Beitragvon Goose » 25.10.12 @ 8:47
Die Glaubwürdigkeitsfalle
Erstes Urteil in der Causa Mittelfinger - Drmic gesperrt
bsn. · Der FC Zürich muss am Sonntag im Super-League-Spiel gegen Basel auf Josip Drmic verzichten. Der Stürmer ist vom Disziplinarrichter der Swiss Football League (SFL) für zwei Spiele gesperrt worden, weil er am Sonntag in Lausanne beim Torjubel den Mittelfinger zeigte. Drmic sagte, er habe die Geste unbewusst gemacht - was den Disziplinarrichter zur pauschalen Urteilsbegründung «grobe Beleidigung von Spielern und Zuschauern» bewog.
Der FCZ legt Rekurs ein, was für den Basel-Match aber unbedeutend ist, weil die erste Sperre automatisch erfolgt. Die Zürcher heissen Drmics Verhalten zwar nicht gut und büssen ihn, erachten zwei Sperren aber als zu hart. Das Strafmass scheint indes einer Logik zu folgen. So erhielt der YB-Stürmer Seydou Doumbia 2009 wegen der gleichen Geste nur eine Sperre, da er provoziert worden war. Im Fall Drmics spricht niemand von einer Provokation, der FCZ folgt im Communiqué der Erklärung Drmics, wonach «die Geste aus den Emotionen heraus entstanden und an niemanden adressiert war». Solche Begründungen florieren. Der Schweizer Nationalcoach Ottmar Hitzfeld sagte jüngst nach derselben Geste im Spiel gegen Norwegen sogar, er habe den Mittelfinger gegen sich selber gezeigt.
Obwohl diese Worte intern teilweise als merkwürdig erachtet wurden, übernahm die Spitze des Schweizer Verbands (SFV) die Argumentation in einer ersten Stellungnahme an den Weltverband Fifa. Darin bat der SFV die Fifa, von einer Strafe abzusehen. Nun scheint es, der Schweizer Fussball sitze in einer Glaubwürdigkeitsfalle. Es wirkt seltsam, dass die SFV-Chefs die Fifa um Nachsehen für eine Beleidigung bitten - die SFL als SFV-Abteilung in einem vergleichbaren Fall aber (durchaus nachvollziehbar) keine Gnade kennt. Ob die Fifa Hitzfeld bestraft, steht aus. Die Frist, in der Hitzfeld und der SFV nach Eröffnung des Verfahrens ihre Position darlegen können, ist bis zum 29. Oktober verlängert worden.
Aus der heutigen NZZ..
"Ich wechsle erst aus, wenn sich einer das Bein bricht." - Werner Lorant