Beitragvon schwizermeischterfcz » 15.04.19 @ 10:11
Aus dem Tagi:
13 Sekunden als Sinnbild für den FCZ
ERSTE MANNSCHAFT, 15. APRIL 2019, BIL, VERÖFFENTLICHT IN TAGES ANZEIGER
Ludovic Magnin mag die Bilder nicht ertragen, wie die Young Boys im Letzigrund ihren neuesten Meistertitel feiern. Der Trainer des FCZ zieht sich schnell zurück. Yanick Brecher, sein Goalie, sagt, YB habe den Titel verdient, aber die Feier hier, im Letzigrund? «Da schaut man nicht gerne zu», sagt er.
Die Ausgelassenheit der Berner trifft die Zürcher im falschen Moment. Sie muss sie an ihre eigenen Unzulänglichkeiten erinnern, an ihre Situation, die alles andere als erfreulich ist: Nach dem 0:1 an diesem frostigen Sonntag sind sie nur noch Siebter der Super League und nur noch fünf Punkte vor dem Barrageplatz.
Thomas Bickel hat seine Beruhigungszigarette geraucht, als er sagt: «Wir müssen die Fakten sehen. Und die sagen: Es läuft nicht für uns.» Der Sportchef sucht nach den richtigen Worten, um seine Gefühlslage wiederzugeben. Irgendwo pendelt die sich ein zwischen «wütend und enttäuscht». Wütend, weil es der Mannschaft nicht gelinge, noch mehr Fussball zu spielen. Enttäuscht, weil die Spiele nicht für sie laufen würden.
Das Hadern
Es ist eben nicht mehr so wie im tiefen Herbst, als der FCZ gegen Leverkusen 3:2 gewinnt, weil dem Gegner in der 94. Minute ein reguläres Tor aberkannt wird. «Jetzt ist das Gegenteil der Fall», sagt Magnin. Vorletzten Samstag spielte der FCZ gegen GC nur 1:1, weil das Tor des Gegners trotz eines strafbaren Offsides gegeben wurde. Und gegen YB kommt innert 13 Sekunden all das zusammen, was gegen ihn läuft.
Assan Ceesay stürmt aufs Berner Tor zu, es läuft die 79. Minute. Mohamed Ali Camara drückt ihn mit der Schulter so weg, dass er zu Boden geht. War es nur ein Drücken? Oder doch ein strafbares Rempeln? Nein, entscheidet Schiedsrichter Fähndrich. Er liegt nicht falsch. Magnin sagt, leicht angesäuert: «Zu den Schiedsrichtern sage ich nichts mehr.»
Die Zürcher hadern, die Berner reagieren dafür schnell. Hoarau leitet den weiten Pass von Mbabu weiter, Maxsö und Merlind Kryeziu stehen schlecht, Nsame trifft schliesslich zum 1:0.
Das Ergebnis ist kein Zufall, YB ist immer dann besser, wenn es besser sein will. Von Bergen besitzt eine ganz andere Ausstrahlung als Maxsö, Sow dominiert das Mittelfeld nach Belieben, und Hoarau hat selbst an einem Tag nach einer langen Nacht seinen Einfluss aufs Spiel.
Die Negativspirale
«Solche Spiele wie gegen YB zeigen, dass man in einer Spirale drin ist», sagt Bickel. Er meint Negativspirale. Denn der FCZ, angetreten, um einen Europa-League-Platz zu erobern, hat im neuen Jahr die zweitschlechteste Ausbeute. Nur GC hat weniger Punkte geholt.
Diese Bilanz ist ein Desaster für einen Club mit seinen hohen Ansprüchen, weil die Chefs vom schönen Fussball träumen - und vom Einbau selbst ausgebildeter Spieler. Darum schickten sie einst Uli Forte weg, weil der ihnen weder für das Schöne noch für die Nachwuchsförderung stand. Mit Magnin ist davon aber auch nichts zu erkennen. Der FCZ ist seit langem eine Enttäuschung. Er muss sich in der aktuellen Lage fragen: Braucht es einen personellen Umbruch?
Der Trainer geniesst weiterhin die Rückendeckung der Führung. Er hat den Bonus, letzten Mai den Cupfinal gewonnen und in der Europa League die Sechzehntelfinals erreicht zu haben. Nur sollte er auch wieder einmal Erfolg haben, nicht nur Rückschläge erklären müssen.
Am Karfreitag in Lugano geht der Kampf so richtig los, um nicht noch tiefer abzurutschen. Magnin redet vom «ersten Finalspiel» für den FCZ. Sechs Tage später folgt der Cup-Halbfinal gegen Basel. Auch der ist zentral, wenn es um die Beurteilung von Magnins Arbeit geht.
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