Elke Lüthi - der FCZ-Engel
Die Amateur-Schiedsrichterin beschert den Zürchern ein Cup-Traumlos
tre. Das wöchentliche Gekicke ist die reinste Tortur und der Blick auf die Super-League-Tabelle wie ein Hammerschlag in die Magengegend. Wenn Lucien Favre nach einem Tor gegen den FC Herisau jubelt, als habe seine Mannschaft die Weltmeisterschaft gewonnen, lässt das nur einen Schluss zu: Dem FC Zürich geht's wieder einmal himmeltraurig.
Verglichen mit den Qualen, die das FCZ-Publikum im Herbst 2003 auszustehen hat, ist ein Ferienjob im Schlachthof oder ein Wochenende in der Kehrichtverbrennungsanlage wie ein Sechser im Lotto. Von der Champions League hat man geträumt, der Challenge League stolpert man entgegen. Und trotzdem: Die Fans des Stadtklubs, in 22 langen Jahren durch penible Niederlagen und sportliche Demütigungen gebeutelt, sehen Land in Sicht. Die Fussball-Götter, die sich mit teuflischer Regelmässigkeit auf die Gegenseite schlagen und zuletzt selbst in Spielen gegen Wil wieder schnöde wegschauten, scheinen doch noch ein Erbarmen mit den Berufsverlierern von der Badenerstrasse zu haben. Sie schickten einen Engel auf Erden - einen Engel names Elke.
Es war Montagabend kurz nach halb elf, als Elke Lüthi, Amateur-Schiedsrichterin aus Windisch und nebenberufliche Glücksfee der Swiss Football League, zur Tat schritt. Im Scheinwerferlicht des Fernsehens nahm sie die Auslosung der Cup-Viertelfinals vor. Mit viel Gefühl griff Frau Lüthi in die Vase und zauberte die Kugeln in Sepp-Blatter-Manier hervor. 30 Stunden nach dem heroischen Sieg zu Herisau reckten die FCZ-Aficionados die Fäuste erneut in den Fussball-Himmel: Meyrin, Vierzehnter der Challenge League, scheint ein Traumlos und der Weg in den Halbfinal frei zu sein. Und danach gibt's ohnehin kein Halten mehr. Wiesendangen, Wangen, Herisau, Meyrin - «Europa, wir kommen». Seit Fortuna ein FCZ-Trikot trägt, ist sogar das Leben im Tabellen-Keller richtig schön.