Beitragvon devante » 18.07.07 @ 14:10
Transfer-Irrsinn in Fußball-Europa
Pepe wurde für 30 Millionen Euro vom FC Porto verpflichtet
Dienstag 17. Juli 2007 16:50 Uhr
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Von: Elmar Neveling
Die Transfersummen steigen nicht nur bei absoluten Weltstars weiter an
Der europäische Transfermarkt scheint derzeit mal wieder verrückt zu spielen: Spaniens amtierender Champion Real Madrid zahlt kolportierte 30 Mio. Euro als Ablösesumme für Pepe, einen bis dato international noch nicht übermäßig in Erscheinung getretenen Brasilianer vom FC Porto. Der zweifellos talentierte 24-jährige ist damit einer der teuersten Abwehrspieler aller Zeiten. „Ich werde beweisen müssen, dass ich diese Summe wert bin“, erkannte er bereits.
Dass AC Mailands Präsident Silvio Berlusconi schon seit längerer Zeit unbedingt Superstar Ronaldinho vom FC Barcelona loseisen möchte, ist schon länger bekannt. Neu ist jedoch die Summe, die dem amtierenden Champions League – Sieger dieses Vorhaben wert sein soll und die jüngst von italienschen Sportgazetten vermeldet wurde: Einschließlich Gehalt 168 Mio. Euro! In Worten: Einhundertachtundsechzig Millionen. Ein aberwitziger Betrag.
Nicht zu Unrecht spricht Joan Laporta, seines Zeichens Präsident des FC Barcelona, mittlerweile davon, dass Real Madrid mit der Verpflichtung von Pepe die Preise auf dem Spielermarkt inflationär in die Höhe getrieben habe. Dies hätten die Katalanen bei dem Transfer von Gabriel Milito (Innenverteidiger wie auch Pepe) bereits selbst zu spüren bekommen:
So habe Militos bisheriger Arbeitgeber Real Saragossa seine ursprüngliche Ablöseforderung schlagartig weiter nach oben geschraubt, nachdem der für Pepe ausgehandelte Preis öffentlich wurde. Handelt es sich doch bei dem Argentinier um einen Nationalspieler, der in der öffentlichen Meinung durchaus nicht schlechter als Reals Neuerwerbung eingestuft wird.
Dabei hatte es in der jüngeren Vergangenheit den Anschein gehabt, als hätten sich die teils irrationalen Ablösesummen inzwischen auf niedrigerem Level eingependelt. Eine derart hysterische Ära wie zum Beispiel jene der „Galaktischen“ von Real Madrid, zu deren Zeiten für einen Zinedine Zidane mehr als 70 Mio. Euro oder für einen Luis Figo 56 Mio. Euro allein als Ablösesumme gezahlt wurden, schien beendet.
Auch jene 46 Mio. Euro, die Manchester United im Jahr 2002 der Verteidiger Rio Ferdinand wert war, wurden einer vermeintlich überholten Epoche zugerechnet. Hatten etwa Meldungen über tatsächliche oder drohende Insolvenzen einzelner Fußball-Unternehmen – wie beispielhaft Leeds United oder Borussia Dortmund – die Branche aufgeweckt? Weit gefehlt.
Offensichtlich wollen die Branchenführer der großen Ligen aus England, Spanien und Italien dem Wirken von Mäzenen wie Chelsea-Eigner Roman Abramovich nicht nachstehen. Wenngleich dies ein schwieriges Unterfangen werde dürfte: Allein die Transferinvestitionen des russischen Milliardärs für den Londoner Klub sollen sich mittlerweile auf mehr als 370 Mio. Euro summieren. Mögliche weitere Zahlungen nicht mit eingerechnet.
Die Transferwogen haben sich nach wie vor nicht geglättet. Und ein Ende des Wahnsinns? Nicht abzusehen. Es sei denn, die Spekulationsblase platzt eines Tages.
BORGHETTI