CT hat geschrieben:https://www.tagesanzeiger.ch/zuercher-hoehenflug-fuenf-gruende-warum-der-fcz-meister-werden-kann-667987708510
danke!
Zürcher Höhenflug
Fünf Gründe, warum der FCZ Meister werden kann
Präsident Ancillo Canepa gibt als Ziel nach 33 Runden weiterhin Rang 6 aus. Aber die Anzeichen mehren sich, dass für die Zürcher in dieser Saison weit mehr möglich ist.
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Der FCZ ist so gut wie 2021/22
Ancillo Canepa ist eine Parallele zu damals, als es mit André Breitenreiter an der Seitenlinie den so unerwarteten Sturmlauf zum Meistertitel gab. 17 Jahre ist er jetzt im Amt, je dreimal wurde seine Mannschaft in dieser Zeit Meister und Cupsieger, sie qualifizierte sich für die Champions League, und einmal brachte sie auch den Abstieg zustande, 2016.
Mit Breitenreiter führte der FCZ die Rangliste nach 15 Runden mit 31 Punkten an, zwei Punkte vor Basel, das ein Spiel weniger ausgetragen hatte. Jetzt, nach gleich vielen Runden, liegt der FCZ mit 30 Punkten an der Spitze, zwei Punkte vor YB, das ein Spiel weniger ausgetragen hat.
Der FCZ hat eine klare Ausrichtung, er hat keine Zusatzbelastung durch den Europacup, er wirkt gefestigt. Er spürt den ungebrochenen Support der Zuschauer. Auf den bisher einzigen Rückschlag, das 0:2 gegen Servette, kann er umgehend reagieren, wie er das damals im Herbst nach Niederlagen in Bern und Basel auch konnte. Und noch eines: Genau vor zwei Jahren schrieb diese Redaktion schon einmal, warum der FCZ Meister werden kann.
Die Parallelen zu 2021 sind so offensichtlich, dass sich die entsprechende Frage an Canepa aufdrängt. Aber er will partout keine sehen. «Nein», sagt er, «der Cheftrainer heisst anders, der Sportchef heisst anders. Und der Präsident ist auch zwei Jahre älter geworden!» Auf das Ausrufezeichen legt er wert.
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Bo Henriksen beweist, dass er ein Toptrainer ist
Als er kommt, kann es zumindest nicht mehr schlechter werden. Vielleicht wird Bo Henriksens Arbeit in seiner Anfangszeit ausserhalb des FCZ etwas zu gering eingeschätzt.
Möglicherweise liegt es auch daran, dass er selbst feststellt, dass es nun wirklich «keine Raketenwissenschaft» sei, was er mit einem völlig verunsicherten Team anstellt. Defensive Stabilität, rasches Umschalten. Schüsse nur von dort, wo statistisch gesehen auch eine Chance auf ein Tor besteht. So stabilisiert er die Zürcher innert kürzester Zeit. Inzwischen erspielt sich seine Mannschaft meist mehr Chancen, als sie dem Gegner zugesteht.
Henriksen wird oft auf sein Äusseres reduziert. Auf seine langen Haare, sein obsessives Klatschen, wenn ein Zürcher irgendwo auf dem Feld einen für Laien völlig unbedeutenden Pressschlag provoziert hat.
Dabei arbeitet der Däne viel mit Daten. Er stellt sein Team sehr genau auf die jeweiligen Gegner ein. Und er spürt offenbar auch, welche Spieler er in den Arm nehmen muss. Und wem er besser «in den Hintern tritt», wie er das formuliert.
Bislang gewinnt der FCZ unter Henriksen 1,71 Punkte pro Ligaspiel. Es gibt nur zwei Trainer, die mit Zürich in der Super League einen besseren Schnitt erreicht haben: Lucien Favre (1,76) – und André Breitenreiter (2,11). Beides FCZ-Meistertrainer.
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Eine Achse hält die Mannschaft zusammen
Brecher, Kryeziu, Dzemaili, Doumbia, Ceesay – das war die Achse der letzten Meistermannschaft. Sie ist komplett weggebrochen: Dzemaili zurückgetreten, Doumbia und Ceesay besseren Verträgen nachgerannt, Kryeziu noch da, aber kaum mehr eingesetzt.
Yanick Brecher, der Goalie und Captain, ist als Einziger übrig geblieben, wenn es um die neue Achse der Mannschaft geht. Jetzt ist Nikola Katic der Chef der Abwehr, Cheick Conde und Ifeanyi Mathew bilden das defensiv geprägte Herz im Mittelfeld, und vorne ist ein anderer Afrikaner, der in erster Linie für die Tore sorgt: Jonathan Okita.
Ihre Einsatzzahlen lesen sich eindrucksvoll. Brecher: 15 Einsätze, keine Minute verpasst. Katic: 14 Einsätze, nur einmal gesperrt. Conde: 15, nur sieben Minuten nicht auf dem Platz. Mathew: 15, nur einmal kurz vor Schluss ausgewechselt. Okita: 15, immer von Anfang an. Das zeigt die Bedeutung, die Bo Henriksen diesen fünf Spielern beimisst.
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Die Konkurrenz ist nicht übermächtig
Hat hier jemand Basel gesagt? Ein Club, der von seinem Selbstverständnis her in die Top 2 der Liga gehört, hat sich in jahrelanger Feinarbeit selbst in seine Einzelteile zerlegt. Und damit Raum geschaffen für eine Super League, wie es sie eigentlich noch nie gegeben hat.
Von Genf bis St. Gallen glauben Clubs plötzlich daran, dass sie um die Europacup-Plätze mitspielen können. Das macht die Liga so kompetitiv wie selten. Und eröffnet dem FCZ ungeahnte Möglichkeiten. Schliesslich steigt die Chance auf einen Überraschungsmeister, je kleiner der Punkteschnitt des Leaders ist.
Derzeit holt der FCZ pro Spiel zwei Punkte. Dasselbe gilt für YB. Die Berner bleiben Favorit, haben aber in dieser Saison bereits gegen fünf Teams Punkte abgegeben: gegen Yverdon, Luzern, St. Gallen, Lugano und zweimal Zürich.
Selbst in den Spielen, die YB gewinnt, wirkt das Team nicht so dominant wie in seinen besten Jahren. Was für weitere Punktverluste der Berner spricht. Zumindest so lange, wie sie europäisch mitspielen.
Und der Rest der Konkurrenz? St. Gallen bleibt chancenlos, weil von Heimweh geplagt. 18 Zähler haben die Ostschweizer bereits auswärts liegen lassen. Lugano ist durch den Europacup in die Knie gezwungen. Luzern spielt viel zu unbeständig.
Bleibt Servette. Die Genfer sind unter Trainer René Weiler in bestechender Form. Am Sonntag steht für sie die Belastungsprobe bei den Young Boys an. Positiv aus FCZ-Sicht: Mindestens einer ihrer Mitstreiter wird Punkte lassen.
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Der Präsident übt sich wieder in Zurückhaltung
Die eine oder andere Prognose ist Ancillo Canepa in seiner Amtszeit schon heftig um die Ohren geflogen. Unvergessen seine Aussage vor der letzten Spielzeit, die neue Mannschaft sei besser als jene aus der Meistersaison. Drei Monate später musste er den Trainer auswechseln, weil der FCZ auf dem letzten Tabellenplatz festsass.
Inzwischen erinnert er wieder an den Präsidenten von ebendieser Meistersaison, als er so lange nicht vom Titel reden wollte, bis der gewonnen war. Was damals gut war, soll es auch jetzt sein. Also sagt Canepa: «Mich interessiert im Moment nur der punktemässige Abstand auf den 7. Rang!» Das Ausrufezeichen soll betonen, wie ernst ihm damit ist.
Dieser Rang ist deshalb von Bedeutung, weil nach 33 Runden nur die ersten sechs Teams um Titel und Teilnahme am Europacup kämpfen können. Elf Punkte beträgt derzeit die Reserve des FCZ auf Lausanne, das direkt unter dem Strich liegt.
Raz/Schifferle
Der ganze SVP Scheisshaufen ist die Bremsspur im Schlüpfer von Helvetia. (Zhyrus, 2023)