Beitragvon elmex_sensitive » 03.08.07 @ 19:42
Keine Angst, in Moldawien lässt es sich gut leben
31.08.2006
Bunkus, Mathias
Der KURIER besuchte die Hauptstadt Moldawiens, in der Hertha bei der 1. UEFA-Cup-Runde ran muss
CHISINAU - Bei der Auslosung zum UEFA-Cup gab es nur fragende Gesichter. "Zimbru Chisinau? Wo liegt das denn?" Horrormeldungen über die Republik Moldawien machten die Runde. Stadionchaos, Reisestress. Das Bild von einem Dritte-Weltland nistete sich in den Köpfen ein. Hoeneß-Assi Martin Bader und Geschäftsstellenchef Matthias Huber flogen zu Wochenbeginn in das Weinbauland, um den Hertha-Trip vorzubreiten. Der KURIER begleitete das Duo.
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"Kein Problem", meinte Vasile Gavrilan. Der Rest ging unter im Motorengeheul. Laut hupend und fluchend scheuchte der Manager des SC Zimbru seinen Vordermann zur Seite, jagte entlang der sozialistischen Plattenbauten am Stadtrand, hinein in die City der Stadt mit 600 000 Einwohnern. An Gavrilan, einst mit der Sowjetarmee sieben Jahre in der DDR stationiert, scheint ein Formel-1-Pilot verloren gegangen zu sein. Nur eine Viertelstunde benötigte er für den Weg vom Airport bis zum 4-Sterne-Hotel "Jolly Alon". Inklusive Zwischenstopp wegen Geschwindigkeitsüberschreitung. "Alles kein Problem", stieß er mit einem Lachen hervor.
In der Tat. Nichts wird in Moldawien so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Selbst die Handys funktionieren. "Die können wir wohl zu Hause lassen", hatte René Tretschok geunkt. "Klappt doch", stellte Martin Bader noch auf dem Rollfeld erfreut fest. Zumindest die D-Netze. Selbst wenn das mit 5 bis 6 Mark pro Minute kein billiges Vergnügen ist.
Auch in der Herberge gabs für Bader und Huber keine unliebsamen Überraschungen. Verpflegung gut, die Zimmer sauber, die Sanitäranlagen korrekt. "Nicht so luxuriös wie in Istanbul. Charme der 70 Jahre halt. Aber wir kommen ja auch zum Fußball spielen und nicht zum Vergnügen her", meinte Bader. Nur das Wasser ist mit Vorsicht zu genießen. "Leitungswasser sollte man hier nicht trinken", riet denn auch Deutschlands Botschafter Manfred Ahl-brecht. Selbst zum Zähneputzen sei Mineralwasser ratsam.
Selbst der Wunsch nach einem Videorecorder ist keine unüberwindbare Hürde. Ein eigener Koch? "Kein Problem", meinte Empfangsdame Tanya. Hertha wäre ja nicht das erste Team, das bei ihnen absteigen würde. Unmittelbar vor dem Hotel liegt der Puschkin-Park, wo das Team spa-zieren gehen kann. Das Stadion der Repulik ist binnen zehn Minuten - normaler Fahrstil - zu ereichen.
Apropos Stadion der Republik. Da fingen die Probleme wirklich an. Denn die UEFA hat derzeit nur zwei Arenen in Moldau zugelassen. Das Speia-Stadion präsentiert sich zwar optisch gelungen, liegt aber über eine Stunde entfernt. Der Rasen gleicht einer Wiese, das Wasser der Duschräume stinkt nach Schwefel.
Stadion Nummer 2 liegt in Tiraspor. "Feindesland", knurrt Gavrilan unter seinem Schnäuzer hervor. Denn Tiraspor liegt im Seperatistengebiet der Dnjestr-Republik, die die Loslösung vom agrarisch geprägten Moldawien anstrebt. Die Schwerindustrie ist dort. Und Reste der russischen Armee in der Pufferzone dazwischen.
Nur zu logisch, das beide Klubs am 14.9. (19.15 Uhr) im altehrwürdigen Stadion der Republik spielen wollen, in dem sich bislang nur der Rasen euopapokalreif präsentiert. Bis zum 10. September will Zimbru auf eigene Kosten ("Kein Problem") die städtische Arena auf Vordermann gebracht haben.
Auch Verhandlungen über eine Verlegung des Rückspiels vom 28.9. auf den 21.9. (20.30 Uhr) waren schnell getroffen. Kunststück bei zusätzlichen TV-Einnahmen für Zimbru. Nur die UEFA muss jetzt noch zustimmen. Und die beiden nationalen Verbände. "Das sollte kein Problem werden", meinte Bader.