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Diskussionen zum FCZ
Nonda14
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Re: Medien

Beitragvon Nonda14 » 14.03.25 @ 21:15

Der Artikel lässt mich ein wenig ratlos zurück. Zusammengefasst ein Aufwärmen von vorherigen NZZ Artikeln, gemischt mit der Übersetzung eines holländischen Artikels, einer kurzen Passage vom Bieler Tagblatt plus den Aussagen von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern. Wieso sitzt Ruch 3 Stunden mit Malenovic zusammen, wenn er ihn nichts konkretes zu den Vorwürfen fragt, oder falls er dies tat, wieso gibt er es nicht im Artikel wieder? Ruch's Beschreibung wie Malenovic wirkt wenn er spricht, nimmt mehr Platz ein, als seine effektiven Aussagen oder die Interpretation dieser.


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Demokrit
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Re: Medien

Beitragvon Demokrit » 14.03.25 @ 22:20

Jemand der ein Interview in einer Zigarrenlounge abhalten muss, hat für mich fundamentale Probleme.
Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart. Noël Coward, britischer Dramatiker (1899 - 1973)

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supporter
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Re: Medien

Beitragvon supporter » 14.03.25 @ 22:33

Heutige PK vor dem Luzern Spiel war wieder ein wahre Freude.
Moniz sagt einfach immer was er denkt, geht nie einer Frage aus dem Weg und kommuniziert unheimlich offen und ehrlich. Finde ich persönlich viel sympathischer als viele andere Trainer.

alles wird besser....seit 111 Jahren

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s'Efeu
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Re: Medien

Beitragvon s'Efeu » 28.03.25 @ 13:26

CH Media (Aargauer, Luzerner Zeitung, etc.)

Eskalationsstufe Zuber: Vor dem Zürcher Derby knistert es in der Stadt

Der FC Zürich hat die grösste Fan-Kurve der Schweiz und einen der schillerndsten Präsidenten. GC ist noch immer Rekordmeister. Trotzdem ist Zürich vieles, aber keine typische Fussballstadt. Doch vor dem Derby vom Sonntag knistert es. Weil einer die Stadt bewegt, der eigentlich keiner Fliege etwas zuleide tut: Steven Zuber.
Stefan Wyss Jetzt kommentieren 28.03.2025, 05.00 Uhr
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Wer ihn kennt, weiss: Dieser Mann trübt kein Wässerchen. Er gilt als scheu, kumpelhaft, lieb. Und auch wenn sein Körper mit den Jahren mit immer mehr Tattoos übersät wurde, sagte seine Schwester Melanie einmal: «Er ist auch als Fussball-Profi immer bodenständig geblieben.» All das dokumentiert eine bemerkenswerte Statistik: In fast 17 Jahren und über 500 Partien als Profi wurde er nie vom Platz gestellt. Nur gerade zwei Spiele hat er in seiner Karriere wegen einer Gelb-Sperre verpasst.
Steven Zuber (rechts) jubelt für seinen neuen Klub – den FC Zürich.
Steven Zuber (rechts) jubelt für seinen neuen Klub – den FC Zürich.
Bild: Claudio Thoma / freshfocus

Er, das ist Steven Zuber. 33 Jahre alt, Zürcher aus dem Tösstal, Stürmer beim FC Zürich. Und ausgerechnet wegen ihm sagt wenige Tage vor dem Derby vom Sonntag ein GC-Fan: «Zuber ist der Grund, weshalb die Stimmung aufgeheizter sein wird als sonst. Es könnte auch eskalieren.» Der Fan, er will anonym bleiben, sagt auch dies über Zuber: «Was er machte, war eine richtige Enttäuschung. Wir fühlten uns hintergangen und verletzt.»

Was Zuber «machte», wurde am 11. Dezember 2024 publik. Er kehrte nach über elf Jahren im Ausland zurück in die Schweiz – und unterschrieb beim FC Zürich einen Vertrag. Beim FCZ! Dabei hatte man auf seinem Instagram-Account noch kurz zuvor lesen können: «Einmal Hopper, immer Hopper!»

Zuber, 2013 mit GC Cupsieger und beim Rekordmeister ein Idol, hatte die Fronten gewechselt. Oder «über die Gleise», wie man in Zürich auch heute noch sagt, obwohl die beiden Stadtrivalen längst im gleichen Stadion spielen.
Beidseitige Abneigung für «Überläufer»

Und damit hat Zuber, etwas überspitzt formuliert, gleich die ganze Stadt gegen sich aufgebracht. Denn auch im Lager des FCZ war man «mässig begeistert von diesem Transfer», wie es Markus Imbach sagt. Imbach ist seit Jahrzehnten FCZ-Fan und Präsident des «Fanklub Letzi». Dabei kam da ein Spieler mit der Erfahrung von weit über 100 Spielen in der deutschen Bundesliga, von 56 Länderspielen und mehreren Teilnahmen an WM- und EM-Endrunden. Aber Imbach sagt: «Zuber hatte null Goodwill.»
Unfreundlicher Empfang: Die Südkurve begrüsst Steven Zuber am 19. Januar im Spiel gegen Yverdon.
Unfreundlicher Empfang: Die Südkurve begrüsst Steven Zuber am 19. Januar im Spiel gegen Yverdon.
Bild: Marc Schumacher / freshfocus

Klar, es gab in den letzten 25 Jahren auch Mihai Tararache, Micheil Kawelaschwili oder Tariq Chihab, die vom einen zum anderen Klub wechselten. Aber ziemlich geräuschlos. «Sie waren Ausländer, keine Identifikationsfiguren.

Bei Zuber, einem Zürcher, ist das ganz anders», so Imbach. Die Südkurve empfing Zuber bei seinem ersten Spiel für den FCZ deshalb mit einem grossen Transparent: «Zuber: Keis Goal wird dich je zum FCZler mache». Zürich mag keine Fussballstadt sein wie Basel oder St.Gallen. Wie Mailand oder Marseille. Oder wie Istanbul und Buenos Aires. Aber wer zum «Überläufer» wird, der bekommt Abneigung auch hier zu spüren – und zwar von beiden Seiten.

Einer der Ersten im Zeitalter des Profifussballs, der mit dem Umweg über das Ausland «ennet der Gleise» landete, war Ruedi Elsener. Der Stürmer war GC-Junior, wurde mit dem Klub Meister und wechselte 1979 nach einer Saison bei Eintracht Frankfurt zum FC Zürich.

Elsener, heute 72 Jahre alt, erinnert sich daran, wie er beim FCZ-Publikum untendurch musste in seiner ersten Saison. «Es lief uns nicht. Wir stürzten als Vize-Meister der Vorsaison auf Platz 4 ab und ich als GC-Bueb war für die Fans der Hauptschuldige.»
Früher wurde das Derby «intensiver gelebt»

Elsener, der fünf Jahre beim FCZ blieb und auch hier Meister wurde, erzählt von einer Zeit, in der das Derby «viel intensiver gelebt wurde in der Stadt als heute». Die Medien hätten tagelang Artikel publiziert, während es «seit ein paar Jahren vielleicht am Matchtag noch etwas zu lesen gibt».

Das hat auch damit zu tun, dass die Identifikation mit den Teams früher grösser war. Der anonyme GC-Fan sagt: «Heute gibt es kaum noch Identifikationsfiguren. Wenn ich ein Trikot von einem Spieler kaufe, muss ich damit rechnen, dass er in einem halben Jahr bereits nicht mehr bei GC spielt.»
Ruedi Elsener im GC-Dress im Europacup-Spiel gegen Inter Bratislava in Zürich am 02.11.1977.
Ruedi Elsener im GC-Dress im Europacup-Spiel gegen Inter Bratislava in Zürich am 02.11.1977.
Bild: Keystone-SDA

Elsener dagegen erzählt: «Als ich beim FCZ war, spielten Zürcher wie Grob, Landolt und ich. Oder andere Schweizer wie Lüdi, Scheiwiler, Seiler, Zwicker und Zappa, die jahrelang beim FCZ waren. Bei GC hiessen sie Berbig, Wehrli, Egli, Hermann, Koller, Sulser oder Schällibaum. Da war die Identifikation beim Fan total.» Deshalb die Frage an Elsener: Weshalb ausgerechnet der Wechsel zum Stadtrivalen? GC habe ein Rückkaufsrecht nicht beansprucht. «Der FCZ hat sich mehr um mich bemüht», erklärt er.

Ähnlich erlebte es Marc Hodel 20 Jahre später. Der Verteidiger ging den umgekehrten Weg, sogar direkt vom FCZ zu GC. Noch heute kann es vorkommen, dass er in der Stadt von FCZ-Fans auf den Wechsel angesprochen wird. Immerhin wird er nicht mehr als «Judas» beschimpft, so wie früher, weil er 1999 beim Stadtrivalen einen gut dotierten Vertrag unterschrieb.

Seine Erklärung: «Mein Vertrag beim FCZ war ausgelaufen und ich hatte kein neues Angebot erhalten, als sich GC meldete.» Hodel sagt deshalb: «Ich habe Verständnis für die Fans. Aber früher wie heute ist es im Fussball so, dass man in erster Linie auf sich selbst schauen muss, weil es unser Beruf ist.»
Marc Hodel (Mitte) nach seinem Tor im Derby gegen den FC Zürich am 09.03.2002 in Zürich.
Marc Hodel (Mitte) nach seinem Tor im Derby gegen den FC Zürich am 09.03.2002 in Zürich.
Bild: Keystone-SDA
Für GC-Captain Abrashi ein No-Go

Diesen Ansatz teilt Amir Abrashi nicht. Am Sonntag wird er die Grasshoppers als Captain aufs Feld führen. «Ich habe den Wechsel von Steven zum FCZ nicht erwartet und ehrlich gesagt kann ich ihn auch nicht verstehen. Für mich käme das nie infrage.» Abrashi ist ein Jahr älter als Zuber. Sie spielten gemeinsam bei den Winterthur-Junioren, trafen sich später bei GC wieder, spielten zwischen 2010 und 2013 für die Zürcher in der Super League und absolvierten zusammen die Sportler-RS.
GC-Captain Amir Abrashi (Mitte) als Antreiber im letzten Meisterschaftsderby am 30. November 2024.
GC-Captain Amir Abrashi (Mitte) als Antreiber im letzten Meisterschaftsderby am 30. November 2024.
Bild: Ennio Leanza / KEYSTONE

Auch für Abrashi ist klar, dass Zuber «Feuer in das Derby bringt». Die Rivalität der Fan-Lager wurde in den letzten Jahren zwar grösser und Gewalteskalationen wurden häufiger. Auch er, Abrashi, erlebt dies und erzählt, wie er in der Stadt von FCZ-Fans schon angepöbelt wurde. Oder wie die Kinder seiner Schwester, die in der Agglomeration wohnen, von Mitschülern beleidigt und beschimpft werden, «nur weil ihr Onkel GC-Captain ist».

Aber bei den Teams sei die Rivalität eher kleiner geworden, erkannte Abrashi. Auch er verweist auf das Fehlen von Identifikationsfiguren. Als er 2010 sein erstes Derby bestritt, standen im GC-Aufgebot neben ihm und Zuber sieben weitere Spieler aus dem GC-Nachwuchs. Beim FCZ waren es zehn Zürcher. «Die Spieler kannten sich und hatten schon bei den Junioren viele Derby-Duelle erlebt», so Abrashi.

Und heute? Nimmt man die letzten GC-Spiele zum Massstab, wird am Sonntag kein Zürcher in der GC-Startformation stehen und mit dem Thurgauer Abrashi womöglich nur ein einziger Schweizer. «Da muss man die Bedeutung des Derbys schon mehr aufzeigen als früher», schmunzelt Abrashi.

Deshalb ist er insgeheim wohl sogar doch auch etwas froh, dass sein früherer Kumpel nun auf der Gegenseite zum Derby einläuft. Denn ausgerechnet dieser Zuber, der ruhige Mann aus dem beschaulichen Tösstal, sorgt dafür, dass es dieser Tage in Fussball-Zürich wieder einmal knistert.

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Mostowoj
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Re: Medien

Beitragvon Mostowoj » 28.03.25 @ 22:12

Riesiges «FCZ»-Graffiti am Zürcher Lindenhof sorgt für Empörung
Ein riesiges «FCZ»-Graffiti wurde am Lindenhof in Zürich entdeckt.
Der Lindenhof ist eine bedeutende archäologische Zone und steht unter Denkmalschutz.
Grünstadt Zürich organisiert die Entfernung des Graffitis, was aufgrund der Grösse aufwendig ist."

Gelöscht

Dann formuliere ich meinen Kommentar gerne positiver:

Welche unserer geschätzten, hochintelligenten Mit-Fans haben dieses ausserordentliche Kunstwerk an dieser alten, wertlosen Mauer angebracht? Es ist eine wahre Freude, dass es auch solche Fans gibt.

Nur schade, dass sich die GC- und Basel-Anhänger bei Grünstadt Zürich stundenlang an der Entfernung dieses Meisterwerks ergötzen dürfen.
Zuletzt geändert von Mostowoj am 29.03.25 @ 5:48, insgesamt 1-mal geändert.

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blanco
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Re: Medien

Beitragvon blanco » 30.03.25 @ 9:46

Möchte mich auch bei der Intelligenzbestie bedanken. Ohne dieses Kunstwerk wäre der FCZ nicht das, was er ist. Vielen Dank!!
fat hat geschrieben:Es wird noch 2,3 Stunden dauern, da die Mannschaft in einer weiteren basisdemokratischen Abstimmung selbst ihren neuen Coach wählt. Das läuft jetzt so beim Fcz. Danach wird noch abgestimmt ob man bei diesem Sauwetter überhaupt draussen trainieren soll.

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johnny
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Re: Medien

Beitragvon johnny » 30.03.25 @ 10:13

Heimat der treusten FCZ-Fans
Anwälte und Arbeitslose, Bankerinnen und Bauarbeiter – wie die Südkurve zum Dauerthema wurde
Am Derby vom Sonntag wird der Fansektor des FCZ wieder im Fokus sein. Seit 1990 wächst die Südkurve konstant an. Die Geschichte eines umstrittenen Phänomens

Für die einen ist die Südkurve ein Hort der Gewalt, die mit Angriffen auf gegnerische Fans, Fackelwürfen und Raufereien mit der Polizei auffällt. Für die anderen ist sie Heimat. Laut, loyal und leidenschaftlich. Ein Ort von Solidarität und Kreativität.

Wie gehen diese gegensätzlichen Wahrnehmungen zusammen? Und was macht die Südkurve für junge Menschen trotz aller Kontroversen heute so attraktiv? Wir haben versucht, uns dem Phänomen Südkurve anzunähern.

1990er-Jahre oder wie alles begann

In den 1970er-Jahren entsteht eine Fankultur, inspiriert zum Teil von der englischen Hooligan-Szene. In Zürich stürmen FCZ-Fans Fussballplätze, um Siege zu feiern, oder sie zünden Feuerwerkskörper. Auf die klassischen «FCZ»-Rufe folgen erste richtige Fansongs.

Die Südkurve, wie sie sich heute versteht, nämlich als Zusammenschluss von zahlreichen verschiedenen Fangruppierungen, formt sich Mitte der 1990er-Jahre. Davor spricht man zwar bereits von der «Südkurve», meint damit allerdings eher die Zürcher Fan-Ecke im südlichen Teil des Stadions und nicht die gesamte Gemeinschaft.
Die Rivalität zwischen den Stadtzürcher Vereinen GC und FCZ besteht da schon seit Jahrzehnten. «Es gab damals schon FCZ-Fans, die nicht auf die andere Seite der Gleise in den Kreis 5 und damit zu GC gingen. Spieler, die nicht wechselten, es bildeten sich schon früh gewisse Dinge heraus, aber sie waren selten mit Gewalt verbunden», sagt der Historiker Christian Koller, der zum Thema Fankultur geforscht hat.
Die Grasshoppers verkörpern in ihren erfolgreichen Jahren das Bild des elitären Nobelclubs, Grossbürgertum und Freisinn. Beim FCZ ist es anders. «Egal ob arm, reich, Secondo, Studentin, Lehrling oder Schüler: Es gab rund um die Südkurve nie ein elitäres Image», sagt Koller.

In den 90ern nimmt der Einfluss aus dem Ausland zu. Aus der italienischen Ultra-Kultur finden aufwendige Choreografien den Weg in die FCZ-Kurve. 1995 hängt im Letzigrund erstmals ein blaues Banner mit der Aufschrift «Südkurve». Ein Jahr später werden die «Boys» gegründet, die grösste und seit 29 Jahren tonangebende Gruppierung in der Südkurve. Im alten Letzigrund hängt ihr Banner bei den meisten Spielen gleich neben dem ersten «Südkurve»-Schriftzug.
Frühe 2000er: Zusammenhalt gegen Repressionen

Anfang des Jahrtausends gibt es, im Gegensatz zu heute, noch viel Platz auf den Stehrängen des Letzigrunds. Die Südkurve ist noch nicht trendig. Trotzdem kommt es zu Scharmützeln mit der Polizei. 2001 werden rund 30 FCZ-Fans beim Auswärtsspiel in Lugano festgehalten und registriert.
Die FCZler aus der Südkurve wie auch der Datenschutzbeauftragte der Stadt Zürich monieren die fehlende rechtliche Grundlage für das Vorgehen. Die Fans boykottierten die erste Halbzeit des nächsten Heimspiels. So zeichnet sich ein Muster ab, das bis heute bestehen bleibt: Die Kurve reagiert auf Repression mit Zusammenhalt.

Nach den Verhaftungen in Lugano formieren sich auch mehrere Fangruppierungen, die es bis heute gibt. Gleichzeitig entschliessen die Drahtzieher in der Südkurve, zahlenmässig zu wachsen. Auch, um sich im Verein mehr Gehör zu verschaffen.
Vier Jahre später, im Sommer 2004, präsentiert die Südkurve erstmals ein Transparent, das sich über die gesamte Breite der Stehplätze zieht. Die Banner der einzelnen Gruppierungen sind seitdem nur noch bei Auswärtsspielen zu sehen.

Die Südkurve sieht sich von diesem Moment an als grosse Klammer, die die einzelnen Fanclubs umschliesst. Es entstehen eine Südkurven-Fanartikel-Linie und ein unabhängiges Magazin. Fans und teilweise auch Spieler treffen sich nach den Partien in der Flachpassbar im Bauch des alten Letzigrunds.

Das Gemeinschaftsgefühl wächst weiter an. Und die Choreos aus der FCZ-Kurve begeistern die ganze Schweiz. Ein Fan, der damals dabei war, sagt, die Südkurve habe das, was er sich auch von der Mannschaft wünsche: «Kraft, Ausdauer, Kreativität, Ehrgeiz, Solidarität und Loyalität». Der sportliche Erfolg der Mannschaft folgt auf dem Fuss. Auch dank der Arbeit von Trainer Lucien Favre und Aufsteigern aus dem eigenen Nachwuchs wie Blerim Dzemaili. Dank Goalgettern wie Alhassane Keita.

2006: Der sportliche Erfolg

Die Gemengelage ist perfekt, der FCZ ist hipp. Anwälte und Arbeitslose, Banker und Bauarbeiter, alle strömen sie ins Stadion. «Es mischen sich die unterschiedlichsten Schichten und Szenen ganz frei von Etiketten», sagt ein Fan. Dies mache die Südkurve für ihn zu «einem der interessantesten Orte der Schweiz».

Beim Rivalen GC sinkt die Zuschauerzahl nach dem letzten Meistertitel 2003. Der FCZ überholt den Rivalen und wird 2006 nach 25 Jahren wieder Meister. 2007 und 2009 folgen die nächsten Titel.
Beim ersten Gewinn 2006 kommt es im letzten Saisonspiel in Basel zu wüsten Ausschreitungen nach dem FCZ-Siegtor in der 93. Minute. Es ist ein Moment, in dem die Fangewalt, in diesem Fall ausgelöst durch auf den Rasen stürmende FCB-Fans, für die breite Öffentlichkeit mit aller Wucht sichtbar wird. Vor laufenden TV-Kameras.

2008: Radikalisierungen, gemässigte Vertreter in der Zwickmühle

In dieser ebenso stürmischen wie sportlich erfolgreichen Phase verändert sich auch die Südkurve. Nicht nur äusserlich im 2007 neu gebauten Letzigrund, sondern auch im Inneren der Kurve.

Die relativ neue Fangruppierung K4 sorgt für Aufruhr, zuerst unter gemässigten Fans, dann in der Öffentlichkeit. Die Gruppe, die sich aus Jugendlichen aus dem Kreis 4 zusammensetzt, zeichnet sich durch aggressives Auftreten und Gewaltbereitschaft aus, Geschichten von Plünderungen von Autobahnraststätten machen die Runde. In der Kurve sind aber grundsätzlich alle willkommen.

Weit ausserhalb der Fanwelt bekannt wird die Gruppierung durch einen Fackelwurf im St.-Jakob-Park 2008. Bei der Aktion wird zwar niemand verletzt, aber sie hallt nach. Zwei Personen werden verhaftet und später verurteilt. Der Verein geht gegen die immer aggressiver auftretenden Fans vor und verhängt Stadionverbote.

Für die gemässigsten Vertreter der Südkurve eine schwierige Situation. Einerseits sind sie um Mitsprache im Verein bemüht und nähern sich der Geschäftsleitung an. Andererseits sprechen sie sich gegen die Stadionverbote aus.
Nach dem Fackelwurf wird K4 von den gemässigten Gruppierungen aus der Südkurve in einen Nebensektor verbannt – ein Novum. In den Jahren darauf verebbt zwar das Gespräch um diese neue Gruppierung und deren Stil. Der Einfluss von K4 und deren Nachfolgegruppierungen allerdings bleibt.

2012: Das Hooligan-Konkordat schweisst Fans zusammen

Im Februar 2012 kommt es zu einem besonderen Derby. Die 227. Ausgabe ist das erste Aufeinandertreffen von GC und FCZ, seit die gleiche Begegnung im Oktober 2011 abgebrochen werden musste: Damals wurden in der GC-Kurve entwendete FCZ-Fan-Utensilien präsentiert, es kam zu Fackelwürfen der FCZ-Fans in die GC-Kurve und einem Forfait-Sieg für GC.

Darum ist das Stadion leer an diesem 12. Februar. Man sieht die neuen Stehplätze in der Südkurve. Jahrelang haben sich die Fans dafür eingesetzt, nun sind sie endlich da. Aber es ist nicht nur aus Zürcher Sicht eine besondere Zeit.
Zehn Tage zuvor, am 2. Februar 2012, wird das erweiterte «Hooligan-Konkordat» verabschiedet. Es ist ein weiterer Schritt einer – aus Sicht der Kurven – Fan-Kriminalisierung. Und das zeigt sich auch im Erscheinungsbild der Südkurve: Wie alle anderen Kurven ist sie durch eine einheitliche Kleidung monotoner geworden: einheitliche Jacken, einheitliche Hosen, einheitliche Schuhe.

«Das Hooligan-Konkordat hat die Fans zusammengeschweisst und die Vorstellung des bösen Staats befeuert», sagt der Historiker Koller. Die Fans uniformieren sich, um in der Masse untertauchen zu können. Vor allem, seit auch das Zünden von Pyrofackeln als ein Akt der Gewalt bewertet wird.

2016: Diese Fans trotzten dem Misserfolg

2016 steigt der FC Zürich ab. Als das letzte Spiel gegen Vaduz vorbei ist, wollen Chaoten aus der Südkurve die Katakomben des Letzigrunds stürmen, Spieler und Staff flüchten in die Garderobe.

Vier Tage später folgt ein denkwürdiger Cupfinal im selben Stadion. «Günned de Final, gönd hei und schämed oi wiiter!», steht auf einem Banner der Südkurve. Als die Spieler den Pokal in die Höhe stemmen, bleibt das Publikum still. Captain Alain Nef und Vizecaptain Gilles Yapi stellen die Trophäe vor die Kurve.
Die Botschaft an die Fans: Dieser Cupsieg ist euer. Die Situation sagt einiges aus über die Bedeutung, die die Südkurve mittlerweile hat. Und vielleicht hilft es, vielleicht heilt die symbolische Aktion die angespannte Beziehung zwischen Fans und Verein. Ein paar Wochen später, als der FCZ in der Challenge League antritt, sind 13’000 Menschen im Stadion.

Einmal mehr bestätigt sich, was die Südkurve auch ausmacht: Das Publikum hält sportliche Durststrecken aus. Die FCZ-Fans finden gar Gefallen an den Reisen durch die Challenge League und treiben den Zuschauerschnitt der ganzen Liga in die Höhe. Die Heimspiele in Zürich besuchen im Schnitt über 9000 Menschen.

Nach einem Jahr steigt der FCZ wieder auf, die Anhängerschaft bleibt und wächst bis heute. Abgesehen von den Coronazeiten kommen im Schnitt über 10’000 Fans ins eigene Stadion, in der Meistersaison 2021/22 sind es 13’400. In der aktuellen Saison liegt der Schnitt bei fast 15’000. Und bei keinem Club der Liga reisen regelmässig mehr Fans zu den Auswärtsspielen als beim FCZ.

2018: Die Gewalt wird sichtbarer

Mit der Rückkehr in die höchste Spielklasse nimmt auch die Sichtbarkeit der Fangewalt zu. Beim Prime Tower kommt es im Februar 2018 zu einem Angriff von FCZ- auf GC-Fans. Es fliegen Gegenstände und Fäuste, Menschen gehen zu Boden, und andere treten zu.

«Eine neue Dimension der Gewalt», heisst es in den Medien, doch die Gewalt zwischen den Fans beider Zürcher Clubs ist nicht neu. Es gibt sie seit Jahrzehnten. Neu ist vor allem die Sichtbarkeit: Die Staatsanwaltschaft macht die Aufnahmen nach dem Zwischenfall öffentlich, um die Täter ausfindig zu machen und strafrechtlich zu verfolgen.
Die Gewalt beim Prime Tower ist eine mediale Zäsur. Neu ist auch der Ort der Auseinandersetzung: Bis anhin fanden sie meist dort statt, wo sie niemand sehen kann: An Treffpunkten, die man vorher vereinbart. Im Februar 2018 wird der Konflikt jedoch mitten in die Stadt verlegt.

Die wüste Schlägerei ist aber auch ein Abbild dieser Zeit: In der Kurve findet ein Generationenwechsel statt. Befeuert durch eine intensive Rekrutierung, finden sich im Jahr in der Challenge League und nach dem Aufstieg viele «Neue» in der Kurve ein. Die erste Ultra-Generation hingegen tritt langsam ab. Das führt dazu, dass sich Kräfte verschieben, dass neue Strömungen entstehen und dass einige ihre Stärke unter Beweis stellen wollen.

Was in den Diskussionen rund um die Gewalt leicht vergessen geht und seit Anbeginn gilt: der Reiz der Südkurve für junge Erwachsene ist gross. Ein Fan, der 2018 dabei war, sagt: «Die Südkurve hat aus mir das gemacht, was ich bin. Früher war ich der Ausländer. Durch die Südkurve bin ich zum Zürcher geworden. Nicht unbedingt zum Schweizer, aber zum Zürcher. Die Südkurve hat mich politisiert. Die vielen Kämpfe, um die Stehplätze oder gegen das Hooligan-Konkordat, haben mein Denken geprägt. Die Südkurve hat mir einen Rahmen gegeben, um zu handeln, wie bei einem Verein.»

2023: Erneute Eskalation

Wie immer in der Südkurve steht Positives neben Negativem: Was früher als Auflehnen gegen ein übermächtiges GC galt, wird zur Machtdemonstration. Ein kleiner Teil der Anhänger nimmt die Botschaften, die in der Kurve schon lange als Gesang kursieren, offenbar wörtlich: «Züri isch ois» und «Ei Stadt, ein Verein, i eusre Stadt gits nume ein Verein.»

So geraten die FCZ-Fans in den Jahren nach der Pandemie immer wieder in die Schlagzeilen: 30 bis 40 vermummte FCZ-Ultras greifen 2023 zweimal einen GC-Stand am Züri-Fäscht an.

Ein Jahr später kommt es zu einem weiteren Angriff auf Unbeteiligte: Der FCZ hat spielfrei, dennoch überfallen rund 25 Ultras die Chilbi in Wiesendangen.
Die Polizei kann dabei zwar einen 17-jährigen Afghanen mit Wohnsitz in der Stadt Zürich festnehmen, er ist allerdings GC-Anhänger. Angreifer aus dem FCZ-Lager können die Ermittler bisher nicht identifizieren. Auch nicht bei den Angriffen am Züri-Fäscht.
«Die Vorstellung, dass die andere Fanseite in der Stadt keinen Platz hat und es keine GC-Fans mehr geben darf, ist erschreckend», sagt Historiker Koller. Viele Fans trauen sich nicht mehr, mit GC-Utensilien durch die Stadt zu laufen.

«Im Kontext von fanbezogenen Überfällen geht es oft um territoriale Integrität, ums Verdrängen von anderen Fans und Clubs – und um eine Vormachtstellung», sagt Alain Brechbühl, Gewaltforscher an der Universität Bern. Schwere Gewalttaten rund um Spiele der Super League seien in den vergangenen Jahren zwar schweizweit gesunken. Doch Behörden berichten auch von einer Zunahme der Qualität der Gewalt, so komme etwa enthemmtes Verhalten häufiger vor.

Der Verein reagiert auf die Vorfälle. Präsident Canepa und sein Sicherheitschef Luca Maggi verurteilen zwar die Gewalt gegen GC-Anhänger, weisen aber Vorwürfe zurück, wonach die Vereinsführung Fangewalt gegenüber zu passiv auftrete. Dabei ist es gerade Canepa, der nach dem Vorfall am Züri-Fäscht von einer Provokation seitens GC spricht.

In diesen Fällen zeigt sich, was von aussen so schwer greifbar ist. Die Südkurve positioniert sich als Ganzes, wenn der FCZ einen ehemaligen GC-Spieler verpflichtet. Sie zeigt sich solidarisch, wenn die GC-Fans von der Polizei eingekesselt werden. Sie schweigt aber, wenn es darum geht, dass einige wenige Jagd auf Unbeteiligte machen, die einen GC-Schal tragen.
Das sorgt auch unter den Fans für Diskussionen. Einer sagt: «Leute, die an Chilbis andere Fans zusammenschlagen, sind in der Südkurve mehr als umstritten. Die Gewalt kommt nicht aus den Gruppierungen selbst, dort funktioniert die Selbstregulierung noch.» Der Gewalt entgegenzuwirken, sei aber aufgrund der wachsenden Anzahl Fans eine schwierige Aufgabe.

2024: Mehr Minderjährige und Erfolge

Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch der Gemeinderat. Auf 37 Seiten zeichnet die Geschäftsprüfungskommission (GPK) 2024 die Problemlage in den Fankurven der beiden Zürcher Clubs auf. Das Bild, das darin von der Südkurve gezeichnet wird, ist vielschichtig: Fangewalt hat sich zugespitzt, auch wenn sie nur von einem kleinen «sehr aktiven Kern» ausgeht. Von den knapp 4000 Personen in der Südkurve sind laut dem Bericht rund 10 Prozent gewaltbereit. Diese Zahl schätzen Experten allerdings als zu hoch ein.

Klar ist: Mit dem grossen Zulauf an Minderjährigen haben sich neue Herausforderungen ergeben, die Selbstregulierung funktioniert an den stetig wachsenden Rändern nicht mehr richtig. Wie weit verbreitet die Jugendkultur mittlerweile ist, zeigen jüngst auftauchende Südkurven-Grafitti und -Kleber weitab der Stadt Zürich.

Ein wichtiger Einschnitt war Corona. Die NZZ nennt die Südkurve «das grösste Jugendhaus der Schweiz» und schreibt: «Sie ist zum Treffpunkt einer pandemiemüden Jugend geworden, die noch zu jung ist, um in einen Club zu kommen, und zu alt, um zu Hause mit den Eltern ‹Brändi Dog› zu spielen.»

Die Fankurve als ein Ort für Junge, um vor den herrschenden Normen zu fliehen. Oder wie es ein Vater eines jugendlichen Fans sagt: «Die Südkurve ist ein äusserst lebendiger, wenn auch schwer zu kontrollierender Ort. Es werden Kleber gemacht, es wird gerappt, es gibt interne Beratungen bei Problemen in der Lehre oder mit der Polizei.»
Der Vater ergänzt: «Natürlich mache ich mir manchmal Sorgen, dass der Junge auf die schiefe Bahn geraten könnte. Er muss aber halt alle Fehler auch machen. Ich möchte meine eigene Zeit in der Südkurve ja auch nicht missen.» Die Südkurve sei ein Ort, an dem viele Junge aufgefangen würden, ein paar wenige aber auch abstürzten.

Der Bericht des Gemeinderates zeigt auch, dass der Fansektor seit einigen Jahren einen Zuwachs an jungen Frauen hat. Sie machen mittlerweile schon etwa 20 Prozent aller Fans der Südkurve aus. Eine Gruppe von etwa 40 Frauen trat jüngst bei der Verpflichtung des Franzosen Benjamin Mendy in Erscheinung, der in England einst wegen achtfacher Vergewaltigung vor Gericht stand und freigesprochen wurde. Die Frauen haben angekündigt, das Stadion zu verlassen, sobald Mendy eingewechselt wird.
Die Präsenz der Frauen wie auch neulich die Erweiterung der Stehplätze im Stadion zeigen, dass die Anziehungskraft der Südkurve trotz den Kontroversen ungebrochen ist. Um die Konsequenzen des Wachstums abzudämpfen, hat die Stadt jüngst zusätzliches Geld gesprochen. Die Sozialarbeit soll in der Kurve deutlich intensiviert werden.

2025: Anziehungskraft ungebrochen

Für viele Fans bleiben die negativen Aspekte aber nur ein Nebenschauplatz und nicht, wie oft von aussen beurteilt, der Kern des Phänomens Südkurve. Die Fans, die vor dem FCZ-Shop für eine Jahreskarte anstehen, werden jährlich zahlreicher. Oder wie es eine junge Frau sagt: «Es wird insgesamt ein zu negatives Bild von der Südkurve gezeichnet. Für mich zählt der Zusammenhalt unter den Fans. Gemeinsam durch die Strassen zu marschieren oder im Stadion den Verein anzufeuern, gibt mir eine Energie, die mir kein anderer Ort geben kann.»
TA 29.3.25
Der ganze SVP Scheisshaufen ist die Bremsspur im Schlüpfer von Helvetia. (Zhyrus, 2023)


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