Beitragvon sync » 02.11.05 @ 10:59
der spezialist meldet sich wieder einmal zu wort....
BZ, 02.11.2005
Fans haben Fackel in Scheide versteckt
Thomas Helbling ist Präsident der Sicherheits- und Fankommission der Swiss Football League. Er spricht über gewaltbereite Zuschauer, die Ohnmacht der Veranstalter, die Kausalhaftung und die wichtige Datenbank.
Thomas Helbling: Mich überrascht gar nichts mehr. Illegale Sachen werden in jeder möglichen Körperöffnung ins Stadion transportiert. Sowieso sind das keine Fans. Es handelt sich um eine im Umfeld aller Grossklubs auftretende kleine Gruppe von Zuschauern, die gewaltbereit die Stadien als Plattformen fürs Chaotentum okkupieren.
Wie ist diese Szene organisiert?
Ausgezeichnet. Sie kreieren bis zur Perfektion ausgefeilte Methoden, wie man eben zum Beispiel Fackeln ins Stadion schmuggeln kann. In der Anonymität der Masse, teilweise vermummt und hinter Bannern versteckt, fühlen sie sich stark, sind gewaltbereit und treiben ihr Unwesen. Woche für Woche gibt es Sachbeschädigungen und erhebliche Gewalt.
Gerade das Abbrennen von Fackeln geniesst in der Fankultur einen hohen Stellenwert …
… das mag so sein, ist aber für den Veranstalter, der die Sicherheit aller Zuschauer garantieren muss, inakzeptabel. Diese Fackeln sind 2000 Grad heiss und auch mit Wasser nicht löschbar. Sie stellen ein unvorstellbares Risiko dar und sind strengstens verboten. Müssen wir auf den ersten Toten warten, bis alle begriffen haben, wie gefährlich Fackeln sind?
Ein Problem ist die Kausalhaftung. Einige YB-Fans behaupten, sie seien am Sonntag auf dem Hardturm gar nicht kontrolliert worden. Dann hat der GC-Sicherheitsdienst schlampig gearbeitet. Hätten diese Anhänger randaliert, würde YB haften. Ist das nicht absurd?
Grundsätzlich ist der Gastgeberverein für die Sicherheit im Stadion zuständig. Die Kausalhaftung nimmt aber auch den Gastklub für das Verhalten der ihm zurechenbaren Zuschauer in die Pflicht. Das zwingt die Klubs, unter ihren Fans auch auswärts für Ordnung zu sorgen. Es kommt nicht von ungefähr, dass jene Zuschauer, die in der Anonymität des Auswärtsstadions randalieren, im Heimstadion wie Lämmer auftreten. Diesem perfiden Auftritt gilt es den Riegel zu schieben. Wir machen uns aber nichts vor: Selbst wenn dem eigenen Verein Strafen bis zur Forfaitniederlage drohen, gibt dieser gewaltbereite Kern nicht Ruhe. Das zeigt, dass diese Leute den Fussball nur missbrauchen, von einer Identifikation mit dem eigenen Klub kann keine Rede sein. Und das Schlimmste daran ist, dass uns bei der Sanktionierung weit gehend die Hände gebunden sind.
Warum? Sie können den Chaoten ein Stadionverbot geben.
Das Verbot greift aber nicht. Als Hausherren bestimmen die Vereine die Stadionordnung und entscheiden, wie die Beizer, wer Hausverbot erhält. Wie kann ich aber ein Verbot durchsetzen, wenn mir das Datenschutzgesetz jeglichen Austausch von Namen und Fotos verbietet? Der Datenschutz wird ad absurdum geführt, wenn er die Identifizierung Krimineller verhindert.
Wer kontrolliert überhaupt die Einhaltung dieser Verbote?
Wir haben Szenekenner, die das stichprobenartig überprüfen. Im Zeitalter der modernen Technologie sind das jedoch archaische Methoden. Es ist, wie wenn man Radarkontrollen mit Super-8-Kameras durchführen würde. Es ist deshalb dringend notwendig, dass die absurde Datenschutzgesetzgebung endlich angepasst wird.
Wann wird das der Fall sein?
In der Wintersession wird der Nationalrat über die Einführung einer Datenbank gewaltbereiter Zuschauer sprechen, in der Frühlingssession der Ständerat, und im Sommer 2006 findet die Abstimmung statt. Das Gesetz tritt frühestens im Januar 2007 in Kraft. Ich bin froh, dass die Euro 2008, die in der Schweiz stattfinden wird, diese Diskussion beschleunigt. Mit dieser Datenbank könnte eng und effizient mit der Polizei zusammengearbeitet werden.
Steht es um die Sicherheit in unseren Stadien so schlecht?
Diese kleine Gruppe aus der Null-Bock-Generation verdirbt allen Matchbesuchern, vor allem Familien und Kindern, die Stimmung und schadet dem Fussball erheblich. Es braucht eine Null-Toleranz-Taktik gegen dieses Chaotentum.
dieser herr ist irgendwann mal heftig auf die fresse gefallen...