dan hat geschrieben:Einmal mehr ein typischer Fall von Grössenwahnsinn. Selbiger hat gepaart mit schon erschreckender Naivität gewisse Forumuser angesteckt.
Eines beschäftigt mich zusätzlich und immer mehr beim Durchlesen der inzwischen über 200 Beiträge: In anderem Zusammenhang ist ja oft geschrieben oder reklamiert worden in diesem Forum, dass Politik und Fussball nicht miteinander zu tun hätten/haben dürften. Ich denke, dass die jetzt tatsächlich offenbarte Naivität gewisser User genau aus diesem Denken heraus kommt und dass die Risiken dieser (politischen) Naivität für den Fussball (wie ihn die meisten von uns verstehen) enorm sind.
Jea hatte ja einmal ein Bild aus der Nazi-Zeit bemüht, und das war tatsächlich ungeschickt, weil wir immerhin noch den gesellschaftlichen Konsens haben, dass die Greuel des Dritten Reichs mit nichts vergleichbar sind ausser vielleicht mit der Stalin-Diktatur, und dass deshalb die Opfer des Holocaust beleidige, wer bei vergleichsweise belanglosen Aktualitäten der Gegenwart mit dem Schicksal von Juden, Zigeunern, Schwulen, Kommunisten etc. vergleiche. - Ich bin glücklich darüber, dass dieser Konsens immer noch gilt.
Dennoch:
Wenn man sich derart foutiert um demokratische Grundrechte und juristische Grundprizipien eines Rechtstaats wie das gewisse Schreiber tun, dann wird rund um Grossveranstaltungen wie Fussballspiele tatsächlich vieles möglich: Präventivhaft, Massenverhaftungen, Rayonverbote, Kriminalisierung, Ausgrenzung noch und noch. Und für solche Massnahmen erlaube ich mir den harten (politischen) Begriff 'faschistoid'. Dass sie nachher, wie im vorliegenden Fall, noch von einer sozialdemokratischen Polizeichefin gerechtfertigt werden, macht die Sache nicht besser, im Gegenteil.
Ich habe es im Zusammenhang mit der Diskussion ums Stadion - das ich immer leidenschaftlich befürtwortet habe und auch immer noch tue - immer wieder gesagt und geschrieben: Wir können in einem modernen Stadion unseren Fussball (mit-)zelebrieren. Aber wir müssen dran bleiben, unsere Interessen anmelden und beobachten, was sich tut bei Planung und Ausführung. Bei den Vereinen ist das, soweit ich den Überblich noch habe, bisher gut auf dem Weg. Mit der Bauherrin kann man durchaus reden. Bleibt nur noch die dritte Partei, die Stadt, respektive "die Politik": All jene, die glauben Fussball sei die Alternative zur Politik am Sonntag, wurden am letzten Sonntag eines besseren belehrt.
Die Diskussion wird demnächst losbrechen, wer denn aufzukommen habe für die kostspieligen Polizeieinsätze. Und sie werden nach dem
"Präventiv-", respektive Racheschlag vom letzten Sonntag nicht überflüssig werden. Ich warne einfach jetzt schon: wenn wir Fussballfans jetzt zulassen oder auch nur schon zu einer Stimmung beitragen, dass die Vereine dafür aufzukommen haben, dann gut'Nacht Schweizer Profi-Fussball.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit!