Die Medien hat Lucien schon mal fast überzeugt:
Favre sorgt für eine neue Spielkultur
Das Hertha-Team hat die Fußball-Philosophie des Trainers verinnerlicht. Sie agiert offensiv und mit hohem Tempo
Lucien Favre stand am Spielfeldrand und blickte versonnen auf den Rasen des Amateurstadions. Gerade hatte dort seine Mannschaft in einem Testspiel den tschechischen Erstligisten Viktoria Pilsen mit 4:0 (2:0) bezwungen. Herthas neuer Trainer schien die Spielszenen noch einmal Revue passieren zu lassen. An seinem entspannten Gesichtsausdruck war abzulesen, dass ihm der Auftritt seiner Mannschaft gefallen hatte. Es scheint, als ob die Spieler die Fußball-Philosophie des Schweizers verinnerlicht haben.
Anfang des vergangenen Monats hatte Lucien Favre in der Berliner Morgenpost über seine Auffassung vom modernen Fußball geschrieben. Sieben Wochen später ist die Handschrift des Trainers bereits deutlich zu erkennen. Wir vergleichen die Aussagen von Favre mit dem Auftritt der Mannschaft gegen Pilsen.
Spieler immer in Bewegung
"Die Fans wollen keinen Standfußball, sondern gute Spielzüge und Tore sehen. Die Grundvoraussetzung dafür ist ein guter Fitnesszustand der Spieler. Nur wer ständig in Bewegung ist, kann dem Gegner das Leben schwer machen", hatte Favre geschrieben. Gegen Pilsen haben die Spieler die Forderung ihres Trainers erfüllt. Jeder Einzelne war in Bewegung und immer anspielbereit. Wenn er den Ball bekam, wurde sofort das Tempo erhöht. Die Spielzüge waren durchdacht, der Ball wurde nicht - wie oft in den vergangenen Spielzeiten zu sehen - einfach nach vorn geschlagen. "Sehr wichtig finde ich zudem, dass die Mannschaft einen intelligenten Fußball spielt. Das heißt, dass jeder Spielzug durchdacht ist. Das war mir schon wichtig, als ich noch Profi war. Ich habe mir immer viele Gedanken gemacht. Es klingt zwar banal, aber es geht darum, richtig zu spielen. Dann ist der Fußball auch erfolgreich. Darunter verstehe ich, dass mit viel Tempo gespielt wird, wenn es nötig ist." So hatte Favre seine Fußball-Philosophie beschrieben.
Faible für die Brasilianer
Die Fans konnten sich am Samstag nun ein Bild davon machen, was der Trainer damit meint. Es geht ihm um Spielkultur. "Ich bin ein Anhänger der brasilianischen Spielweise. Wie die Südamerikaner mit dem Ball umgehen, gefällt mir sehr gut. Besonders angetan bin ich vom Spielwitz und der Spielübersicht der Brasilianer", schrieb er. Wer seine Bewunderung für brasilianische Profis verstehen will, musste sich gestern nur Lucio anschauen. Er ist die erste Verpflichtung bei Hertha, die maßgeblich von Favre mitgetragen wurde. Der 28-Jährige behandelte den Ball wie ein Künstler, machte das Spiel schnell und hatte immer einen Blick für seine Mitspieler. Mit Mineiro und Gilberto, die gerade die Copa America gewonnen haben, standen bereits zwei weitere Brasilianer im Team. An einen vierten Spieler aus dem südamerikanischen Land ist Favre interessiert. Er will Stürmer Raffael von seinem Ex-Klub FC Zürich nach Berlin holen.
Großen Wert legt der Trainer zudem auf eine professionelle Einstellung. "Um intelligenten Fußball spielen zu können, muss man hart arbeiten. Ich erwarte deshalb, dass die Profis im Training alles geben", hieß es in seinem Gastbeitrag. Wer die Spieler in den vergangenen Wochen beim Training und in den Testspielen beobachten konnte, hat die veränderte Einstellung der Profis bemerkt. Keiner tanzt aus der Reihe, alle ziehen mit. Auffällig ist, mit welch großem Respekt die Spieler dem Trainer begegnen.
In den acht Wochen, in denen Favre bei Hertha arbeitet, hat er schon viel auf den Weg gebracht. Sorgen bereitet ihm nur der dünne Kader. Manager Dieter Hoeneß ist deshalb wieder auf Reisen, um weitere Spieler nach Berlin zu holen. Die Zeit drängt, denn schon in knapp zwei Wochen startet die Bundesliga.
Wenn die Mannschaft aber noch gut verstärkt wird, kann die neue Saison eine sehr erfolgreiche für Hertha werden.
http://www.morgenpost.de/content/2007/0 ... 13272.html