Beitragvon Nadjeschka » 12.12.07 @ 13:09
Heute ab 20:20 im el Lokal:
BALLS" mit Walter De Gregorio:
Seine Gäste Murat Yakin, Johnny Leoni und Hansruedi Hasler wählen das Spiel aus...
Das ist im Fall kein Anlass der wöchentlichen Köppelwelt.
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Lest WdG's "Apropos El Lokal und Modefan" auf dem Weltwoche-Weblog. So muss es sein, Walter.
_Hier Blitzgescheites von Eberhard Spohd, passt auch zu diesem Jahresende (wir haben das 004>005 an unsere Klientele verschickt): “Für eine Handvoll Spielzüge” stand im “Rund”, einem ganz feinen Fussballmagazin, welches uns vom grossen Kanton herunter an die Gestaden der Sihlinsel geschwemmt wurde.
_Der Fan hat es schwer. Nicht der Fussballfan wohlgemerkt, sondern der Anhänger eines Vereins. Meist spielen die verehrten Kicker eine Grütze sondergleichen zusammen. Man schwört sich dann regelmässig, nie wieder den Fuss in ein Stadion zu setzen, in dem zeitgleich elf Herrschaften in Vereinsfärbung gekleidet versuchen, den Ball acht Meter geradeaus zu stochern. Genauso regelmässig wird mit diesen Vorsätzen schnell wieder gebrochen. Clubfans sind unbelehrbar. Oder sie sind zufrieden, weil das eigene Team regelmässig Meister wird, Titel einheimst und dabei ganz ordentlich kickt. Dafür wird man als Bayern-Fan dann überall gehasst. Die beste Alternative ist es, Fussballfan zu werden. Sich zu lösen, von der überkommenen Bindung an seinen Verein, die ohnehin frühkindlich geprägt ist oder einem irrationalen Moment entspringt, der dem des Verliebens deutlich ähnelt. Doch anstatt eine Beziehung aufzugeben, die kein Glück mehr verheisst, liegt man ein Leben lang mit der falschen Geliebten im Bett.
_Der Grossliterat Ror Wolf, darauf angesprochen, ob er immer noch Fan der Frankfurter Eintracht sei, hat geantwortet: “Von einer Frau kann man sich trennen. Von einem Verein nicht.” So falsch lag der in Mainz lebende Schriftsteller selten.
_Wie recht hat stattdessen Eduardo Galeano. Der uruguayische Intelektuelle und Autor gesteht in seinem überaus lesenswerten Buch “Der Ball ist rund und Tore lauern überall”: “Ich bin nicht mehr als ein Bettler um guten Fussball. So gehe ich durch die Welt, den Hut in der Hand, und in den Stadien bitte ich: ‘Nur einen schönen Spielzug, Gott vergelt’s.’ Und wenn es wirklich guten Fussball gibt, dann danke ich für das Wunder, und es ist mir ganz egal, welcher Verein oder welches Land in mir bietet.”
_Daraus spricht die Unabhängigkeit eines freien Geistes, eines Kunstfreundes, den der Fussball um des Fusballs Willen liebt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Betrachtet ein Fussballfan ein schönes Spiel, dann kann er fasziniert dabeibleiben, die Augenblicke geniessen, sich über Flanken, Schüsse, Paraden und Tore freuen. Sich an der Eleganz und Schönheit berauschen. Spielen die da unten auf dem Platz schwach, nicht seinen Ansprüchen genügend, kann er aufstehen und fortgehen. Die Leidenschaft hat sich verlagert, weg vom zwanghaften Handeln, hin zum Ausgang aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Das sei zu dick aufgetragen? Vielleicht. Aber immerhin kann der Fussballfan sich wenigstens den Luxus erlauben, ab und zu die Bayern gut finden. Oder vielleicht die Grasshoppers, oder damals den FCZ in der Nati B?