TGKFKAM hat geschrieben:tehmoc hat geschrieben:Ich finds langsam richtig amüsant, die Beiträge hier zu lesen. Es ist wirklich ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und auch dessen, weshalb das Stadion nicht längst steht. Der eine kann nicht mehr mit dem Velo zur Arbeit fahren, die andern möchten nur einen statt zwei Ränge, das Stadion um 90 Grad drehen, mehr Stehplätze, mehr „günstige“ Wohnungen, etc. etc. Und diese Diskussion jahrelang, wenn nicht jahrzehntelang. Von aussen (wohne nicht in der Stadt) betrachtet, ist die ganze Anspruchshaltung lächerlich. Aber eben typisch für Zürich. Jetzt verstehe ich auch, warum Ledergerber damals das Stadion ohne grosse Rücksichtnahme bauen wollte. Weil die Einwohner der Stadt schlimmer lamentieren als eine Gymiklasse.
Geiles Argument und hat sicherlich was. Aber dennoch vertrete ich die Meinung dass das Stadion nicht das bringen wird was sich der FCZ davon verspricht. Canepa und Co. sind von den "möglich zu erreichenden" Zahlen geblendet. Und ich bin leider mit dem Hallenstadionumbau ein gebranntes Kind was Abstimmung für ein Stadion betrifft und somit extrem skeptisch wenn Politik und Sportclub unisono mantra mässig die Vorteile runterleiern.
Ich würde gegen das Stadion stimmen, wenn ich dazu berechtigt wäre. Weil es mir nicht gefällt, ich die Voraussagen auch nicht glaube und ich das Quartier beim Letzi viel besser mag. Aber ich kann jeden verstehen, der es anders sieht und bin mir bewusst, dass meine Meinung nicht unbedingt in den Mittelpunkt gehört. Jedenfalls habe ich meinen Entscheid mehr oder weniger still getroffen und muss nicht über jedes Detail wieder und wieder diskutieren, nur weil ich mir einbilde, mein Wissen sei in dem Fall grösser als das der anderen. Jahr-zehnte-lang.
Viele andere, darunter ein grosser Teil der SP, sehen ihre Aufgabe in dieser Frage stattdessen darin, ihre Meinungen oder Interessen durchzusetzen, oder einfach nur wieder mal die Besserwisser zu spielen und sie tun das mit einer gewissen Hysterie. Ich bin ja auch für günstigen Wohnraum für Familien, aber der darf von mir aus auch etwas ausserhalb sein. Nicht unbedingt in einem zentralen städtebaulichen Entwicklungsgebiet, jedenfalls würde ich nicht darauf beharren, selber eher wenig Geld zu verdienen aber in einer der attraktivsten Innenstädte der Welt zu wohnen. Und ich würde wegen dieser Sache sicher nicht emotional werden. Ausserdem sollte die Frage des Wohnraums hier gar nicht entscheidend sein. Es sollte um ein Fussballstadion gehen. Aber eben, in einer Gesellschaft, in der du als Stockwerkeigentümer mit 100 anderen in abendfüllenden Sitzungen über die Farbe deines Rollladens auf dem Balkon diskutierst,
ist der Wahnsinn Normalität.
Die Anwohner des Hardturms wiederum in ihren zeitfremd anmutenden Hobbit-Häusern tun so, als hätte Bernoulli dort den grossen Wurf gemacht und eine Art zweites Grossmünster errichtet. Dabei ist die Siedlung, nein das ganze Quartier, unterentwickelt und unbeachtet. Keine Sau, ausser eben den Hobbits und ein paar Nerds, interessieren sich für die Architektur dort. Aber weil wir in Zürich leben, der Stadt der selbstlosen Selbsterhöhung, steht natürlich auch jedes halbwegs passable Haus, das irgendwann mal ein Architekt gebaut hat, im Schutzinventar. Schliesslich denkt jeder Vertreter dieser Zunft in Zürich, sein Werk sei nun bahnbrechend, weil er nun einen Winkel mehr oder weniger an der Fassade anbringt.
Am lächerlichsten aber sind Leute, die auf einer wüsten Brache, die aber für einen bestimmten (öffentlichen) Zweck vorgesehen ist, mitten im urbanen Raum ein paar Beete hinstellen und dann sagen, dies sei nun schützenswerter Naherholungsraum. Vielleicht ist er das wirklich ... für die paar verzogenen Hipster-Kinder, deren Elfenhaut zu zart ist, um in einen ordentlichen Waldchindsgi oder eine Natur-Kita zu gehen und sich Natur dort anzusehen, wo sie sich noch entfaltet und nicht von entfremdeten Möchtegern-Urbanistas verklärt wird.
Die Höngger wiederum möchten ihre Aussicht bewahren, schliesslich will man auch noch in hundert Jahren auf den Pöbel in der City herabschauen. Das ist verständlich, denn woanders hinzuschauen ist das einzige, was einem in Höngg übrigbleibt, wenn man nicht aus Langeweile und aus Scham durch den Blick auf sich selbst sterben will.
Wenn die Leute anfangen würden, nicht einfach alles zu glauben, was sie denken,
und vor allem es nicht immer an die Öffentlichkeit tragen, wäre das schon mal ein Anfang
zu einer Lösungsfindung, die nicht 20 Jahre dauert und am Ende sogar zu einem Ziel führt.