Beitragvon spitzkicker » 11.04.15 @ 9:00
David Degen in seiner Kolumne in der Aargauer Zeitung zur Lage im FCZ.
Noch vor knapp drei Monaten ist man in der Fussballschweiz davon ausgegangen, dass sich der FC Zürich als erster Verfolger von Serienmeister Basel einreiht und ein Wörtchen um den Titel mitredet. Doch seither hat sich vieles getan und der FCZ ist weder Mitfavorit noch Konkurrent, sondern nur noch Mitläufer, über den sich die ganze Liga wundert. Doch welches ist denn nun das wahre Gesicht? Dasjenige des Herausforderers oder jenes des Mitläufers?
Meines Erachtens ist im FCZ vergangenen Sommer vieles falsch gemacht worden. Angefangen bei der Wahl des Captains. Yassine Chikhaoui, der brillanteste Spieler der Super League, ist kein Leader. Denn Chikhaoui ist ein eher introvertierter Zeitgenosse. Doch Chikhaoui ist – nachvollziehbar – der grosse Hoffnungsträger und zudem der Lieblingsspieler von Präsident Ancillo Canepa, den eine Wertminderung des Tunesiers auch hinten rechts jucken würde. Der Spieler selbst hingegen ist äusserst sensibel und braucht von Zeit zu Zeit auch schon mal ein Zückerchen wie einen Sonderurlaub an der tunesischen Sonne.
Alles schön und recht, doch mit dem Captain-Amt nicht vereinbar. Nur: Es war nicht Chikhaoui, der sich zum Captain ernannt hat, sondern die sportliche Führung. Trainer Urs Meier ist sicherlich ein ausgewiesener Fachmann und verdienstvoller Mitarbeiter. Im Endeffekt aber auch eine Billiglösung. Zwischenzeitlich erfolgreich, fehlen ihm nun die Erfolge und ganz offensichtlich auch immer mehr der Rückhalt in der Mannschaft. Zuletzt gesehen bei der Ausmusterung von Stammgoalie David Da Costa. Dass dieser kein überragender Torhüter ist, ist hinlänglich bekannt. Ebenso dass ihn die Fans aufgrund seiner Vergangenheit in der Südkurve schätzen. Doch eine Degradierung eines derart populären Spielers muss adäquat kommuniziert werden. Und zwar nicht eine halbe Woche später mit ein paar nichtssagenden Sätzen, sondern proaktiv. In der heutigen Zeit ist eine transparente Kommunikation für ein Fussball-Unternehmen unabdingbar.
Die Situation, nicht zuletzt mit dem Cup-Aus zu Hause gegen Sion, scheint sich für den FCZ-Trainer Meier nicht zu verbessern. Viel darf nicht mehr passieren. Die noch in der Winterpause im Übermut proklamierten Saisonziele (Double) sind nicht mehr erreichbar, absteigen werden die Zürcher auch nicht. Ancillo Canepa wird also mit der Faust im Sack bis im Sommer warten, um Meier dann den Laufpass zu geben und mit Lobgesängen den nächsten Trainer lobpreisen.