Der FC Zürich auf Kurs Richtung Salzburg
2:0 gewann der Meister in Schaffhausen, obwohl er bereits das Rückspiel in der Champions-League-Qualifikation vom Mittwoch gegen Salzburg im Hinterkopf hatte.
Von Ueli Kägi, Schaffhausen
Der FCZ hat für den Meisterschaftsalltag einen Plan: Auf den Rasen gehen, ein schnelles Tor kombinieren, nachsetzen, drei Punkte gewinnen. In Luzern erzielte er zum Start drei Tore in der ersten Halbzeit. Gegen Aarau ging er ebenso schnell in Führung und siegte ebenso 3:0. Und nun gelang ihm in Schaffhausen in der 11. Minute und mit der vierten guten Chance der erste Treffer, am Ende setzt er sich 2:0 durch.
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Der FCZ erfüllt seinen Plan, obwohl er auch anderes im Kopf hat als die Super League. Die Qualität der Gegner kam ihm auf seinem Weg zu drei Siegen und 8:0 Toren entgegen. Mit etwas Bösartigkeit gesehen, stehen Luzern, Aarau und Schaffhausen für das, was Murat Yakin einst als «Gurkenliga» beschrieben hatte.
Gut, der FC Zürich hätte sich am Samstag auf der Breite etwas mehr anstrengen können, das 2:0 mit Vehemenz verfolgen und es früher erzielen können als in der 91. Minute. Almen Abdi sicherte den Sieg mit seinem ersten Wettbewerbstor.20-jährig ist der Mittelfeld- und Schweizer U-21-Nationalspieler, seit 12 Jahren gehört er zum FCZ. In dieser Saison ist Abdi aufgestiegen zum ersten Ersatz für die Reihe mit Margairaz, Dzemaili, Inler und Cesar und für Trainer Favre von grossem Wert.
«Auf schmalem Grat bewegt»
Der FCZ hat sich in Schaffhausen seine Ruhezeit genommen nach der ersten Phase, in der er so dominant aufgetreten war. Er suchte sich danach den Weg fast nur noch durchs Zentrum, weil seine Aussenspieler Margairaz (links) und Cesar (rechts) keine wirklichen Flügel sind und die Aussenverteidiger nicht wie von Favre verlangt die Offensive forcierten. Er übertrieb es oft mit seinem Kurzpass-Spiel, das mit hohem Tempo und effektiv eingesetzt so verletzend sein kann für jeden Gegner. Er verlor deshalb für lange Minuten den Zug in der Offensive. Kurz: Der FCZ fand nicht die Konzentration, um voll in Schaffhausen zu sein, weil am Mittwoch das Rückspiel in der Champions-League-Qualifikation gegen Salzburg auf ihn wartet. «Es ist uns gelungen, konzentriert zu beginnen», sagte Captain Marc Schneider, «aber wir bewegten uns danach auf einem schmalen Grat, das war gefährlich.» Es hätte zumindest gefährlich sein können, wenn der Gegner nicht Schaffhausen geheissen hätte, nicht von ausgesprochener Harmlosigkeit gewesen wäre und nun seit 20 Heimpartien ohne Sieg ist. Und wenn der FCZ nicht so solid verteidigt hätte. Die Defensive funktioniert, auch wenn die Mannschaft ausgerechnet gegen Salzburg mit einem dummen Fehler ein Tor verschenkt hat. In der Super League ist sie noch ohne Gegentor.
Der FCZ wendete sich schon nach dem Schlusspfiff in Schaffhausen wieder dem Geschäft zu, das ihn zurzeit vor allem interessiert. Das «schon während der Partie irgendwo im Hinterkopf war», wie Schneider zugab. Der Meister fuhr gestern Sonntag nach Bern, sah sich das Heimspiel von YB gegen Luzern an und trainierte danach auf dem Kunstrasen im Stade de Suisse. Und er entschied sich dazu, seinen Aufenthalt in der Hauptstadt zu verlängern, übernachtete einmal im Hotel und wird heute Montag noch einmal bei YB trainieren. In Bern liegt zwar nicht genau derselbe Kunstrasen wie im Salzburger Stadion. Der Stade-de-Suisse-Plastik aber soll helfen, «dass wir uns unter Kunstrasen etwas vorstellen können», wie Schneider sagt, «dass wir ein Gefühl dafür bekommen, was uns ungefähr erwartet».
Morgen Dienstag fliegt die Mannschaft nach Salzburg. Schneider sieht keinen Nachteil darin, dass der FCZ am Mittwoch zu seinem ersten Wettbewerbsspiel überhaupt auf künstlicher Unterlage antreten muss. Er glaubt sogar, dass der Kunstrasen den verspielten Zürchern entgegenkommen könnte. «Wir wissen, dass wir dem Kleinkleinspiel verfallen sind», sagt Schneider, «aber wir haben die Spieler dazu und wissen, dass daraus immer wieder gefährliche Situationen entstehen. Auch Salzburg war im ersten Match oft überfordert.»
Der FCZ setzt auf die Fortsetzung seiner famosen Kombinationen. Eine etwas gradlinigere Spielanlage als zuletzt könnte ihm am Mittwoch trotzdem nicht schaden, weil das eine das andere nicht ausschliesst, sondern nur unterstützen würde. Schneider weiss, dass die Salzburger nicht mit der Vorsicht aus dem Hinspiel in den Match gehen werden. Er erwartet «eine aggressive Mannschaft» und einen positiven Effekt: «Das wird uns Räume geben.»
Weiter englische Wochen?
Trainer Favre ist glücklich über 4 Tage Erholungszeit, weil er bei seinen Spielern nach 4 Partien in 11 Tagen bereits eine grosse Müdigkeit festgestellt hat. Damit erklärte er sich auch den Druckabfall nach der schnellen Führung in Schaffhausen. «Hoffentlich machen wir trotzdem weiter mit den englischen Wochen», sagt Favre. Ein Erfolg in Salzburg würde dem FCZ mindestens einen Platz im Uefa-Cup und auch zwei nächste Mittwoch-Partien gegen Valencia und damit wirklich entscheidende Duelle um den Einzug in die Champions League bringen.
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