Beitragvon Luke » 28.04.06 @ 9:01
Für alle, die Zeit zum Lesen des ganzen Artikels haben ...;-)
Riesige Differenzen bei Fussballerlöhnen
Wie in Europa üblich, werden die Spielersaläre auch in der Schweiz von den Klubs nicht offen gelegt. Die Bandbreite in der Super League reicht von 30 000 bis zu 1 Million Franken.
Bis vor einem Jahr war Rafael Caetano de Araujo ausserhalb von Chiasso und der Challenge League so gut wie unbekannt. Er war Lucien Favres Entdeckung, als er im Sommer leihweise und mit einem Grundlohn von 4000 Franken zum FC Zürich kam. Wohnung, Spesen und Auto wurden ihm dazu bezahlt, was den Klub weitere 4000 Franken monatlich kostete.
Im Winter wurde Rafaels Grundlohn verdoppelt, nachdem sich der FCZ entschieden hatte, ihn für eine Ablöse von 500 000 Franken definitiv bis 2009 zu übernehmen. Nun liegt dem 21-jährigen Stürmertalent ein nochmals deutlich nachgebesserter Vertrag zur Unterschrift vor. Und nimmt er das Angebot an, kann er, je nach Erfolg und Prämien, jährlich bis 250 000 Franken brutto verdienen.
Fussball ist nicht nur ein Spiel, sondern auch Geheimniskrämerei. Die Gehälter von Spielern, Trainern und Managern werden kaum an die Öffentlichkeit getragen. An Salärdiskussionen entbrennt der Neid, entbrennen die Konflikte zwischen Spielern, Beratern und Klubs wie zuletzt auch im Fall von Rafael und seinen aus Brasilien angereisten Agenten. Im Zwielicht dieses Geschäfts sind deshalb die gehandelten Zahlen mehrheitlich Schätzungen und nur wenige verbürgt.
Mit einer Viertelmillion jährlich gehört Rafael zu den bestbezahlten Fussballern im Raum Zürich. Führend ist Iulian Filipescu, rumänischer Abwehrchef beim FCZ, er verdient 400 000 Franken pro Saison, eingerechnet der jährliche Anteil einer Abfindung über 250 000 Franken für seinen alten Vertrag in Sevilla. Mihai Tararache hatte 300 000 Franken bezogen, bevor er im letzten Winter für eine Verlängerung gleich das Dreifache forderte. In Duisburg erhält er seither offenbar, was für den FCZ unbezahlbar war.
Wie Stahel seinen Lohn verdreifacht
Der FC Zürich setzt die Saläre aus eher tiefen Fixlöhnen und hohen Prämien zusammen. Würde die Mannschaft auf Rang 1 stehen, erhielte jeder Spieler pro Punkt 1200 Franken. Für Platz 2 sind es 1000. 66 Punkte hat der FCZ bislang gewonnen, und das bedeutet, dass Junge, die wie der 21-jährige Florian Stahel 2500 Franken im Monat erhalten, ihren Jahreslohn auf diesem Weg verdreifachen können. Seinen derzeit besten Torschützen Alhassane Keita entschädigt der FCZ mit einem Grundlohn von 150 000 Franken im Jahr.
Die Grasshoppers zahlen bei einer Rangierung auf den Plätzen 1 bis 3 pro Punkt 1000 Franken. Ab Rang 4 gehen die Spieler leer aus. Der lettische Verteidiger Igors Stepanovs mit 230 000 Franken Grundsalär gilt bei GC als Topverdiener. Für jedes seiner drei Vertragsjahre erhält er zusätzlich ein Handgeld von 75 000 Franken, womit er inklusive Prämien auf zirka 350 000 kommt. Handgelder sind oft fester Bestandteil des Salärs, wenn ein Spieler nach seinem Vertragsende bei einem Klub ablösefrei verpflichtet werden kann. Ausländische Spieler lassen sich gerne einen Teil davon auf heimatliche Konten überweisen, um im Land ihres Arbeitgebers Steuern zu sparen.
Eduardo: Vier Freiflüge als Zugabe
Mit 4000 Franken monatlich hatte Eduardo einst bei GC angefangen und sich auf 8000 Franken gesteigert, bevor er 2003 seine Basisbezüge auf 16 000 Franken verdoppeln konnte. Für die Unterschrift unter seinen bis 2007 abgeschlossenen Vertrag erhielt er ein Handgeld von gegen 100 000 Franken. Inklusive zusätzlicher Leistungen wie Wohnung, Auto und vier Economy-Class-Flüge nach Brasilien kostet er GC ohne Prämien im Jahr 240 000 Franken.
Auch Rogerio werden pro Jahr vier Flüge in die brasilianische Heimat bezahlt. Allerdings beträgt sein Fixum nur 96 000 Franken pro Jahr, Ersatzgoalie Peter Jehle ist mit 144 000 schon besser gehalten. Fabio Coltorti, Leandro, Andy Muff oder Alexander Mitreski bewegen sich alle in der Grössenordnung von 180 000 Franken. Mitreski handelte sich bei seinem Wechsel von YB zu GC allerdings noch ein Handgeld von 200 000 Franken für vier Jahre aus. 6 Millionen Franken hat GC für die Spieler- und Trainerlöhne zum Saisonanfang budgetiert, Prämien exklusive. Das entspricht dem halben Jahreslohn von Arsenals Star Thierry Henry. Aber es reicht allemal, um auch einem Scott Sutter, der vom Nachwuchs- zum Stammspieler gereift ist, einen Fixlohn von 5000 Franken monatlich zu überweisen.
Die letzten wirklichen Grossverdiener bei GC waren Stéphane Chapuisat und Richard Nuñez gewesen. Chapuisat kam auf 1 Million, nicht zuletzt dank der Unterstützung der Credit Suisse, und Nuñez in der Meistersaison 2002/03 auf 600 000 Franken, ein Drittel davon Prämien. Im vergangenen Frühling und im Kampf gegen den Konkurs bemühte sich der Klub, die Fixlöhne um durchschnittlich zehn Prozent zu kürzen. Ricardo Cabanas liess
sich damals von 30 000 auf 27 000 Franken pro Monat drücken - als Gegenleistung wurde seine vertraglich festgeschriebene Ablösesumme von rund 2,5 auf 1 Million Franken nach unten korrigiert. Davon hat er nun beim Wechsel nach Köln profitiert. Er dürfte in der Bundesliga gegen eine Million Franken verdienen, trägt allerdings den Nachteil der hohen Steuerbelastung.
Armes Schaffhausen, reiches Basel
Zwischen Gross und Klein, Arm und Reich gibt es in der Super League die grosse Kluft. Im Kleinklub Schaffhausen bewegen sich die Jahreslöhne zwischen 50 000 und 150 000. Der FC Thun nahm dank der Champions League 15,6 Millionen brutto ein. Für die erfolgreiche Qualifikation verteilte er dem Team nur rund 700 000 Franken an Prämien, Gelder für die Punkte in den Gruppenspielen waren extra. Grossverdiener ist unverändert Captain Andres Gerber mit 120 000 Franken Fixum.
In St. Gallen hingegen hat die Klubleitung gerne einmal dazu geneigt, den Kopf zu verlieren. Heinz Peischl pokerte einst mit einem Angebot aus Österreich, der Klub ging darauf ein und steigerte die Ausgaben für den Trainer auf 500 000 Franken. Goalie Stefano Razzetti kostet den Klub 300 000 Franken. Bruno Sutter, längst zum Ersatzspieler degradiert, verdient dank günstiger Umstände beim Vertragsabschluss 190 000 Franken im Jahr, Eric Hassli, Davide Callà oder Alex dürften sich in einer ähnlichen Preisklasse bewegen.
Gross, Delgado: Millionenverdiener
Ganz oben ist der FC Basel. Er zahlt gut, sehr gut. Als er 2002/03 fast 30 Millionen aus der europäischen Königsklasse einspielte, überwies er den Stammspielern bis zu 265 000 Franken Prämien. Der Meister mit seinem 30-Millionen-Jahresbudget beschäftigt 100 Angestellte; darunter befinden sich 25 Spieler der ersten Mannschaft. 20 Millionen wird der Klub mit Salären los. Christian Gross ist mit über 1 Million Franken der bestbezahlte Trainer der Liga, deshalb hat das Ausland für ihn nicht mehr den grossen Reiz. Krassimir Balakov unterschrieb bei GC für 250 000 Franken. Lucien Favre bewegt sich beim FCZ in vergleichbarer Grössenordnung.
FCB-Regisseur Matias Delgado hat dank seines neuen Vertrages Murat Yakin als höchstbezahlten Spieler der Schweiz überholt. 1,2 Millionen dürften jährlich auf sein Konto fliessen. Pascal Zuberbühler soll 700 000 Franken im Jahr erhalten und Ivan Rakitic, das 18-jährige Talent, das fast nie spielt, noch immer 120 000. Dafür kommt David Degen, angehender Nationalspieler, nicht über einen Fixlohn von 72 000 Franken hinaus. Er mochte nie einen neuen Vertrag unterschreiben, weil er sich keine Ablösesumme fixieren lassen wollte. Sein Absprung ins Ausland ist absehbar. Bremen steht zurzeit in der ersten Reihe.
Noch immer 750 000 für Sforza
Nichts ist lukrativer als ein Wechsel ins Ausland. Benjamin Huggel hatte in Basel 300 000 Franken, in Frankfurt erhält er nun das Dreifache. Der 36-jährige Ciriaco Sforza verdient in seinem letzten Vertragsjahr bei Kaiserslautern noch 750 000 Franken - trotz Suspendierung. Daniel Gygax dürfte in Lille bei 700 000 Franken netto angekommen sein, das heisst nach Abzug der Steuern. Johann Vogel wechselte ablösefrei von Eindhoven zur AC Milan, das hat sich in seinem Jahreslohn von 2 Millionen Franken netto niedergeschlagen. Damit steht er von den Schweizer Fussballern auf der obersten Stufe - dicht bedrängt von Philippe Senderos, dem erst 21-jährigen Verteidiger von Champions-League-Finalist Arsenal.
REALITÄT IST DIE ILLUSION, DIE DURCH MANGEL AN ALKOHOL ENTSTEHT.