Die Bierkurve hofft auf den Final FCW - FCZ
Der Cuphalbfinal gegen Sion heute ist ein Höhepunkt für den FC Winterthur und seine Fans.
Zu den treusten gehören jene der Bierkurve. Ihr Motto: Kampf dem Rassismus im Fussball!
Von Martin Gmür
Winterthur.
– Viele vergleichen den FCW mit dem FCZ: Was im Letzigrund die Flachpassbar, sei auf der Schützi die Liberobar, beide Klubs gelten als Arbeitervereine und Underdogs mit eigener Fankultur. Doch Andreas Mösli, der Geschäftsführer des FCW, mag den Vergleich nicht mehr hören: « Herr Hotz buttert Millionen in den FCZ, wir müssen mit 1,2 Millionen für die erste Mannschaft auskommen. » 700 000 bis 800 000 Franken kommen jeweils vom Präsidenten, dem Winterthurer Hightech- Unternehmer Hannes Keller.
Che Guevara am Totomat
Der Winterthurer SP- Präsident und ehemalige Sportjournalist Nicolas Galladé, selber oft in der Bierkurve, sieht durchaus Parallelen zum FCZ und zu Vereinen wie St. Pauli oder Livorno, die eine vornehmlich linke Anhängerschaft haben. Wie bei Livorno Che Guevaras Konterfei die Fanschals schmückt, hängt auch bei den FCWSpielen auf der Schützi ein Che- Transparent neben dem altehrwürdigen Totomat.
Ein Cupfinal FCW gegen FCZ sei sehr reizvoll für beide Fangruppen, findet Galladé. Geschäftsführer Mösli steht persönlich für diese Nähe zwischen Fussball und linksalternativen Kreisen. Er ist Präsident der Genossenschaftsbeiz Widder, und wann immer er Benefizanlässe organisiert, treten Punkbands auf, mitunter auch seine eigene. Die Bierkurve, das sind je nach Spiel zwischen 100 und 600 Personen, die sich seit rund sechs Jahren jeweils auf jener effen, wo das Bierzelt steht. « Treue Fans, die auch in schlechten Zeiten kritisch, aber fair zum FCW stehen » , sagt Galladé. Rassistische Sprüche sind aus jener Ecke nie zu hören. Dafür wird mit dem Ertrag aus dem Verkauf von Bierkurven- Fanartikeln einem ausländischen Spieler schon mal ein Sprachkurs bezahlt oder ein Spielerpatronat übernommen – mit Vorliebe für dunkelhäutige Fussballer. Einige Bierkürvler betreiben zudem im Stadion den Salon Erika, einen Container mit Coiffeurschild, wo Kitsch und Kunst ausgestellt und Prosecco- Cüpli ausgeschenkt werden.
Angelehnt an den Erfolg der Bierkurve lancierte der FCW vor kurzem auch eine Sirupkurve. 20 bis 50 Kinder johlen jeweils unter Aufsicht einer Gassenarbeiterin und in eigens kreierten T- Shirts mit Signet. Das Logo der Bierkurve ist ein fünfzackiger roter Stern, dessen Spitzen hinter einem Fussball hervorgucken. Und dazu der Spruch: « Für den FCW – gegen den Rassismus in den Stadien und überall. » Auf der teureren Tribüne freilich sind manche taub gegenüber diesem Appell von links. Wie in jedem Stadion werden auch dort die Schiedsrichter gelegentlich beleidigt, die Gegner verhöhnt und die eigene Mannschaft schlecht gemacht, wenns wieder einmal nicht so läuft, wie es sollte.
Selbst manche Bierkürvler benehmen sich dann keineswegs wie Sängerknaben.
7000 im Stadion Schützenwiese
Winterthur.
– Rund 7000 Zuschauer erwartet FCW- Geschäftsführer Andreas Mösli heute Mittwochabend um 20.15 Uhr. Er kann sich nicht erinnern, wann je so viele auf die Schützi kamen. 4000 waren es beim Sieg gegen GC, der den Weg ebnete zu diesem Halbfinal. Vier Fernsehstationen werden da sein ( auch wenn sie wegen zu wenig Licht auf eine Direktreportage verzichten müssen), sechs Radios und etwa 20 Zeitungsjournalisten, sagt Mösli. Plus zwei Filmteams. Die zwei Winterthurer Filmer Manuel Bosshard und David Baumgartner wollen einen 15- minütigen Dokumentarfilm über den Halbfinal und die Bierkurve drehen « als Zeitdokument für die Stadt » . Wenn der FCW den Final erreichen sollte, « ist es möglich, dass die Drehzeit erweitert wird » . Und weils so schön ist, dass der FCW ein so wichtiges Spiel hat, statt immer bloss gegen Baulmes, Baden oder Bellinzona zu tschutten, verwöhnt der Klub die Fans mit einem Feuerwerk nach dem Match. Auf dem Sulzer- Hochhaus wars nicht möglich, deshalb gehen die Raketen auf den Plätzen neben dem Stadion los. Der Stadtrat aber mochte sich nicht an den bescheidenen Kosten beteiligen, erzählt Mösli. Und dem Stadtmarketing sei wohl entgangen, dass hier ein Event stattfinde, der positive Impulse verbreiten könnte. ( mgm)
Quelle: tagi