Beitragvon rot-blau » 17.12.05 @ 9:29
Viel Erfolg - dank Keita und Rafael
DER FCZ ZÄHLT AUCH IM CUP-SPIEL GEGEN DEN FCBASEL AUF SEIN STARKES STURMDUO
HANSJÖRG SCHIFFERLI, Zürich
Mit je zehn Toren und acht Assists machten Alhassane Keita und Rafael den Angriff des FCZ zum erfolgreichsten nach jenem des FCB.
Platz 2 in der Super League ist gut, acht Punkte Rückstand auf den FCB aber sind etwas gar viel: So lässt sich der Herbst des FCZ bilanzieren. Das stimme «grundsätzlich», sagt Sportchef Fredy Bickel, aber was die Differenz zum FCB betreffe, sei es doch «so, dass wir nie grausam auf Platz 1 spekulierten…» Und eine andere Chance, sich vor den FCB zu setzen, haben die Zürcher ja nun morgen im Cup.
Wichtiger als selbsternannter und dann doch (noch) aussichtsloser Herausforderer des FCB in der Meisterschaft zu sein, ist dem FCZ zurzeit ohnehin «die Konstanz», wie es Bickel so oft formuliert. Wichtiger ist, endlich vom Image wegzukommen, immer dann wieder Rückschläge zu erleiden, wenn die Ansätze Besserung versprechen. «In dieser Beziehung sind wir auf dem richtigen Weg», sagt Bickel denn auch, «und machen wir so weiter, sind wir am Saisonende unter den ersten drei und damit dort, wo wir auch hingehören.» Mithin zu den Europacup-Startern.
2,5 Tore pro Spiel. Erarbeitet hat sich der FCZ in diesem Herbst einiges: Er hat in 18 Runden nur einmal zwei Niederlagen in Folge erlitten, als dem 0:1 in letzter Minute gegen GC ein 2:4 gegen den FCB folgte; er hat nur einmal, eben in jenem Derby, kein Tor geschossen, aber zwölfmal zwei bis sechs. Er hat - knapp hinter dem FCB - die zweiterfolgreichste Offensive der Liga, mit präzis 2,5 Toren pro Spiel.
Das verdankt er nicht zuletzt dem Duo, das seinen Angriff prägt - dem 22-jährigen Guineer Alhassane Keita und dem gar erst 20-jährigen Brasilianer Rafael. Beide brachten es in dieser Saison schon auf je zehn Tore und acht Assists. Keita steht bereits in der vierten vollen Saison auf dem Letzigrund und ist auf gutem Weg, seinen Rekord, die 17 Tore von 2002/03, zu überbieten.
Wenn Keita also so etwas wie eine Bestätigung liefert, ist Rafael die Überraschung der Saison. Erst im Sommer kam er vom FC Chiasso, für den er in zwei Saisons in der Challenge League je 15 Tore schoss. In ihrer Transferplanung dachten sie beim FCZ auch an Gaspar, Rafaels Landsmann und Teamkollegen in Chiasso. Bickel tendierte eher zu Gaspar, Trainer Lucien Favre zu Rafael. Eingeladen wurden beide. Bald war klar, dass Rafael den Vorzug erhalten würde.
Pflegeleichte Typen. Wirklich überraschend war dann aber, wie schnell sich Rafael von einem, der aufgebaut werden sollte und deshalb anfangs Joker war, für den Stamm aufdrängte - und damit Favre gleichsam den Wechsel zum System mit zwei Stürmern zwang. Ein «pflegeleichter, unkomplizierter, ruhiger, anständiger» junger Mann sei dieser Rafael, sagt Bickel.
Keita ist beliebt in der Mannschaft, auch wegen seines lustigen Deutschs. Aber er fährt schon einen bedeutend grösseren Wagen. Er sei sich, fügt der Sportchef bei, seines «Wertes für den FCZ» sehr wohl bewusst. Und er sage zwar immer wieder, er sei gleichsam der «Sohn des Präsidenten» und er werde deshalb den «FCZ nie verlassen», aber er wolle auch «vor jedem Spiel wissen, wie viele Beobachter auf der Tribüne sitzen…» Und werde er zweimal in Folge ausgewechselt, könne er schon sauer reagieren.
Verträge haben beide bis 2009, was zum einen heisst, dass mit beiden längerfristig geplant wird, anderseits aber auch, dass sie eine gute Transfersumme einbringen könnten. Was beide - trotz ihren Toren - nicht schaffen können: Dem FCZ-Angriff jene physische Präsenz im Strafraum zu verleihen, wie dies ein grosser Angreifer könnte. Denn Keita ist 1,69 m gross, Rafael 1,73.
Noch ein Neuer? Trotz Keita und Rafael also sucht der FCZ noch diesen «grossen, kräftigen Stürmer» (Bickel). «Drei, vier Namen» dafür habe er, sagt der Sportchef, ein schwedischer U20-Nationalspieler war schon mal da. Vielleicht reichts schon in der Winterpause zur Verpflichtung eines Neuen. Aber die Hoffnung auf einen Coup gegen den FCB liegen noch ganz auf Keita und Rafael, dem Duo der Kleinen, Schmächtigen, aber auch Schnellen.
Quelle: BaZ von heute
FC Basel; still going strong!