Beitragvon Goose » 25.06.13 @ 9:56
Der FC Zürich schreibt 2012 tiefrote Zahlen
Der Verlust beträgt über 10 Millionen Franken und wird wohl in der Hauptsache vom Präsidenten Ancillo Canepa getragen
Stephan Ramming, Zürich · Als sich die Generalversammlung des FC Zürich schon in fortgeschrittenem Stadium befand, projizierte der Präsident Ancillo Canepa ein paar Presseschlagzeilen an die Wand. Die Rechnung war bereits genehmigt, dem Verwaltungsrat Entlastung gewährt worden, nur noch die Wahlen standen bevor. «Stimmt alles nicht!», rief er in den Saal, es werde «gelogen»; weder wolle er das ganze Kader verkaufen noch sich aus dem FCZ zurückziehen, noch schweige er. Natürlich hatte er recht, denn tatsächlich schwieg Canepa nicht an dieser GV, er sprach viel, etwa über das Durcheinander im Herbst, als der Trainer Rolf Fringer entlassen wurde und der Sportchef Fredy Bickel den Klub verliess, das alles seien «gewünschte und gewollte Mutationen» gewesen, der FCZ befinde sich «auf einem guten Weg».
Nicht so gut war allerdings die Jahresrechnung, die der Präsident der Generalversammlung im Schnellzugstempo präsentierte. Der in der Rechnung ausgewiesene Verlust beträgt nur deshalb 1,1 Millionen Franken, weil bereits 8,9 Millionen ausgeglichen worden sind («Besondere Erträge»): Das bedeutet, dass der FCZ im letzten Jahr über 10 Millionen Verlust gemacht hat. Die 8,9 Millionen wurden durch «nahestehende Personen» beglichen - allerdings bekommt der Geldgeber, der 5 der 8,9 Millionen bezahlt hat, dafür die Hälfte der künftigen Transfererlöse. Dass Canepa und seine Frau selber diese «nahestehenden Personen» sind, bleibt nur eine Vermutung - klar aber ist, dass damit die Transferrechte an Drittpersonen abgetreten worden sind. Ein Winkelzug, der in England, Frankreich und Polen Fussballvereinen untersagt ist.
Grund für die roten Zahlen sind in der Hauptsache die 2012 um die Hälfte eingebrochenen Zuschauereinnahmen von 11,29 Millionen im Jahr 2011 auf 5,54 Millionen 2012. Auffallend ist in der Jahresrechnung auch, dass die Transfers von Ricardo Rodriguez, Admir Mehmedi und anderen Spielern in der Rechnung nur mit gut 5 Millionen erscheinen - für die beiden Spieler ist im Januar 2012 wesentlich mehr Geld aus Wolfsburg und Kiew geflossen.
Die Revisoren der KPMG stellten denn auch fest, dass «erhebliche Zweifel an der Fähigkeit zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit» bestehen. Canepa beantragte deshalb den Wechsel der Revisionsgesellschaft. Immerhin wurde in einem Votum ganz am Ende der Versammlung gefragt, warum der Geschäftsbericht nicht wie in der Vergangenheit üblich den Aktionären zugestellt worden sei. Canepa nannte dafür Kostengründe. Im nächsten Jahr könne man das «selbstverständlich wieder so machen, wenn das gefragt» sei. Vielleicht sind dannzumal auch wieder positivere Zahlen zu verkünden.
Aus der heutigen NZZ
"Ich wechsle erst aus, wenn sich einer das Bein bricht." - Werner Lorant