstieg sich sogar zur Aussage, dass in Schiedsrichterkursen die Spielweise des Spaniers als generell unfair bezeichnet werde. Etwas viel Polemik für einen Mann, der erst seit einigen Wochen in der Schweiz auf der Trainerbank sitzt.
Suchtrupp Bruno Manser
Sektion Üetliberg Hell