Beitragvon Sandman » 02.03.14 @ 0:39
Die NZZ zum Spiel und den Gründen für den verzögerten Aufmarsch der Niederhasli-Anhänger
Das 236. Zürcher Derby bot Nonstop-Regen. Es wurde dazu in Rauch und Nebel eingehüllt, als in der Kurve des FC Zürich so viele Fackeln gezündet wurden, dass der Rasen im weiten Oval des Letzigrunds nur noch durch einen milchigen Schleier zu sehen war und das Spiel unterbrochen werden musste. Das Derby hatte schon am Tag zuvor Scharmützel zwischen den Fangruppen geboten. Anhänger des FCZ sollen gegen das GC-Fanlokal vorgegangen sein. Dies wiederum hatte am Matchtag Repression seitens der Sicherheitskräfte zur Folge, was in der ersten Halbzeit zum halb verwaisten GC-Sektor führte.
Solche Episoden brachte der hitzige Zweikampf zwischen dem FCZ und GC hervor.
Doch der Match hatte auch auf dem Rasen einiges zu bieten, Rasantes, sportlich Zweifelhaftes, Umkämpftes und Umstrittenes, das die Emotionen hochgehen liess und in einigen Zweikämpfen auch Grenzen überschritt. Man durfte sehen, welchen Unikats Yassine Chikhaoui nach wie vor sein kann. Der Tunesier, der den FCZ verlassen muss und wohl nur wegen der Sperre Etoundis in die Stammformation gerückt war, bot mit seinem unkonventionellen Laufstil wieder einmal einzigartige Szenen, unvermittelte Richtungsänderungen und bezaubernde Tricks. Er scheute sich in der zweiten Halbzeit auch nicht davor, mit langem Sprint in der eigenen Platzhälfte auszuhelfen. Trotz seiner langwierigen Verletzungs-Geschichte wird man den gesunden Chikhaoui in den Schweizer Stadien vermissen, sofern er das Land tatsächlich verlassen wird.
Der Tunesier war mit getimtem Steilpass nach einer Stunde dafür mitverantwortlich, dass die Seinen das Spiel vorentschieden. Schönbächler rannte in den freien Raum, passte zu Gavranovic – und schon hiess es 3:0. Die Grasshoppers versuchten danach unvermindert dagegenzuhalten, der FCZ schaltete zusehends von Aktion auf Reaktion, und Munas Dabbur erzielte für den schwächelnden GC noch das 1:3, doch zu mehr reichte es nicht mehr. Was der FCZ vorgelegt hatte, genügte ihm schliesslich, um das Derby über die Runden zu bringen und die Bilanz der Rückrunde unbefleckt zu belassen.
Die Zahlen 2014 dürften im Stadtklub flugs zu Träumereien führen: 1:0, 2:0, 3:1, 2:1 und jetzt 3:1. 5 Spiele, 5 Siege, 15 Punkte. Der FCZ hat bereits zu GC aufgeschlossen und kann sich nun sogar vornehmen, die Tabellenspitze aufzumischen. Die nächsten Gegner lauten der Reihe nach YB, Luzern und Basel. Das ist noch kein Flug gegen den Himmel, verspricht aber einiges und sendet zumindest Signale an die Konkurrenz.
Für den FCZ-Trainer Urs Meier wiederholen sich die Szenen, er darf reihum Siege erklären und beginnt mit Bedacht die immer optimistischere Stimmung zu temperieren. Als der FCZ im November im 9. Rang klassiert war, «musste ich mir einiges anhören», sagte Meier nach dem Derby. Jetzt sei der FCZ weiter vorne, aber das sei kein Grund für ein «Judihui» oder für «grossi Gümp».
Der Trainer war sich bewusst, dass der Match auf dem tiefen Terrain von Beginn alles andere als gegen den FC Zürich gelaufen war. Das 1:0 blieb auch nach der Konsultation der Fernsehbilder umstritten, und das 2:0 Rikans (Vorarbeit Chiumiento) kam wie später das 3:0 im richtigen Moment.
"Das grösste Geheimnis der Engländer ist, warum sie nicht auswandern." (E. Kishon)