Repression gegen die Ultra Kultur

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
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Jea
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Re: Repression gegen die Ultra Kultur

Beitragvon Jea » 24.07.24 @ 13:41

«Null-Toleranz-Politik nicht umsetzbar»: Liga zeigt sich in Pyro-Frage gesprächsbereit
Im Ausland wackelt das Pyro-Verbot. Unter gewissen Auflagen darf beispielsweise in Norwegen gezündet werden. Die Swiss Football League beobachtet diese Pilotversuche interessiert – und will die Diskussion auch in der Schweiz führen.

An der Europameisterschaft gab es kein Vorbeikommen am Song des Balkonultras. «Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen», schallte es auch etliche Male aus der Schweizer Fankurve. Noch ist der Ausruf lediglich eine Hoffnung, ein Appell an die Behörden, diesen Ausdruck der Fankultur nicht zu verteufeln. Bald schon könnte er Realität werden – auch in der Schweiz.

Dialog statt Repression als Mittel gegen Fangewalt: «Der aktuelle Zustand ist unhaltbar»

Aktuell läuft in Norwegen ein Pilotprojekt, bei dem das Abbrennen von Pyros in ausgewiesenen Bereichen in der Fankurve unter strengen Auflagen erlaubt ist: Personen, die Pyrotechnik zünden, müssen mindestens 18 Jahre alt, nüchtern und identifizierbar sein, wie die «Bild» berichtet.

«Die sich im Ausland abzeichnenden Lösungsansätze, die eine Zulassung in einem kontrollierten Rahmen mit klar geregelten Vorgaben ermöglichen, sind genau zu beobachten.»
David Barras

Eine gesunde Mischung finden
In der Schweiz beobachtet man die Entwicklungen im Ausland mit grossem Interesse. Die Swiss Football League (SFL) sei sehr interessiert an Lösungsvorschlägen, die versuchen, eine gesunde Balance zwischen Elementen der Fankultur und grösstmöglicher Sicherheit für alle Stadionbesuchenden zu finden, sagt Mediensprecher David Barras.

Der Sicherheitsbeauftragte der SFL stehe deshalb mit den Verantwortlichen in Norwegen und auch mit anderen Ligen im Austausch, die Projekte in diesem Bereich haben. Und Barras fügt an: «Die sich im Ausland abzeichnenden Lösungsansätze, die eine Zulassung in einem kontrollierten Rahmen mit klar geregelten Vorgaben ermöglichen, sind genau zu beobachten.»

Die Formulierungen sind zwar zurückhaltend gewählt, was angesichts des Sprengpotenzials der Pyro-Frage nicht überrascht, sie zeigen aber, dass die SFL grundsätzlich nicht abgeneigt wäre. Fielen die Ergebnisse der Pilotprojekte im Ausland positiv aus, könne auch in der Schweiz darüber diskutiert werden, findet Barras.

Politik fordert mehr Repression
Und er geht noch weiter: «Man stellt weltweit fest, dass die Null-Toleranz-Politik – wie übrigens in allen gesellschaftlichen Brennpunkten – nicht umsetzbar ist.» Die Beispiele aus dem Ausland würden zeigen, dass sich viele Verantwortliche, die sich mit der Organisation von Fussballspielen befassen, ähnliche Überlegungen anstellten.

Während die Liga also offensichtlich gesprächsbereit ist, wenn es um die Pyro-Frage geht, steuert die Politik in die Gegenrichtung. Nicht weniger, sondern deutlich mehr Restriktion gegenüber Fussballfans wird gefordert. Auf dieses Jahr hin wurde das sogenannte Kaskadenmodell eingeführt. Damit sollen Vorfälle mit harten Strafen sanktioniert werden, von Kurvensperrungen bis hin zu Geisterspielen.

Ein Teil der Fankultur
Fest steht: Ob illegal oder nicht, Pyrotechnik ist ein Teil des Fussballs. Für viele Fans ist das Abbrennen von Bengalos Ausdruck ihres Supports für ihr Team. An praktisch jedem Spieltag der Super League wird in mindestens einem Stadion gezündet.

«Gerade innerhalb der Stadien gab es in den letzten Jahren nur sehr wenige Zwischenfälle und Umfragen zeigen, dass sich die Besucherinnen und Besucher der SFL-Spiele in den Stadien sehr sicher fühlen.»
David Barras
Auch Teil der Wahrheit ist, dass es dabei gelegentlich zu Vorfällen kommt. Die über 1000 Grad heissen Fackeln werden aufs Spielfeld oder in den Sektor mit gegnerischen Fans geworfen. Zuletzt passierte dies im Cup-Halbfinal zwischen Winterthur und Servette im April dieses Jahres. Unrühmliche Ereignisse – darüber ist man sich selbst in der Fanszene grösstenteils einig – die jedoch Seltenheitswert haben.

Nach dem Vorfall in Winterthur trug der «Blick» Pyrowürfe seit 2006 zusammen. In den 18 Jahren kam die Zeitung auf acht Ereignisse, bei denen Feuerwerkskörper in Stadien als Wurfgeschoss eingesetzt wurden. SFL-Sprecher David Barras sagt denn auch: «Gerade innerhalb der Stadien gab es in den letzten Jahren nur sehr wenige Zwischenfälle und Umfragen zeigen, dass sich die Besucherinnen und Besucher der SFL-Spiele in den Stadien sehr sicher fühlen.»

Pyrotechnik ist noch ein Verbrechen
Bis zu einer Legalisierung von Pyros ist der Weg noch weit. Denn bisher ist das Abbrennen aufgrund des Sprengstoffgesetzes noch verboten. Es bräuchte wohl eine Ausnahmeregelung. Eine solche könnte die SFL jedoch nicht in Eigenregie umsetzen. Die Behörden müssten dazu eine gesetzliche Grundlage schaffen.

Wenn Liga, Vereine und Fans in der Pyro-Frage gemeinsam auftreten, wächst der Druck auf die Politik. Dies auch deshalb, weil der bisher eingeschlagene Weg der Repression bisher keine Früchte trägt. (fm1today.ch)


watson.ch

schöner gedanke, dass es vielleicht irgendwann doch mehr gibt, die merken, dass Repression oder "null-toleranz" kein gangbarer und umsetzbarer Weg ist. die hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt...
Der Unterlegene spielt nicht, um Meister zu werden und verstaubte Pokale zu ergattern, sondern um seine Ehre mit Stolz zu verteidigen...


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Anulu
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Re: Repression gegen die Ultra Kultur

Beitragvon Anulu » 18.12.24 @ 9:06

So droht bloss eine Eskalation

Im Sommer wurde das Kaskadenmodell eingeführt. Es sollte zu einer einheitlichen Sanktionierung von Fangewalt führen und Transparenz schaffen. Das Gegenteil ist der Fall.

Analyse von
Tilman Pauls
Publiziert heute um 06:00 Uhr


Am Sonntag hat sich die Super League in die Winterpause verabschiedet. Mit sieben Toren auf der Schützenwiese, einem überraschenden Erfolg der Grasshoppers in Basel und mit drei Elfmeter-Treffern beim Spitzenspiel in Lugano. Mal wieder viel los in einer Liga, in der sich neun von zwölf Clubs im Titelkampf befinden.

Das letzte Wochenende war aber auch in anderer Hinsicht ein geglückter Abschluss: Es ging nicht um Fangewalt, obwohl bei der Partie zwischen dem FC Zürich und dem FC St. Gallen brennende Fackeln auf die Tartanbahn des Letzigrunds geworfen wurden. Die Liga hat sich sportlich verabschiedet und nicht mit einem Thema, das in den letzten Monaten durchaus präsent war: das Kaskadenmodell.

Was ist das Kaskadenmodell?
Das Kaskadenmodell besteht aus vier Stufen, wobei gewisse Vorfälle im Vorfeld definierte Massnahmen auslösen. Die Sanktionen reichen von einer Lagebesprechung sowie einer Bewährungsphase über drei Partien (Stufe 1) bis hin zu einem Geisterspiel und fünf Spielen Bewährung (Stufe 4).

Wichtig: Das Modell wird nur durch Vorfälle einer Gruppierung ausgelöst, nicht durch Einzelpersonen. Dann werden die Ereignisse erst durch die örtlichen Polizeibehörden erfasst und analysiert. Liegt eine gravierende Handlung vor, wird der Vorfall unter Anhörung der involvierten Parteien geklärt und danach eine Sanktion festgelegt.

Am Ende liegt es allerdings in der Hoheit der städtischen oder kantonalen Behörden, die erarbeitete Empfehlung umzusetzen: Weder die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) noch die Arbeitsgruppe (AG) Bewilligungsbehörden hat die Befugnis, eine Entscheidung über die Bewilligung am jeweiligen Standort zu treffen. (tip)


Seit dieser Saison wird das Kaskadenmodell bei Spielen der Super League offiziell angewendet. Das vierstufige Modell ist die vermeintliche Antwort der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) und der Arbeitsgruppe (AG) Bewilligungsbehörden auf gewaltsame Vorfälle in der höchsten Schweizer Fussball-Liga.

Es wurde ausgearbeitet und vorgestellt, um an möglichst allen Austragungsorten dieselben Regeln im Umgang mit Ausschreitungen einzuführen. Nach knapp einem halben Jahr muss man aber festhalten, dass dies nicht der Fall ist. Die Anwendung des Kaskadenmodells ist nicht nachvollziehbar, nicht transparent und auch nicht zielführend.

Fünf Sanktionen in dieser Saison
Seit Juli wurden fünf Vorfälle sanktioniert, wie die KKJPD mitteilt. Zudem soll bei vier weiteren Vorfällen eine Massnahme seitens der Behörden gefordert worden sein, so ist zu hören. Und schon vor der offiziellen Einführung im Sommer wurden Strafen gemäss dem Modell ausgesprochen: Ab April 2023 blieben Kurven in Basel, Bern, Genf, Lausanne, Luzern, Sion, St. Gallen und Zürich leer.

Doch nicht allein die Kollektivstrafen haben für Kritik von Fans, Clubs und der Swiss Football League (SFL) gesorgt, die sich im März offiziell aus dem Kaskadenmodell zurückgezogen hat. Sondern auch das Vorgehen der Behörden in den vergangenen Monaten.

Im Vorfeld hat man von einer einheitlichen, nachvollziehbaren Anwendung des Modells gesprochen – davon ist aber nichts zu sehen. Mal wurde eine Kurve im nächsten Heimspiel gesperrt, mal dauerte es mehrere Wochen, mal Monate, mal passierte gar nichts. Mal wurde eine Sanktion auf der Website der AG Bewilligungsbehörden kommuniziert, in anderen Fällen nicht.

Es gibt mehrere Beispiele für das, was Betrachter als «Willkür» bezeichnen: In Sitten kommt es im August zu Ausschreitungen von FCB-Fans. Doch statt einer zeitnahen Sperre des Heimsektors und fünf Spielen Bewährung – so wäre es laut Modell vorgesehen – heisst es: Sperre des Auswärtssektors beim nächsten Spiel in Sitten und zwölf Spiele Bewährung.

Die Fackelwürfe von YB-Fans im Wallis wurden als Stufe 2 sanktioniert, dabei wären sie eigentlich klar der Stufe 3 zuzuordnen. Und zuletzt wurden knapp 600 GC-Fans für das Zünden von Böllern sogar für mehrere Stunden von der Polizei eingekesselt – eine Strafe gemäss dem Kaskadenmodell gab es dafür jedoch nicht.

Diese Vorfälle wurden in dieser Saison gemäss Kaskadenmodell sanktioniert

Am 27. Juli kommt es beim Spiel zwischen Lausanne-Sport und Sion zu Sachbeschädigungen, dem Abfeuern von Feuerwerkskörpern, einem Diebstahl auf dem Fanmarsch sowie Flaschen- und Steinwürfen in Richtung der Polizei.

Am 31. August kommt es vor dem Spiel in Sitten zu einer Schlägerei zwischen Fans des FC Basel und des FC Sion sowie zu Tätlichkeiten während des Basler Fanmarschs.

Am 19. Oktober kommt es im Vorfeld des Zürcher Derbys auf dem GC-Marsch zur Nutzung von «pyrotechnischen Gegenständen mit überdurchschnittlicher Knall- und Sprengwirkung», schreibt die KKJPD. Zudem versuchen mehrere Fans, die Garage des Stadions zu stürmen.

Am gleichen Tag greifen Fans des FC Luzern in Bern nach dem Spiel gegen YB Mitarbeitende der BLS sowie der Transportpolizei an.

Am 7. Dezember kommt es beim Auswärtsspiel der Young Boys in Sion zu Aggressionen der Gästefans gegen den Sicherheitsdienst und dem Einsatz von Feuerwerkskörpern gegen die Polizei.


«Damit das Kaskadenmodell akzeptiert wird, muss die Anwendung transparent und nachvollziehbar sowie unter Einbezug aller Beteiligten geschehen.» Das ist ein Satz, der im Projektbericht «Progresso» aus dem Oktober 2023 geschrieben steht. Auf 89 Seiten werden dort die Grundlagen erklärt. Doch auch von Transparenz und Einbezug kann keine Rede sein.

Von aussen sind die Entscheidungen nicht einsehbar. Das mag vielleicht dann noch zu verkraften sein, wenn es um die Öffentlichkeit geht, um die unbeteiligten Betrachter. Aber es wird spätestens dann zum Problem, wenn selbst die SFL und die Clubs die inneren Vorgänge der Behörden nicht genau kennen und bei der Strafen-Findung nicht mit am Tisch sitzen.

Die SFL teilt auf eine entsprechende Anfrage mit: Bei einem sogenannten Behörden-Call im Anschluss an einen Vorfall werde ein SFL-Vertreter und ein Vertreter des betroffenen Clubs für eine Stellungnahme eingeladen. «Bei der Entscheidfindung sind die betroffenen Clubs und die SFL nicht dabei.» Ehe eine Strafe ausgesprochen wird, würde man «mit kurzem Vorlauf» eine Medienmitteilung der Behörden erhalten.

Transparent ist das nicht. Und es ist ebenso unverständlich wie die Tatsache, dass die KKJPD den Dialog mit der SFL abgebrochen hat. Dabei hat die Liga bereits im Mai um eine Wiederaufnahme eines Austauschs gebeten.

Stärkung der radikalen Kräfte
Klar ist: Der Widerstand gegen das Kaskadenmodell ist auch ein halbes Jahr nach Einführung gross. Der Konflikt zwischen Behörden und Fans wird sich nicht wie durch ein Wunder entspannen. Auch wenn das Vorgehen der Behörden zuletzt nicht das dominante Thema war, wirkt es doch weiterhin so, als steuere man in dieser Angelegenheit auf eine Eskalation zu.

In den letzten Monaten ist es bei friedlichen Protesten geblieben. Bei Plakaten in den Kurven, bei Spruchbändern, bei spontanen Wechseln in andere Sektoren oder beim ungebetenen Erscheinen der Fans, sodass man am Ende doch in den eigentlich geschlossenen Auswärtsblock gelassen wurde. So geschehen beim Spiel des FC Luzern in St. Gallen.

Im Fall des FCZ ist auch ein Club juristisch gegen eine Sektorensperre vorgegangen: Man will einen Präzedenzfall schaffen und einen richterlichen Grundsatzentscheid beim Thema Kollektivstrafen erwirken. Je nach Ausgang dürfte dieser Entscheid das Kaskadenmodell noch mehr ins Wanken oder es sogar zu Fall bringen.

Bis zu einem Urteil wird allerdings noch viel Zeit vergehen. So lange wabert auch das Thema «personalisierte Tickets» weiter durch die Liga. Und eines darf man bei den Entwicklungen der letzten Monate nicht vergessen: Die radikalen Kräfte in den Kurven gewinnen mit jeder fragwürdigen Entscheidung der Behörden weiter an Einfluss.

Es ist eine Entwicklung, die mehrere Kenner der Szene in den letzten Monaten mit Besorgnis beobachtet haben.


Q: https://www.tagesanzeiger.ch/kaskadenmodell-und-fangewalt-so-droht-bloss-eine-eskalation-645072110480
Hast du Feuerschweif am Heck, spült das Wasser alles weg.

-Alte sizilianische Bauernweisheit!

Fulehung
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Re: Repression gegen die Ultra Kultur

Beitragvon Fulehung » 18.12.24 @ 12:07

Wer in der Hooligan-Datenbank Hoogan registriert ist, soll kein Ticket mehr für Sportveranstaltungen kaufen dürfen. Der Ständerat fordert dafür die nötigen Rechtsgrundlagen, trotz Datenschutzbedenken des Bundesrates.

Schon interessant, wie die einzelnen Ständeratsmitglieder abgestimmt haben. Der FDPler aus Luzern stimmt Nein, die GLP-Frau und der SP-Mann aus Zürich stimmen Ja.
https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb ... ctId=66667

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Anulu
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Re: Repression gegen die Ultra Kultur

Beitragvon Anulu » 18.12.24 @ 14:45

Ständerat will Hooligans mit personalisierten Tickets aus Stadien aussperren

Die Parlamentarier wollen die Sicherheit in Fussballstadien erhöhen. Kritiker warnen jedoch vor hohen Kosten, Datenschutzproblemen und leeren Rängen.

Edgar Schuler
Eva Novak
Publiziert heute um 14:13 Uhr

Am Mittwochmorgen sagte er mit 29 zu 14 Stimmen klar Ja zu einem Vorstoss seiner Sicherheitspolitischen Kommission. Ziel ist es, Hooligans bereits beim Ticketkauf auszusortieren und so die Fangewalt einzudämmen.

Ein Abgleich mit der Hooligan-Datenbank soll sicherstellen, dass registrierte gewaltbereite Fans keine Eintrittskarten erwerben können. Der Ständerat folgt damit dem Wunsch der Polizeidirektoren der Kantone, die personalisierte Tickets auch gegen den Willen der Sportverbände einführen wollen.

Thema Fangewalt werde «wie heisse Kartoffel herumgeschoben»
Andrea Gmür (Mitte), Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission, begründete den Vorstoss mit der schon lange grassierenden Fangewalt. «Das Problem wird seit Jahren wie eine heisse Kartoffel zwischen Bund, Kantonen und den Sportverbänden herumgeschoben.» Jetzt müsse endlich die Gesetzeslücke geschlossen werden, damit die Polizeidirektoren in den Kantonen handeln könnten.

Gmür wundert sich über den Widerstand der Sportverbände. «Die Reaktionen sind dermassen emotional, sie sind für mich gar nicht nachvollziehbar. Offenbar treffen wir einen wunden Punkt.» Die Clubs würden sich der Kontrolle verweigern, obwohl sie jetzt schon die Möglichkeit hätten, den Abgleich mit der Hooligan-Datenbank zu machen.

Gmürs Ständeratskollegin Flavia Wasserfallen (SP) ist dagegen kritisch. Ihrer Meinung nach hilft vor allem der kontinuierliche Dialog zwischen Fans, Clubs und Polizei effektiver gegen Gewalt als Zutrittskontrollen. «Der aktuelle unsachliche Aktivismus seitens Politik bedroht diesen Dialog und könnte den erfreulichen Trend zu weniger Gewalt schwächen», sagt sie.

«Hoher Aufwand»: Widerstand der Fussballliga
Der Entscheid des Ständerats stösst bei der Swiss Football League (SFL) und den Clubs auf entschiedene Ablehnung. Claudius Schäfer, CEO der SFL, kritisiere die Massnahme als unverhältnismässig: «200 von 83’000 Zuschauern pro Spieltag rechtfertigen keinen solchen Aufwand.»

Auch warnt Schäfer vor den praktischen Folgen: «Personalisierte Tickets verursachen hohen technischen und bürokratischen Aufwand, führen zu langen Wartezeiten und schrecken nicht vor Gewalt, sondern vom Matchbesuch ab.»

Für das Argument hat Ständerätin Gmür kein Verständnis: «Im Zeitalter der Digitalisierung sind das zwei Klicks, und dann hat man das.»

Schäfer weist zudem auf Datenschutzbedenken hin: «Die Hooligan-Datenbank enthält vertrauliche Informationen. Ob diese von privaten Akteuren korrekt gehandhabt würden, ist fraglich.»

Der beste Datenschutz bestehe darin, dass man erst gar nicht in der Hooligan-Datenbank erscheine, entgegnet Andrea Gmür.

Erfahrungen aus dem Ausland zeigen Schäfers Meinung nach, dass personalisierte Tickets wenig bewirken. «In Italien gibt es weiterhin Probleme, obwohl personalisierte Tickets eingeführt wurden.»

Der Bundesrat ist kritisch
Der Bundesrat hatte sich im Vorfeld der Debatte gegen die Einführung personalisierter Tickets ausgesprochen. Er verweist auf Datenschutzbedenken und die geringe Wirksamkeit der Massnahme: Der Käufer eines Tickets sei nicht zwingend der Stadionbesucher. Zudem hätten solche Instrumente keinen Einfluss auf die Fangewalt ausserhalb der Stadien.

Nach dem Entscheid des Ständerats kommt das Geschäft in den Nationalrat. Stimmt dieser auch zu, ist der Bundesrat aufgefordert, die Gesetzesgrundlage für die Einführung personalisierter Tickets auszuarbeiten, auf die Polizeidirektoren in den Kantonen schon lange warten.

Mitte-Ständerätin Gmür rechnet mit «heftigem Widerstand»
Die Debatte zeigt, wie tief die Gräben zwischen der Politik und der Sportwelt in dieser Frage sind. Der Streit darüber, ob die Massnahme gerechtfertigt und durchführbar ist, und ob sie tatsächlich zur Eindämmung von Fangewalt beiträgt, wird andauern.

«Ich rechne mit heftigem Widerstand, aber nach all den Jahren, in denen das Problem der Fangewalt ein Thema ist, muss jetzt endlich etwas gehen», sagt Andrea Gmür.


Q: https://www.tagesanzeiger.ch/hooligans-in-der-schweiz-staenderaete-wollen-personalisierte-tickets-384021456288
Hast du Feuerschweif am Heck, spült das Wasser alles weg.

-Alte sizilianische Bauernweisheit!

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Re: Repression gegen die Ultra Kultur

Beitragvon Lemieux » 18.12.24 @ 14:56

Anulu hat geschrieben:
Ständerat will Hooligans mit personalisierten Tickets aus Stadien aussperren

Die Parlamentarier wollen die Sicherheit in Fussballstadien erhöhen. Kritiker warnen jedoch vor hohen Kosten, Datenschutzproblemen und leeren Rängen.

Edgar Schuler
Eva Novak
Publiziert heute um 14:13 Uhr

Am Mittwochmorgen sagte er mit 29 zu 14 Stimmen klar Ja zu einem Vorstoss seiner Sicherheitspolitischen Kommission. Ziel ist es, Hooligans bereits beim Ticketkauf auszusortieren und so die Fangewalt einzudämmen.

Ein Abgleich mit der Hooligan-Datenbank soll sicherstellen, dass registrierte gewaltbereite Fans keine Eintrittskarten erwerben können. Der Ständerat folgt damit dem Wunsch der Polizeidirektoren der Kantone, die personalisierte Tickets auch gegen den Willen der Sportverbände einführen wollen.

Thema Fangewalt werde «wie heisse Kartoffel herumgeschoben»
Andrea Gmür (Mitte), Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission, begründete den Vorstoss mit der schon lange grassierenden Fangewalt. «Das Problem wird seit Jahren wie eine heisse Kartoffel zwischen Bund, Kantonen und den Sportverbänden herumgeschoben.» Jetzt müsse endlich die Gesetzeslücke geschlossen werden, damit die Polizeidirektoren in den Kantonen handeln könnten.

Gmür wundert sich über den Widerstand der Sportverbände. «Die Reaktionen sind dermassen emotional, sie sind für mich gar nicht nachvollziehbar. Offenbar treffen wir einen wunden Punkt.» Die Clubs würden sich der Kontrolle verweigern, obwohl sie jetzt schon die Möglichkeit hätten, den Abgleich mit der Hooligan-Datenbank zu machen.

Gmürs Ständeratskollegin Flavia Wasserfallen (SP) ist dagegen kritisch. Ihrer Meinung nach hilft vor allem der kontinuierliche Dialog zwischen Fans, Clubs und Polizei effektiver gegen Gewalt als Zutrittskontrollen. «Der aktuelle unsachliche Aktivismus seitens Politik bedroht diesen Dialog und könnte den erfreulichen Trend zu weniger Gewalt schwächen», sagt sie.

«Hoher Aufwand»: Widerstand der Fussballliga
Der Entscheid des Ständerats stösst bei der Swiss Football League (SFL) und den Clubs auf entschiedene Ablehnung. Claudius Schäfer, CEO der SFL, kritisiere die Massnahme als unverhältnismässig: «200 von 83’000 Zuschauern pro Spieltag rechtfertigen keinen solchen Aufwand.»

Auch warnt Schäfer vor den praktischen Folgen: «Personalisierte Tickets verursachen hohen technischen und bürokratischen Aufwand, führen zu langen Wartezeiten und schrecken nicht vor Gewalt, sondern vom Matchbesuch ab.»

Für das Argument hat Ständerätin Gmür kein Verständnis: «Im Zeitalter der Digitalisierung sind das zwei Klicks, und dann hat man das.»

Schäfer weist zudem auf Datenschutzbedenken hin: «Die Hooligan-Datenbank enthält vertrauliche Informationen. Ob diese von privaten Akteuren korrekt gehandhabt würden, ist fraglich.»

Der beste Datenschutz bestehe darin, dass man erst gar nicht in der Hooligan-Datenbank erscheine, entgegnet Andrea Gmür.

Erfahrungen aus dem Ausland zeigen Schäfers Meinung nach, dass personalisierte Tickets wenig bewirken. «In Italien gibt es weiterhin Probleme, obwohl personalisierte Tickets eingeführt wurden.»

Der Bundesrat ist kritisch
Der Bundesrat hatte sich im Vorfeld der Debatte gegen die Einführung personalisierter Tickets ausgesprochen. Er verweist auf Datenschutzbedenken und die geringe Wirksamkeit der Massnahme: Der Käufer eines Tickets sei nicht zwingend der Stadionbesucher. Zudem hätten solche Instrumente keinen Einfluss auf die Fangewalt ausserhalb der Stadien.

Nach dem Entscheid des Ständerats kommt das Geschäft in den Nationalrat. Stimmt dieser auch zu, ist der Bundesrat aufgefordert, die Gesetzesgrundlage für die Einführung personalisierter Tickets auszuarbeiten, auf die Polizeidirektoren in den Kantonen schon lange warten.

Mitte-Ständerätin Gmür rechnet mit «heftigem Widerstand»
Die Debatte zeigt, wie tief die Gräben zwischen der Politik und der Sportwelt in dieser Frage sind. Der Streit darüber, ob die Massnahme gerechtfertigt und durchführbar ist, und ob sie tatsächlich zur Eindämmung von Fangewalt beiträgt, wird andauern.

«Ich rechne mit heftigem Widerstand, aber nach all den Jahren, in denen das Problem der Fangewalt ein Thema ist, muss jetzt endlich etwas gehen», sagt Andrea Gmür.


Q: https://www.tagesanzeiger.ch/hooligans-in-der-schweiz-staenderaete-wollen-personalisierte-tickets-384021456288


Endlich wird mal was gegen die Gewalt gemacht!!! Endlich können wir Kumbaya my Lord singend ans Fussballspiel. *Ironie Off


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