was für ein selten bescheidener Artikel..
Am 2. Oktober 2011 warf ein FCZ-Anhänger im wenig später abgebrochenen 226. Zürcher Derby eine 1000 Grad heisse Petarde mitten unter die GC-Fans. Am 3. November 2011 verletzte ein im Zürcher Block gezündeter Böller vor dem Europa-League-Spiel bei Lazio Rom mehrere Personen. Und ist der FCZ-Südkurve deswegen die Lust am Zündeln vergangen? Ganz im Gegenteil. Auch am 22. September benahmen sich einige Beratungsresistente wieder, als hätten sie den Auftrag bekommen, eine Generalprobe des nächstjährigen 1. August-Feuerwerks zu veranstalten. Zündelnde Gorillas im Nebel, die zuvor schon mit allerlei Krempel nach Spielern der Grasshoppers geworfen hatten. Den ersten Akt bildeten Bengalos, den zweiten Dutzende Raketen, die unmittelbar nach der Pause gen Himmel zischten, den dritten ein Transparent mit der Aufschrift «Singe? Ihr bi de Bulle, mir nur i de Kurve».
Die Exponenten der Swiss Football League, die gebetsmühlenartig auf die Gefährlichkeit von Pyrotechnik hinweisen, müssen sich wie die Erziehungsberechtigten von kleinen Kindern fühlen, die ihren Pudding quengelnd aufs Tischtuch schmieren. Denn die Aktion beim Derby ist nichts weiter als kindischer Trotz. Natürlich kann man ins Feld führen, dass diesmal niemand zu Schaden kam und die Raketen auf niemanden gerichtet waren, aber eine Fankurve, die sich so wichtig nimmt wie jene des FC Zürich, muss auch begreifen, dass sie im Fokus steht und mit der dauernden Verletzung der Regeln nur Wasser auf die Mühlen jener liefert, die sich eine harte Law-and-Order-Politik im Stadion wünschen und in jeder Fahnenstange eine potenzielle Waffe für einen potenziellen Stadionkrieg sehen.
Zu behaupten, es brauche für eine gute Atmosphäre im Stadion unbedingt Feuerwerk, ist blanker Unsinn. Man muss nur in die stimmungsvollen Stadien der englischen Premier League blicken, um den Beweis dafür zu bekommen, dass der Funke auch ohne Bengalos überspringen kann. Dort, wo das Herz des Fussballs schlägt, hat keiner Lust auf vernebelte Fussballfelder. Ein echter Supporter unterstützt seine Mannschaft und stellt nicht sich selbst in den Vordergrund. Wenn es aber mehr um ein kitschig-soldatisches Gemeinschaftsgefühl geht und um Nibelungentreue gegenüber jenen, die sich einen Dreck um Regeln und negative Konsequenzen für ihren Club scheren, ist das Wort Supporter nicht mehr angebracht.
Vielleicht müsste man ganz einfach eine Sprinkleranlage im Dach des Letzigrund installieren, die losgeht, wenn in der Kurve unten jemand zu zündeln beginnt. Denn einen Präsidenten wie Luzerns Walter Stierli, der sich mit dem Megafon vor die tobenden Fans stellt, um sie zur Vernunft zu bringen, hat der FC Zürich leider nicht.