«Relativ wenig Feuerwerk»
Anzeige gegen Fehr und Wolff
Fünf Teilnehmer des von der Polizei gestoppten Fanmarsches haben Strafanzeige eingereicht. Sie widersprechen den Aussagen der Stadtpolizei Zürich.
Mehrere Stunden mussten fünf Anhänger des FC Zürich am letzten Samstag ausharren, bis sie aus der Einkesselung der Polizei herausgelassen wurden. Nun haben sie Strafanzeige eingereicht. Diese richtet sich, wie die «Südkurve» in einem Communique schreibt, gegen «die politischen und operativen Verantwortlichen des Polizeieinsatzes ». Namentlich genannt werden Sicherheitsdirektor Mario Fehr, Polizeivorsteher Richard Wolff, Polizeikommandant Daniel Blumer sowie der Kommandant der Kantonspolizei, Thomas Würgler. Daneben richte sich die Anzeige auch gegen die Einsatzleitung vom vergangenen Wochenende.
Die fünf FCZ-Fans werfen ihnen unter anderem Freiheitsberaubung, Nötigung und Tätlichkeiten vor. Sie verlangen zudem eine anfechtbare Verfügung des Polizeieinsatzes. Die Frau und die vier Männer bezweifeln, dass die Einkesselung notwendig und verhältnismässig gewesen ist. Es sei im Verhältnis zu früheren Fanmärschen «relativ wenig Feuerwerk» gezündet worden. Zudem sei es vor dem Einschreiten der Polizei zu keiner Ausschreitung gekommen. Die Beteiligten seien auch nicht abgemahnt worden. «Sie hatten somit keine Gelegenheit, sich aus dem Fanmarsch zu entfernen und sich somit einem Polizeikessel zu entziehen.» Die betroffene Anhängerin gibt in der Anzeige an, sie leide unter Klaustrophobie und Panikattacken. Trotz dem Vorweisen von spezifischen Medikamenten sei sie nicht aus dem Kessel herausgelassen worden. Ein 15-jähriger Anzeigeerstatter erzählt, ein Polizist habe ihm beim Urinieren mit dem Einsatz von Pfefferspray gedroht. Im Kessel sei er völlig verängstigt gewesen.
Die Stadtpolizei Zürich hatte am vergangenen Samstag den Marsch der FCZ-Fans vor dem Fussballderby gegen die Grasshoppers gestoppt. Dabei kesselte sie über 800 Fans ein und unterzog sie einer Personenkontrolle. Die Einsatzleitung begründete das Vorgehen damit, dass die Anhänger massiv Pyros gezündet hätten. Die Kontrolle zog sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt über mehrere Stunden hin. Dies auch, weil die Einsatzkräfte immer wieder attackiert wurden. Die Polizei setzte Gummischrot und Wasserwerfer ein. Bei den Ausschreitungen wurden drei Personen verletzt, unter ihnen ein Polizist. Elf FCZ-Fans wurden verhaftet; sie befinden sich wieder auf freiem Fuss.
Zu Wort meldeten sich am Donnerstag auch die «Demokratischen Juristinnen und Juristen Zürich». Die Einkesselung, stundenlange Festhaltung und Fichierung von rund 800 Fans sei beispiellos in der Schweiz und rechtsstaatlich äusserst bedenklich, heisst es darin.
Quelle: NZZ Print-Ausgabe von heute