Beitragvon fischbach » 16.04.16 @ 8:49
«Tages-Anzeiger»
Wie GC den FCZ beruhigen kann
Die U-21 des FCZ steckt im Abstiegskampf der Promotion League – aber wäre die Relegation wirklich ein Nachteil? GC hat bewiesen, dass Talente den Sprung in die Super League auch aus der 1. Liga schaffen können.
Jung, unbekümmert, leichtfüssig: Anto Grgic zeigte zuletzt immer wieder, wie wertvoll er im FCZ-Mittelfeld ist. Mit einem beeindruckenden Auftritt beim 2:2 in Basel bestätigte Grgic seine Form aus der Vorwoche, als er gegen St. Gallen ein sehenswertes Tor erzielte. Der 19-Jährige ist mit ein Grund, weshalb die in der Vorrunde kriselnden Zürcher im Aufschwung sind – aber auch eine der Erklärungen, weshalb zuletzt zusätzliche Abstiegssorgen entstanden.
Denn: Auch die U-21, das Aushängeschild der FCZ-Academy, steckt in der Promotion League im Abstiegskampf. Unter anderem weil Grgic sich in der ersten Mannschaft bewährt hat, dafür nun aber in der U-21 fehlt. Nach einem 2:4 gegen Old Boys rutschten die Zürcher unter den Strich: Es droht die erste Relegation seit Einführung der dritthöchsten Liga 2012. Folgende Fragen stellen sich: Was wäre, wenn? Welche Auswirkungen hätte der Abstieg auf die erste Mannschaft? Wie gross wäre der Sprung für die Talente von der 1. Liga in die Super League? Zu gross?
Für Trainer Artur Petrosyan ist das kein Thema: «Wir beschäftigen uns nicht mit einem möglichen Abstieg, dafür ist der Glaube an den Ligaerhalt zu stark.» Dass eine schwierige Saison auf seine Mannschaft zukommen könnte, hatte er bereits im Vorfeld geahnt. So schnell wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, das war sein Ziel – obwohl der FCZ in der letzten Saison hinter Sion zweitbestes Nachwuchsteam der Liga gewesen war. Doch dann wogen neun Abgänge zu schwer. «Das zu kompensieren, braucht Zeit», sagt er, «ausserdem wird die Liga von Jahr zu Jahr stärker.»
Hingegen beschäftigt sich Academy-Leiter Heinz Russheim sehr wohl mit allen Szenarien: «Durch einen Abstieg würden wir alle Vorteile der Promotion League verlieren.» Die Talente würden sich dann wöchentlich in einer Liga messen, die insbesondere vom taktischen Niveau und vom Rhythmus her von der Super League noch weiter entfernt ist. Ein Abstieg würde den FCZ aber nicht auf dem falschen Fuss erwischen: «Wir fragen uns ständig, was man verändern könnte.» So könnte man sich gezwungen sehen, das Ausleihmodell, wie bereits bei Mirlind Kryeziu (nach Biel) praktiziert, verstärkt anzuwenden. «Diese Diskussion muss aber zuerst intern geführt werden», ergänzt Russheim.
Von einer Relegation des FC Zürich profitieren könnte Stadtrivale GC. Souverän auf Kurs in Richtung Aufstiegsspiele, ist der Rekordmeister auf den Abstieg einer U-21 aus der Promotion League angewiesen. Die Regel besagt, dass nicht mehr als vier Nachwuchsteams in der Liga starten dürfen.
«Als Trainer muss ich wissen, was in den anderen Ligen passiert», sagt Coach Boris Smiljanic. Zwar sei es das Saisonziel gewesen, sich in Aufstiegsposition zu bringen, dennoch sieht der ehemalige GC-Captain der möglichen Promotion mit gemischten Gefühlen entgegen: «Der Widerstand der Gegner wäre um einiges grösser, was natürlich positiv ist. Aber: Mit einem etwas schwächeren Jahrgang spielt man gegen den Abstieg.» Und zu viele negative Resultate könnten die Entwicklung von Talenten auch hemmen, erklärt er. «Wenn man im Abstiegskampf ist, schickt der Verein Spieler der ersten Mannschaft in die U-21, um den Abstieg mit aller Macht zu verhindern. Diese Spielpraxis fehlt dann natürlich einem meiner Spieler.»
Hilfe von oben nimmt Petrosyan etwas dankbarer entgegen. Vielleicht gerade wegen der bedrohlichen Lage: «Unsere erste Mannschaft hat kein sehr grosses Kader. Aber sollte Sami Hyypiä mir einen Spieler zur Verfügung stellen, nehme ich natürlich dankend an.»
Das System GC zeigt dem FCZ jedoch: Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Trotz scheinbar übergrosser Differenz zwischen Super League und 1. Liga schafften in jüngster Vergangenheit Bamert, Alpsoy, Kamberi, Bauer und allen voran Tarashaj den Durchbruch bei den Profis. Smiljanic: «Anhand der aktuellen Situation sieht man, dass das bisherige Modell funktioniert.» Es heisst aber auch, dass GC Talente wie Loosli, Rhyner und Gjorgjev im Sommer ausleihen müsste, damit sie zu Spielpraxis kommen. Dies ist nämlich eine Tatsache: In der 1. Liga sind diese unterfordert.