Bartholomeus hat geschrieben:Folgender NZZ-Artikel wurde im Januar 2012 publiziert:
NZZ hat geschrieben:Die Januarrevolution
Nach dem Winterverkauf gibt es den FC Zürich in seiner früheren Form nicht mehr
Die FCZ-Verantwortlichen verändern die Mannschaft innert weniger Wochen fast bis zur Unkenntlichkeit. Sie wehren sich kaum gegen fünf gewichtige Abgänge. Vielleicht ist das gut so.
Flurin Clalüna
Eine Vereinsführung zerlegt ihre Mannschaft: Der FC Zürich hat die Januarrevolution erfunden, und dieser Umsturz ist so radikal, dass man den FCZ nicht mehr wiedererkennt. Der Klub hat in wenigen Wochen verkauft, was ihm zuletzt etwas Identität gegeben hatte. Mit Xavier Margairaz, Dusan Djuric und Alexandre Alphonse verabschieden sich drei Meisterspieler. Und mit Admir Mehmedi und Ricardo Rodriguez verschwinden Zukunftshoffnungen. Den FC Zürich ist seiner früheren Form gibt es nicht mehr. Und vielleicht ist das gut so. Denn es bricht nichts auseinander, was man zwingend hätte zusammenhalten müssen.
Jahrelang hatte der FC Zürich seine Mannschaft oft nur kosmetisch verändert. Den schleichenden Verlust seines Charismas konnte der Klub auf diese Weise nicht aufhalten. Nie war die Aura des FCZ stärker als unter dem Trainer Lucien Favre vor rund sechs Jahren. Nach Favre gewannen die Zürcher zwar noch einmal einen Meistertitel, verloren aber chronisch an Ausstrahlung und Spielkultur. Erst jetzt outen sich die Zürcher als Radikalreformer; das eröffnet ihnen die Gelegenheit, das verblassende Erbe Favres wirklich hinter sich zu lassen und sich neu zu definieren.
Mit dem sanftmütigen Charakter der Mannschaft, mit ihrem Psychogramm, sind die Verantwortlichen schon länger nicht mehr zufrieden. Der FCZ war unter den welschen Trainern Favre und Bernard Challandes ein frankofon inspiriertes Team. Und das bedeutete viel mehr, als nur französisch zu sprechen. Es hiess, sich zu einer Kultur zu bekennen und den Fussball vor allem spielerisch zu interpretieren. Besonders der Sportchef Fredy Bickel gilt als Freund des französischen Stils.
Nun ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Der Trainer Urs Fischer ist ein Bilderbuch-Deutschschweizer; der Franzose Eric Hassli und der Romand Alain Rochat verliessen den Verein schon vor rund einem Jahr, Margairaz und Alphonse verabschieden sich jetzt, und der Westschweizer Goalie Johnny Leoni geht spätestens im Sommer. Es ist das Ende des frankofonen FC Zürich und der Beginn eines sozialen Wandels.
Der FCZ sucht die Veränderung; er hat sich deshalb kaum gewehrt, als die Massenflucht der Spieler einsetzte und mit ihr der Qualitätsverlust. Er versucht, davon zu profitieren, die Kasse ist für den Wiederaufbau gefüllt und Platz in seinem Kader freigeräumt. Und dies ohne hässliche Kampfscheidung, wie sie der FCZ zuletzt bei Almen Abdi ausfechten musste, der im Streit gegangen war. Nun steht der Klub vor der inspirierendsten und schwierigsten Herausforderung der letzten Jahre: Auf einem mehr oder weniger weissen Blatt Papier mit reichlich Geld und ziemlich viel Zeit eine Wunschmannschaft zu kreieren.
In diesem Winter wird das Projekt noch nicht umgesetzt. Die bis jetzt verpflichteten Spieler sind mit Ausnahme von Pedro Henrique vermutlich nur Aushilfskräfte, um die Abgänge abzufedern. Entscheidend wird sein, ob der Sportchef Bickel bei Personalentscheidungen seine frühere Treffsicherheit zurückerlangt. Zeitlich könnten die Voraussetzungen kaum besser sein. Auch wenn es die Verantwortlichen in Abrede stellen: In der zweiten Saisonhälfte hat der FCZ nicht viel zu gewinnen und vor allem nichts zu verlieren. Er bekommt etwas Wertvolleres als Punkte: ein halbes Jahr für den Wiederaufbau. So viel Zeit hat man im Fussball fast nie.
Quelle: NZZ online
Im Januar 2012 wurden die Weichen gestellt. Durch den Verkauf von Djuric, Rodriguez, Mehmedi, Alphonse, XM und bald danach Nikci und Zuaghi waren die Kassen prall gefüllt. Eine halbe Saison hatte man Zeit, um sich neu zu formieren. Man hätte 3-4 für die Super League überdurchschnittliche Spieler holen können. Zeit, die Weichen für eine Rückkehr an die Spitze zu stellen.
Doch was passierte: Der Meistergoalie wurde rasiert. Die FCZ-Legende Fischer wurde als Trainer abgesetzt und durch Fringer (!) ersetzt. Dazu wurden mit Kukeli, Gavranovic, Pedro, Glarner und Kajevic 5 ablösefreie Spieler geholt, von denen ausser Gavranovic allesamt biederer SL Durchschnitt oder einfach unkonstant waren/sind.
Resultat: Der FCZ hat sich von einem Spitzenteam zu einer durchschnittlichen Super League Mannschaft gewandelt.
Nur 4 Jahre später wiederholt sich genau dasselbe. Man kann einige der im NZZ Bericht fett markierte Zeilen einfach wieder zitieren:
- Der Klub hat in wenigen Wochen den halben Kader verkauft.
- mit Nico Elvedi und Francisco Rodriguez verschwanden Zukunftshoffnungen
- Der FCZ suchte die Veränderung; er hat sich deshalb kaum gewehrt, als die Massenflucht der Spieler einsetzte und mit ihr der Qualitätsverlust
Der erneute Qualitätsverlust konnte aber auch diesmals nicht adäquat kompensiert werden. Zwar wurde ein Goalgetter und der seit Jahren gewünschte Abwehrchef verpflichtet. Der Goalgetter kann den Karren aber auch nicht alleine ziehen und der Abwehrchef ist verletzt.
Resultat: Der FCZ hat sich von einer durchschnittlichen Super Leauge Mannschaft zu einem Abstiegskanditaten gewandelt.
Die Weichen zu dem Schlamassel, in dem der FCZ heute steckt, wurden aber bereits 4 Jahren zuvor gestellt.