http://www.20min.ch/sport/fussball/story/15000919«So etwas habe ich noch nie erlebt»
Beim FC Sion rumort es wieder. Diesmal ist aber nicht Christian Constantin der Unruhestifter, sondern Trainer Uli Stielike, welcher auf die Kritik seines Bosses reagiert - und dies nicht zu knapp.
Dunkle Wolken über dem FC Sion. Kommt bald das reinigende Gewitter?
«Das ist das erste Mal in 19 Jahren, dass mir jemand sagt, ich hätte von
Fussball keine Ahnung», echauffiert sich Uli Stielike, nachdem Präsident
Constantin in einem Interview herausposaunte: «Das ist eine Mannschaft von Touristen, von den Spielern bis zum Trainer!» Das riecht nach Zoff, denn Stielike hat Mühe diesen Vorwurf zu akzeptieren. «Natürlich liegen wir hinter unseren Erwartungen!», bilanziert der Deutsche, nicht ohne anzufügen: «Basel, GC und Zürich haben den besseren Kader. Das erkennt man deutlich an der Qualität des Spiels dieser Teams. Um Platz vier
streiten sich im Moment YB, Xamax und Sion - und wir sind Fünfter.»
«So etwas habe ich noch nie erlebt»
Dabei ist die gar nicht mehr interne Diskussion über die Qualität der
Mannschaft des FC Sion nicht neu: «Wenn man grosse Ziele hat, dann muss man auch die entsprechende Qualität an Spielern in der Mannschaft haben», kontert Stielike. Doch ehe sich die Spieler darüber Gedanken machen können, warum ihr Trainer sie als «qualitätsarm» bezeichnet, dreht sich der Wind und Uli Stielike schlägt sich auf die Seite seiner Schützlinge: «Um die Leistungen der Mannschaft zu verbessern, muss man ernsthaft und mit einer positiven Grundstimmung arbeiten können. Doch wie sollen sich die angespannten und voreingenommenen Spieler mit Freude auf dem Spielfeld ausdrücken, wenn einem das Messer im Rücken steckt. Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr im Profifussball, aber noch nie musste ich so etwas erleben wie das hier!» Drastisch deutliche Worte des leitenden Angestellten an seinen Boss.
Rückfall in alte Zeiten?
Wie angespannt ist denn nun das Verhältnis des Trainers zu seinem
Präsidenten? Stielike weicht aus, denn es geht im wirklich um seine
Spieler. Warnend hebt er den Zeigefinger: «Wenn Du einen Präsidenten
hast, der früher einmal selbst Spieler war, kann man sich gut über
Fussball unterhalten, aber er muss jetzt aufpassen. Bis jetzt lief trotz
einiger schlechter Ergebnisse alles rund, doch jetzt sagen einige
Spieler, die bereits seit zwei oder drei Jahren beim Verein sind: 'Ok,
das wars; jetzt geht es wieder los'.»
«Manchmal muss man als Trainer die Vereinspolitik respektieren»
Und erneut stellt sich auch die Frage, ob sich Constantin denn in die
Aufstellungen einmische. Stielike stellt jedoch klar: «Bis heute hat
immer Stielike die Aufstellung gemacht», wobei er einschränkend anfügt: «Manchmal muss man als Trainer auch die Vereinspolitik respektieren.» Eine Bemerkung als Seitenhieb, warum er als Trainer nicht auf Goran Obradovic setzen durfte, als er es gerne getan hätte. Aber wenigstens hier verweist der Übungsleiter der Sittener Profifussballer die angeblichen präsidialen Einmischungen in die Aufstellung in das Reich der Fabeln - wie es zuvor auch bereits die anderen Trainer taten. Zumindest in diesem Punkt ist Constantin also unschuldig. Wie reagiert der Zampano nun jedoch auf das Revanchefoul seines Trainers? Fortsetzung folgt