Interview mit Guatelli im Sonntags-Blöck:
Wenige Tage vor dem Spiel gegen den FC Basel verpasst Andrea Guatelli den Zapfenstreich, weil er zusammen mit Mathieu Beda im Ristorante Napoli den Abschied seines Freundes Eric Hassli zu Vancouver feiert. Guatelli wird beim FCZ verpfiffen und als Strafe für drei Tage suspendiert. Ersatz Johnny Leoni hext in dieser Zeit den FCZ gegen Sion zum Sieg. Und Guatelli auf die Bank.
Letzten Montag will ein kleiner Bub nach dem FCZ-Training von Guatelli wissen, ob er am Dienstag gegen YB denn spiele. «Ja, ich spiele …», ruft der 26-jährige Italiener ihm zu, «zu Hause auf der Playstation.» Der Bub und sein Vater lachen und ziehen ab.
Guatelli grinst auch. Gut einen Monat nach seiner Degradierung zur Nummer zwei hat der lebenslustige Goalie aus Parma anscheinend seinen Humor wiedergefunden. Und auch seine Stimme.
Andrea Guatelli, der Cup-Wettbewerb war beim FCZ bis anhin immer für die Nummer zwei vorgesehen. Warum stehen am Montag gegen Xamax nicht Sie, sondern Johnny Leoni zwischen den Pfosten?
Andrea Guatelli: Sie haben mir gesagt, dass sie eine siegreiche Mannschaft nicht umstellen wollen.
Enttäuscht?
Sehr enttäuscht und sauer. Das ist ja logisch. Jetzt kommen die Spiele, die wichtig sind. Und ich sitze nur auf der Bank.
Diesen Platz auf der Bank haben Sie sich ja selber eingebrockt. Wer wenige Tage vor einem so wichtigen Spiel wie FCB – FCZ zu lange im Ausgang ist, trägt selber Schuld.
Sicher habe ich einen Fehler gemacht, dass ich die Regeln nicht eingehalten habe. Da gibt es nichts zu rütteln. Dass man für Fehler bestraft wird, ist auch klar. Aber die Strafe muss angemessen sein. Und diese war zu hart.
Wenn Sie die Zeit zum Abschiedsessen von Hassli im «Napoli» zurückdrehen könnten, würden Sie früher nach Hause?
Ja, sicher würde ich früher gehen. Jetzt, da ich die Folgen kenne … Aber das war gar nicht mein gröss-ter Fehler. Der war, dass ich mich zu lange vor dem FCZ verteidigen wollte. Statt sofort zuzugeben, dass ich einen Fehler gemacht habe. Wissen Sie, das mit den Zeiten ist bei uns Italienern so eine Sache. Wir essen ja normalerweise auch später als die Schweizer.
Es wurde gemunkelt, dass ein FCZ-Mitarbeiter Sie aus Eifersucht verpfiffen hat. Eine Frau soll im Spiel gewesen sein ...
Dazu möchte ich nichts sagen. Ich bin zu lange im Napoli geblieben. Basta.
Was werfen Sie den FCZ-Verantwortlichen vor?
Bei uns in Italien gibt es ein Sprichwort, das heisst: «I panni sporchi si lavano in casa!» Dreckige Kleider wäscht man zu Hause …
Was meinen Sie damit?
Die offensive Kommunikation war sicher nicht die beste Sache. Sicher nicht für mich.
Können Sie den Goaliewechsel nicht nachvollziehen?
Nein, kann ich nicht. Ich war drei Jahre lang die Nummer zwei hinter Johnny. Habe mich immer solidarisch und professionell verhalten. Dann schenkt mir Trainer Fischer das Vertrauen und macht mich zur Nummer eins. Und jetzt diese Geschichte. Ich hätte mir nach diesen Jahren ein bisschen mehr Respekt erhofft.
In der Rückrunde gaben Sie nicht immer eine glückliche Figur ab. Seit Leoni im Tor steht, gewinnt der FCZ nur noch.
Unbestritten, er macht einen guten Job. Und ja, ich hatte zwei, drei Fehler. Aber wir spielten auch eine gute Vorrunde mit mir im Tor.
Die Kritiken über Ihre Leistungen gegen YB, St. Gallen und den FCB waren teils vernichtend.
Diese Kritiker verdienen eigentlich keine Antwort. Nur soviel: Der FCZ war Zweiter mit mir im Tor. Letzte Saison waren wir Siebter. Ich bin ein offener Typ, lebe gern, liebe schöne Autos und, und, und. Auf Leute, die mich nicht kennen, wirke ich arrogant. Da sind die Kritiker schneller zur Stelle, als wenn jemand ruhig und scheu auftritt. Zudem bin ich Ausländer.
Was heisst jetzt das?
Damit will ich nur sagen, dass von einem Ausländer mehr erwartet wird als von einem Schweizer. Aber das muss ja auch so sein. Doch die Kritiker sind mir eigentlich egal. Heute kritisieren sie, morgen loben sie.
Fühlen Sie sich als Bauernopfer?
Ich hoffe nicht, dass ich ein Bauernopfer bin. Wobei ich mir schon sicher bin, dass es nicht zur Goalie-Rochade gekommen wäre, hätte die Nummer zwei nicht Leoni geheissen und wäre er nicht dreifacher Meistergoalie.
«From hero to zero» (Vom Held zur Null») nach einem einzigen Abend?
Im ersten Moment sicher. Die ers-ten zwei Wochen nach der Suspendierung war ich sehr enttäuscht, hatte ein Tief. Aber jetzt gehts mir schon wieder viel besser. Was passiert ist, ist passiert. Man weiss nie, was die Zukunft bringt.
Johnny Leoni sagte im Tages-Anzeiger: «Der beste Goalie des FCZ, das bin ich!» Was sagen Sie dazu?
Es ist wichtig, dass man als Goalie ein grosses Selbstvertrauen hat. Wenn er denkt, dass er so viel besser als ich ist, dann muss er extrem stark sein.
Spielen Sie überhaupt noch einmal im FCZ-Dress?
Diese Saison wohl nicht mehr, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert. Aber im Fussball geht alles sehr schnell. Ich muss wach sein, immer bereit. Das zeigt auch die Tabelle! Vor einem Monat sah der FC Basel noch wie der sichere Meister aus. (lacht)
Und wie sieht Ihre längerfristige Planung aus. Sie haben noch einen Vertrag beim FCZ bis Sommer 2012.
Ich will sicher nicht noch eine Saison die Nummer zwei sein.
Dann werden Sie Zürich im Sommer wohl verlassen. Wie SonntagsBlick-Recherchen ergaben, will der FCZ mit Leoni den Vertrag verlängern.
Wir werden ja sehen, was alles passiert.
http://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/dreckige-kleider-waescht-man-zu-hause-171157Naja ich sag jetzt mal nichts dazu (und Andrea hätte es mir besser gleich gemacht, aber vesteh ihn schon, Johnny hält sich ja auch nicht gerade mit Aussagen zurück)