Beitragvon hubi.muench » 01.08.21 @ 18:47
NZZ
Zwei Spiele, zwei Siege, und ein Jubiläum: Der FC Zürich befindet sich auf einmal in Festlaune
2 Spiele, 6 Punkte, Tabellenrang 2. Der FCZ feiert sein 125-Jahre Jubiläum unter unerwarteten Umständen. Doch der neue Coach, André Breitenreiter, will die Wohlfühloase weiter konsequent stören.
Fabian Ruch, Zürich
01.08.2021, 18.23 Uhr
Assan Ceesay jubelt mit dem FC Zürich nach seinem Treffer zum 2:0.
Das Feuerwerk der Fans draussen vor dem Letzigrund war der passende Rahmen zu den Feierlichkeiten. 3:1 bezwang der FC Zürich am Samstagabend vor nur 5433 Zuschauern Lausanne; die Südkurve boykottierte den Stadionbesuch aus Protest gegen die Corona-Massnahmen. Und so zelebrierte der FCZ unter unerwarteten Umständen sein 125-Jahr-Jubiläum. Am 1. August 1896 wurde der Klub gegründet, am 1. August 2021 ist er Tabellenzweiter: zwei Spiele, sechs Punkte, 5:1-Tore.
Ein Verein im Umbruch
Damit war nicht unbedingt zu rechnen gewesen. Der Verein befindet sich im Umbruch, der FCZ-Präsident Ancillo Canepa spricht von einer «Übergangssaison», das Kader ist weiterhin unfertig. In den ersten zwei Auftritten hinterliess der FC Zürich unter dem neuen Trainer André Breitenreiter aber einen bemerkenswert stabilen Eindruck, die Abläufe im 3-4-1-2-System funktionierten, das Pressing war effizient.
Gewiss: Es werden stärkere Gegner warten als Lugano und Lausanne, der FCZ wird die Saison kaum auf Rang 2 beenden. Doch es gibt einige Aspekte, die den Klub darauf hoffen lassen dürfen, nach enttäuschenden Jahren einen Schritt vorwärts zu machen.
Taktisch beispielsweise gefielen die Zürcher. Sie waren bestens auf Lausanne vorbereitet, wollten den Gegner laut Breitenreiter an den Seiten anlaufen und dort in die Räume gehen. Adrian Guerrero und Nikola Boranijasevic setzten den Plan stark um, sie waren an allen Toren beteiligt. Die beiden stiessen im Sommer von Lugano und Lausanne zum FCZ, sie kennen die Liga, benötigen keine Eingewöhnungszeit. Der Spanier Guerrero traf gegen seinen früheren Verein im Tessin, der Serbe Boranijasevic am Samstag gegen seinen früheren Arbeitgeber Lausanne.
Dieses Tor zum 3:1 zeigte auf, was Breitenreiter darunter versteht, wenn er sagt, seine Mannschaft solle mutig auftreten. Guerrero legte nach einem wunderbaren Spielzug im Strafraum noch einmal quer auf Boranijasevic. Es war auffällig, wie die Aussenspieler weite Wege nach vorne gingen, regelmässig sogar gemeinsam.
Auch Bledian Krasniqi, 20 Jahre jung, ist ein Gewinner der ersten Saisonwochen. Breitenreiter erkannte in der Vorbereitung das Potenzial des Talents. In der Vergangenheit fehlte es Krasniqi oft an Robustheit, letzte Saison war er an den FC Wil in die Challenge League ausgeliehen. «Ich habe ihm vor ein paar Tagen gesagt, dass er nahe am Team ist, dass er seine Chancen bekommt, dass ihn der Trainer schätzt», sagt Ancillo Canepa am 1. August. Er ist am Nationalfeiertag ein glücklicher Präsident. Und zwei bis drei erfahrene Fussballer möchte der FCZ in den nächsten Wochen ja noch verpflichten – ein Abwehrpatron und vor allem ein torgefährlicher Aufbauer stehen auf dem Wunschzettel.
Die oft kritisierten Angreifer Blaz Kramer und Assan Ceesay schliesslich ergänzten sich gegen Lausanne erstaunlich gut, Kramer bereitete das 1:0 seines Sturmpartners fein vor. Ceesay, der im Abschluss meistens so umständliche Gambier, traf gegen Lausanne zweimal – so oft wie in der letzten Saison in 32 Einsätzen. Er sagt, er habe viel mit dem Trainer gesprochen und wisse genau, was er auf dem Platz zu tun habe. «Und natürlich ist es eine Frage des Selbstvertrauens.»
Die Wohlfühloase stören
André Breitenreiter dürfte in dieser Woche viele weitere Gespräche führen. Nach dem Sieg gegen Lausanne sprach er vor allem über Dinge, die ihm nicht gefallen hatten. «Es war schwach, wie viele Bälle wir in der zweiten Halbzeit leichtfertig verloren», sagte der Deutsche. Seine Beurteilung hörte sich sehr streng an nach einer Begegnung, die Zürich auch 6:1 hätte gewinnen können. Aber Breitenreiter ist ja auch verpflichtet worden, um die Wohlfühloase beim FCZ konsequent zu stören.