Beitragvon Anulu » 08.03.13 @ 9:10
Aus dem print Tagi von Heute:
Polizeichefs versprechen, in Stadien «mit Augenmass» durchzugreifen
Von Daniel Schneebeli
Noch bevor über das Hooligan-Konkordat abgestimmt ist, kündigen Regierungsrat Mario Fehr (SP) und die Polizeichefs der Zürcher Städte an, wie sie gegen Randalierer im Sport vorgehen werden.
Wenn der FC Basel zu Gast ist, wird ein Match in Zürich zum Risikospiel.
Zürich – Selbst an den Winterabenden der letzten Wochen musste sich Polizeidirektor Mario Fehr (SP) über gewaltbereite Fussballfans aufregen. Etwa am 27. Februar, als sich GC- und FCZ-Hooligans im Zürcher Hauptbahnhof abpassten und verprügelten. Mit dem Hooligan-Konkordat sei es besser möglich, diese «Unverbesserlichen» zu bestrafen und von Sportveranstaltungen fernzuhalten und dort eine «Null-Gewalt-Kultur» durchzusetzen. Wie das konkret gehen soll, hat Fehr mit den Polizei- und Sicherheitsvorstehern der Städte Zürich, Winterthur und Kloten, Daniel Leupi (Grüne), Barbara Günthard-Maier (FDP) und Priska Seiler Graf (SP) besprochen.
Hochriskante FCB-Spiele
Über das Hooligan-Konkordat, das bis jetzt in vier Kantonen (AI, LU, SG, UR) in Kraft ist, wird im Kanton Zürich zwar erst am 9. Juni abgestimmt. Dennoch wollten Regierungsrat Fehr und die drei Stadträte dem Stimmvolk schon gestern transparent machen, was bei der Zustimmung auf sie zukäme. Sie betonten alle, man werde mit Augenmass und verhältnismässig vorgehen. So werden etwa nur die Spiele von GC und dem FCZ gegen Basel sowie das Zürcher Derby generell als Hochrisikospiele eingestuft (Stufe rot). Bei allen anderen Fussballund Eishockeypartien werde sich im Vergleich zu heute wenig ändern.
Ein Volks-Ja sei gleichwohl wichtig, sagte Fehr. Er rechnet damit, dass dem Konkordat bis Ende Jahr mit Ausnahme der beiden Basel alle Kantone beigetreten sind. Wenn Zürich nicht dabei sei, bestehe die Gefahr, dass sich gewaltbereite Fans vor allem in Zürich austobten, weil sie hier mit milderen Strafen rechnen könnten. Fehr: «Wir wollen nicht zum Mekka der Gewalt werden.»
Das Konkordat erlaubt den Kantonen, härter gegen gewaltbereite Fans durchzugreifen. So darf privates Sicherheitspersonal künftig die Fans durchsuchen, allerdings nicht unter den Kleidern. Dies dürfe nur die Polizei tun und nur bei begründetem Verdacht, sagte Fehr. Weiter können Gewalttäter neu mit Rayonverboten von drei Jahren belegt werden (heute ein Jahr). Zudem gelten diese künftig in allen Konkordatskantonen. Derzeit bestehen im Kanton Zürich 292 Stadionverbote und 42 Rayonverbote gegen Hooligans. Neu gäbe es für die Fussball- und Eishockeyclubs auch eine Bewilligungspflicht für alle Spiele. Bei Hochrisikospielen wird ein Alkoholverbot im Stadion verhängt, die Gästefans müssen gemeinsam anreisen und auf einer vorgelegten Route zum Stadion gehen, und sie können dort einer Identitätskontrolle unterzogen werden.
Daniel Leupi betonte, in Zürich werde sich weder für die Sportclubs noch für normale Fans viel ändern. Die Clubs müssen nicht für jedes einzelne Spiel eine Bewilligung einholen, sondern pauschal für alle. Die Preise für die Polizeieinsätze werden nicht verändert. Das Kostendach für den FCZ und GC liegt weiter bei 500 000, für den ZSC bei 80 000 Franken. Auf systematische Identitätskontrollen wird in Zürich vorderhand verzichtet, weil es keine elektronische Zutrittskontrolle gebe. Da brauche es erst Versuche mit neuer Technologie, sagte Leupi. Beim Alkoholausschank würde Zürich im Vergleich zu heute die Schraube nicht weiter anziehen. Ob die Fans bei Hochrisikospielen künftig Kombitickets für Anreise und Stadioneintritt lösen müssen, werde «situativ» entschieden.
Weiter Bier in der «Bierkurve»
In Winterthur werde sich mit dem Konkordat wenig ändern, sagte GünthardMaier. Spiele des FC Winterthur können zwar auch zu Hochrisikospielen erklärt werden. Das werde aber die Ausnahme bleiben, vor allem solange der FCW noch in der Challenge League spiele. Und dass auf der Schützenwiese kein richtiges Bier mehr getrunken werden dürfe, müsse die «Bierkurve» auch nicht befürchten. In Kloten macht die Lage der Kolping-Arena Sorgen. Sie sei so weit vom Bahnhof weg, dass es fast unmöglich sei, die Fan-Gruppen auf dem Weg zum Stadion zu trennen, sagte Seiler Graf. Allerdings sei dies nicht so schlimm, da in Kloten derzeit kaum ein Hochrisikospiel stattfinde.
Und das in der spalte nebenann:
Reaktionen
«Es geht ihnen nur um Repression»
(sch)
Zürich – Selbst die angekündigte «massvolle» Umsetzung des Hooligan-Konkordats im Kanton Zürich kann Rechtsanwältin Manuela Schiller nicht gutheissen. Sie vertritt Fans, die mit Stadionverboten belegt sind, und ist selber FCZ-Fan. Und sie unterstützt das Fankomitee «Kollektivbestrafung – Nein», welches das Referendum gegen das Konkordat ergriffen hat. Schiller wundert sich, dass zwei linke Regierungsmitglieder für eine solche Verschärfung von Administrativmassnahmen einstehen: «Wenn Polizeidirektor Mario Fehr fürchtet, Zürich werde ohne Konkordat zum Mekka der Gewalt, ist das Blödsinn.» Für Schiller sind die Massnahmen schon heute übertrieben. Sie empfindet es als sehr unangenehm, wenn die Fangruppen durch enge Gitterkäfige in ihre Sektoren gezwängt werden: «Da können bei Vorfällen schnell Unbeteiligte betroffen sein.» Schiller geht schon lange nicht mehr an die FCZ-Auswärtsspiele. Für sie stellt das Konkordat alle Fans unter Generalverdacht. Das sei in eines Rechtsstaates unwürdig. Das Komitee «Kollektivbestrafung – Nein» kritisierte Regierungsrat Fehr in einer Mitteilung scharf. Er täusche das Volk über «den wahren Geist des Konkordats», das die Bürger bevormunde und nur eine Stossrichtung kenne: die Repression.
Bei den Clubs kann man mit den «humanen» Umsetzungsvorschlägen leben, wie FCZ-Verwaltungsrat Martin Guglielmetti sagt. Grundsätzlich ändere sich für die Organisation der Spiele wenig – auch nicht beim Ticketverkauf bei Hochrisikospielen. Guglielmetti nimmt an, dass es mit den schärferen Strafen mehr Stadionverbote gäbe. Und er hofft «im Interesse des Fussballs», dass die Basler Fans künftig wieder in den Letzigrund kommen, auch wenn die Stimmberechtigten dem Konkordat zustimmen.
Hast du Feuerschweif am Heck, spült das Wasser alles weg.
-Alte sizilianische Bauernweisheit!