Beitragvon alpo » 08.12.12 @ 13:37
Naja, s'geht abwärts. Mit viel Ideen, plan- und konzeptlos einen Wurstsalat garnieren....
Pressespiegel, Fcz.ch
Samstag, 8. Dezember 2012, bil
Tages Anzeiger
Der FCZ am Scheideweg
Den Cup gewinnen und den Abstieg vermeiden: Das müssen nach der missratenen Vorrunde die neuen Ziele des FC Zürich sein. Nur wenn die Zürcher sie erreichen, sind sie ab nächstem Sommer im Europacup und weiterhin in der Super League vertreten – was am schlechten Bild, das der Club in dieser Saison abgibt, wenig ändern würde, aber dank der Qualifikation für den internationalen Fussball ein auch finanziell wichtiges Trostpflaster wäre. Dafür ist fürs Erste morgen im letzten (Cup-)Spiel des Jahres ein Sieg in Köniz nötig, bei einem Gegner, der in der 1. Liga Classic auf dem dritten Platz liegt.
Die Berner sind in diesem Achtelfinal zwar ein viertklassiger Gegner, aber sie sind ein Erstligist mit schillernden Namen wie Miguel Portillo, Roman Friedli, Gabriel Urdaneta, Jean-Michel Tchouga und Carlos Varela. In der letzten Runde eliminierten sie in ihrem engen Liebefeld-Stadion den FC Winterthur. Das weiss auch Urs Meier, der Interimstrainer des FC Zürich. Er sitzt an diesem Freitagmittag gleichwohl entspannt bei der Medienkonferenz im clubeigenen Museum am Letzigraben und sagt: «Es gibt für uns nur eines: den Sieg.»
Für den FCZ ist dieser Cupmatch in der Agglomeration von Bern vor der Winterpause kapital. Er ist es auch für Meier. Kommt der FCZ weiter, dann verbessern sich die Chancen des 53-Jährigen, zum Cheftrainer aufzusteigen. Die Mannschaft hatte im Derby, dem ersten Spiel mit Meier, trotz der Niederlage leichte Aufwärtstendenz verraten. Meier hat sich seine Sporen in der Nachwuchsabteilung des FCZ abverdient, er gilt als aufgeschlossener und gleichzeitig unbequemer Trainer. Über seine Chancen sagt er lediglich: «Ich bin ambitioniert, doch für den Moment zählt nur das schwere Spiel in Köniz.»
Variante 1: Billiglösung
Allein diese Äusserung ist Indiz dafür, wie tief der FCZ gefallen und wie verunsichert er ist: Er fürchtet sich vor einem Erstligisten! Klar ist zudem: Scheiden die Zürcher in Köniz aus, kann Meier als Cheftrainer kein Thema mehr sein. Qualifizieren sie sich aber für die Viertelfinals, könnte er Teil einer Billiglösung werden, welcher der Verwaltungsrat um Präsident Ancillo Canepa wegen der angespannten finanziellen Situation kaum abgeneigt ist. Canepa und seine Ehefrau Heliane hatten sich kürzlich bereit erklärt, den Jahresverlust in der Grössenordnung von geschätzten fünf Millionen Franken zu decken. Nur dadurch konnte sich der Präsident gegen eine Reihe revoltierender Verwaltungsräte an der Spitze behaupten.
Zweiter Teil der Billiglösung könnte Massimo Rizzo als neuer Sportchef sein. Der 38-jährige italienisch-schweizerische Doppelbürger ist mit Unterbrüchen seit bald zwanzig Jahren beim FCZ, er spielte lange Zeit als linker Verteidiger bei verschiedenen Clubs in der Nationalliga und wurde mit dem FC Wil 1994 Cupsieger (gegen GC). Der mehrsprachige Rizzo hat eine Trainerausbildung und betreut heute im Nebenamt den interregionalen Zweitligisten United Zürich. Beim FCZ wirkte er zuletzt mehrere Jahre als Assistent des abtretenden Sportchefs Fredy Bickel. Dieser hält sehr viel von seinem zurückhaltenden Mitarbeiter und sieht ihn ihm den idealen Nachfolger.
Die Variante mit Meier und Rizzo böte einen weiteren Vorteil: Beide sind mit den Verhältnissen im Club vertraut, beide kennen die Nachwuchsabteilung bestens, aus der seit der Saison 2003/04 nicht weniger als 24 Spieler den Sprung in die 1. Mannschaft schafften.
Der Verwaltungsrat hat Sparmassnahmen angekündigt, das Budget soll von über 20 Millionen Franken auf rund 17 Millionen gekürzt werden. Der neue CEO Claudio Ammann prüft Einsparungen auf der Geschäftsstelle, im Trainerstaff droht ein personeller Abbau. Und teure und verletzungsanfällige oder wenig loyale Spieler wie Chikhaoui, Chermiti oder Guatelli sollen abgegeben, dafür sogar Konzessionen bei allfälligen Transfersummen gemacht werden. Nur beim Nachwuchs, dem Reservoir des Vereins, soll (richtigerweise) nicht gespart werden. Vor diesem Hintergrund ist unverständlich, dass Canepa den Abgang von Ernst Graf, des kompetenten und allseits geschätzten Leiters der FCZAcademy, nicht verhindert hat. Der 62-jährige Graf nahm ein Angebot des FC St. Gallen an, weil ihn der FCZ über seine Zukunft im Unklaren beliess. Als Nachfolger von Graf käme allenfalls auch Urs Meier infrage. Er wirkte einst als Nachwuchskoordinator beim FC Thun.
Der Verwaltungsrat hat Meier und Rizzo bereits angehört. Eine Lösung mit ihnen wäre vielleicht vernünftig, aber wenig spektakulär und kein echter Neuanfang. Und sie könnte eine zwiespältige Aussenwirkung haben: dass der Club bereit ist, auch sportlich zurückzubuchstabieren.
Variante 2: Teurer Neuanfang
Die Bewerbungen für den Trainer- und Sportchefposten stapeln sich auf der FCZ-Geschäftsstelle. Die Namen reichen von Andermatt über Egli bis zu Zaugg und Matthäus. Nicht beworben hat sich Heiko Vogel. Doch der im Oktober vom FC Basel entlassene Deutsche steht bei der Präsidentengattin Heliane Canepa offenbar hoch im Kurs. Ihr Einfluss beim FCZ scheint sich ohnehin stetig zu vergrössern. Es wäre keine Überraschung, würde sie schon bald den Verwaltungsrat verstärken.
Eine externe Lösung aber käme für den FCZ teuer zu stehen, schliesslich stehen mit Fischer und Fringer bereits zwei entlassene Trainer auf der Lohnliste. Und auch im nächsten Jahr droht, wie in jeder weiteren Saison bis zur allfälligen Eröffnung des neuen Stadions 2017 und wie immer ohne Europacup-Teilnahme, erneut ein Defizit in Millionenhöhe. Wer es abdecken würde, ist offen. Die Familie Canepa hat wohl kaum Lust darauf.