Beitragvon spitzkicker » 23.03.12 @ 22:30
Für alle, die Volker Finke als neuen FCZ-Trainer vorschlagen, habe ich hier einen Artikel aus der NZZ vom 3. Mai 2011.
Volker Finke im Zwielicht
Das Image des Retters würde ihm gefallen. Und es ist nebenbei das einzige, das ihn selber retten kann. Dabei hatte er ausgeschlossen, noch einmal auf die Trainerbank zurückzukehren, doch der Lauf der Ereignisse trieb ihn dazu. Volker Finke, der Sportdirektor, hat die Mannschaft des 1. FC Köln übernommen, nachdem Frank Schaefer in der vergangenen Woche zurückgetreten war. Vorangegangen war eine quälende Diskussion, die den wackeren Schaefer zermürbte. Wie befreit wirkte er, als er in einer grossen Medienkonferenz in der Klubzentrale «Geissbockheim» seine Demission als Trainer verkündete. Er könne der Mannschaft nicht mehr helfen, sagte Schaefer.
Vieles war unklar geblieben. Spekulationen schossen ins Kraut. Warum wurde Schaefers Glaube gegen ihn ins Feld geführt? Und was war dran am Autoritätsverlust im Team? Ist Finke, der das Image des Alternativen mit der Akribie eines Gärtners am Hofe Windsor pflegt, tatsächlich der Buhmann, als der er gegenwärtig wahrgenommen wird, der Mann, der Schaefer partout nicht wollte?
Aufklärung kam unverhofft. So klingelte beim Sportchef des «Kölner Stadtanzeigers» das Telefon. Finke war dran, er wollte «vertraulich» etwas loswerden: eine sachliche Erklärung der Hintergründe. Was folgte, war eine masslose Anschwärzung des Trainers, der bis zu Finkes Einmischungen sehr erfolgreich gearbeitet hatte – und zum Zeitpunkt des Anrufs noch im Amt war. Finke berichtete von frustrierten Profis, denen er offenbar gerne zuhörte. Er beklagte das Auftreten des Trainers, der Routiniers wie A-Jugendliche behandle; und überhaupt vermittelte er den Eindruck, dass Schaefer nicht der richtige Mann sei. Auch auf den Glauben kam man zu sprechen, denn Finke hatte mit Schaefers Mitgliedschaft in einer Baptisten-Gemeinde ein Problem: «Mit Missionsauftrag und Erwachsenentaufe, das ganze Programm», zürnte Finke, der so tut, als predigte Schaefer in der Kabine den Jihad. Zwar ist der ehemalige Studienrat ein belesener Mann, doch er hat offenbar keine Kenntnis davon, dass Missionsauftrag und Erwachsenentaufe in allen Konfessionen beheimatet sind. Das Kölner Erzbistum wäre froh über Anfragen.
Finkes Tirade lässt sich unter vielen Stichworten kategorisieren – üble Nachrede, Mobbing, Intrige. Selbst Veteranen unter den Sportjournalisten können sich nicht an Vergleichbares erinnern. Details des Gesprächs machte der Journalist entgegen der Absprache seiner Leserschaft zugänglich – ein problematischer Vorgang. Er hatte aber das Gefühl, durch diese Vertraulichkeit instrumentalisiert zu werden. Finkes Versuch der Geheimdiplomatie war nicht nur ein Fehlschlag – er offenbarte ein unfassbares Ausmass an Durchtriebenheit. Der Klub bleibt sich dank Finke treu und präsentiert sich der treuen Anhängerschaft zum wiederholten Mal als Musterfall in Sachen Selbstdemontage.