Ich erlaube mir, mal ein paar Themen zusammen zu fassen, eine Klammer zu machen um einige Threads, in denen für mich immer vergleichbare Symptome auftreten: ein Leiden am "neuen FCZ".
Stichwortartig: Trainer weg, die wichtigsten Leistungsträger weg, ein neues Präsidium mit gewissen Sensibilitätsdefiziten gegenüber den alteingesessenen, respektive -gestandenen Fans, und ... das entscheidendste kommt erst: Umzug in ein völlig neues Stadion.
"Letzigrund, Letzigrund..." die Gesänge aus der Kurve hatten für mich immer auch einen naiven Beigeschmack. Als Stimmbürger finde ich es toll, dass die Stadt dieses schöne Stadion baut und dass es zur EM bereitstehen wird. Ich kenne den neuen Letzi gut und ich finde, es ist ein sehr schönes, quartiergerechtes (Leichtathletik)-Stadion. Als FCZ-Fan allerdings habe ich an den Hardturm beste Erinnerungen aus dieser Saison, stimmungsmässig, und es wird aufwändig werden, im neuen Letzi Vergleichbares zu erreichen.
Zurück zum Rest: Persönlich halte ich es mit jenen, die sagen, das sei der Preis der Erfolgs. Im Moment allerdings scheint mir der Preis derart hoch, dass sich die Frage stellt, ob der VR denn die Angebote derart attraktiv formuliert hatte, dass ein Favre, Margairaz, Inler und wie sie alle heissen, wenigstens ernsthaft versucht gewesen sind, beim FCZ zu verlängern.
Wie schon bei anderer Gelgenheit geschrieben: man bejubelt zwar die CL-Qualifikation, spielt an der Meisterfeier die entsprechende Hymne, aber wirklich an die CL glauben, dass tut man wohl nicht. Sonst hätte man es vermutlich geschafft, dass ein Inler oder ein Margairaz ein Jahr anhängt, allein schon um sich in der Königsklasse zeigen zu können. Vielleicht auch ein Favre. Da bräuchte es Überzeugungskraft und auch ein paar Stangen Geld, die man jetzt in Ungewissheiten investieren wird, statt dass man sie in Sicherheiten angelegt hätte.
Ob denn wenigstens der Erfolg bleibt, wenn schon alle Erfolgreichen weggezogen sind, ist die zweite Frage, die tendenziell mit einem Nein beantwortet werden muss. Von der aktuellen Meisterschaft bleibt beim aktuellen Stand praktisch der Ausrüster. Da ist die Hoffnung auf eine erfolgreiche Titelverteidigung schon fast vermessen. Natürlich kann ein echter Fan damit leben, natürlich kommt er auch, wenn wir mal um den 5. Rang rumspielen... Aber eben: ein echter Fan, aber viele von jenen, die zuletzt den Hardturm wenigstens einigermassen gefüllt hatten, kommen dann kaum mehr, auch wenn dann 30'000 Schalensitze im Angebot sein werden...
Eine Erkenntnis daraus und zwei Wünsche:
- Der FCZ ist zum Erfolg verpflichtet. Wir können das Produkt Spitzenfussball in Zürich nicht vergleichen mit Thun oder Yverdon. Sollte der FCZ über längere Zeit nicht mehr um den Titel mitspielen, ist er dem Untergang geweiht (in irgendeiner Form). Ich akzeptiere, dass ich nicht mehr Fan einer Looser-Truppe bin, zumal ich mich schon als Kind für den damaligen "Serienmeister" entschieden hatte. Dafür aber will ich einen erfolgreichen Verein erleben, der sich auch mal ernsthaft eine Etage höher versucht.
- Die FCZ-Führung sollte sich zuallererst ihrer Stammkundschaft widmen - oder: die "Mode-Fans" kommen dann von selbst. Es hat auf dem Platz Zürich keinen Platz für einen zweiten Cüpli-Verein. Die herausragenden Eigenschaften des FCZ-Fans sind nicht Wohlstand, sondern Leidenschaft, Treue und Kreativität. Dass sich einige Hundert Zuschauer auf den Haupttribünen auch (oder gar nur) deswegen ins Stadion bemühen (um Zeugen dieses Schauspiels zu werden), stört weder die Kurve und schon gar nicht den FCZ; es ist nur Beleg dafür, wie bedeutend die Fankultur für den "Event FCZ-Heimspiel" geworden ist. -
Zwei Subpunkte:
1) Dass der VR überführte Straftäter zur Rechenschaft zieht, ist nachvollziehbar.
2) Dass der VR die Saisonkarten von FCZ-Academy und LetziKids beim Meisterschaftsfinale gegen GC für ungültig erklärt, ist höchst unanständig gegenüber jenen Jungs, die sich Tag für Tag als echte FCZler verstehen und dafür ihre gesamte Freizeit opfern.
- Wir fangen mit neuen Namen und mit neuer Begeisterung von vorne an. Die Skepsis einiger Schreiber in diesem Forum gegenüber dem neuen Trainer gefällt mir nicht. Sie klingt so schief wie jene, die damals vor vier Jahren an Favre rumgemäkelt hatten. So wie ich damals 'oui' gesagt hatte zu Favre, tue ich es jetzt zu Challandes. Mir ist ein ehrlicher Chrampfer mit guter Emotionalität zehnmal lieber als all die Showstars, die hier auch gehandelt worden sind. Seine U21 war eine geniale Mannschaft, ich hatte sie nicht nur an der EM hier in der Schweiz, sondern zwei Jahre später auch noch an der EM in Deutschland gesehen. Challandes hat das Vertrauen und die Zeit verdient, um eine neue, erfolgreiche Mannschaft zu bauen. (Dafür darf er meintwegen sogar ein Jahr lang die CL vermasseln;-)) - Dasselbe gilt selbstverständlich auch für die neuen Spieler, jene, die schon bekannt sind, und jene, die hoffentlich bald dazustossen werden.
So, Schlusssatz fällt mir heute keiner ein. Stattdessen sage ich bloss: Soyez le bienvenu, Monsieur Challandes!