Beitragvon nihilate » 19.11.09 @ 14:06
Millionen von der Fifa fürs Stadion
«Wir sind hart am Arbeiten», meldet Andres Oehler. Ganz genau sagt er: «Schaurig am Schaffe.» Oehler ist der Leiter der Taskforce, die offiziell seit dem 30. September vom Zürcher Stadtrat beauftragt ist, das Projekt für ein neues Fussballstadion auf dem Hardturm voranzutreiben.
Oehler und die Arbeitsgruppe haben die Aufgabe, zu zeigen, wie sich der Neubau realisieren lässt. Das Ziel heisst: bis Ende Jahr dem Stadtrat und bis Anfang des nächsten Jahres dem Gemeinderat einen Projektkredit vorlegen – nicht zuletzt mit Vorschlägen zur Finanzierung. «Ich glaube, das schaffen wir», sagt Oehler. Und korrigiert sich lachend: «Ich bin überzeugt, wir schaffen das.»
Ohne Investoren geht nichts
100 Millionen Franken soll die neue Heimat für den FC Zürich und die Grasshoppers kosten. Das ist viel Geld, das weder die Stadt noch einer der beiden Vereine aufbringen können. Investoren sind also hochwillkommen. Einer hebt nun die Hand und bietet konkrete Hilfe an: Sepp Blatter, Präsident des Weltfussballverbandes Fifa.
«Die Fifa würde bei einem möglichen Engagement an einem neuen Stadion in Zürich einen Betrag von bis zu 10 Millionen Franken sprechen», sagte Blatter dem TA gestern Mittwochmorgen, «allerdings unter gewissen Voraussetzungen.» Dann verabschiedete er sich für ein verlängertes Wochenende in seiner Walliser Heimat.
Das Stadion soll über eine Aktiengesellschaft finanziert werden. Vorgesehen ist, dass die Stadt mit 5 Millionen einsteigt und die beiden Klubs mit je 2,5 Millionen. Zudem sollen Fans das Projekt durch den Kauf einer «Volksaktie» unterstützen. 30 Millionen, so die Idee, sollen auf diesem Weg zusammenkommen.
Dass sich die Vereine beteiligen, sei weiterhin die Absicht, sagt Oehler. GC aber hat derzeit ganz andere Sorgen, es muss bis Ende November 4,5 Millionen Franken auftreiben, um den Konkurs abzuwenden; und beim FCZ stellt sich Präsident Ancillo Canepa auf den Standpunkt, dass die öffentliche Hand dafür zuständig sei, dem Profifussball ein Stadion zur Verfügung zu stellen.
Fifa möchte die Namensrechte
Den Klubs können wir helfen», sagt Sepp Blatter. Die Fifa würde sich in die AG einkaufen und dafür die Namensrechte am Stadion erwerben. Weshalb für Blatter naheliegt, wie dieses dereinst heissen würde: «Fifa-Stadion».
Diese Idee gab es schon einmal. Das war vor rund acht Jahren, als sich die Fifa nach einem neuen Hauptsitz umschaute. Sie dachte an einen Standort nahe beim Flughafen Kloten, kam aber davon ab. Sie befasste sich mit dem Gedanken, sich an einem neuen Stadion auf dem Hardturm-Gelände zu engagieren und da ein Betriebszentrum einzurichten, aber auch daraus wurde nichts. Die Fifa zog es vor, im Mai 2007 einen 195 Millionen Franken teuren Luxusbau neben dem Zoo zu beziehen.
Nächstes Treffen am Montag
Mitte September hat Sepp Blatter die Stadträte Kathrin Martelli (Hochbau), Martin Vollenwyder (Finanzen) und Gerold Lauber (Sport) zu einem Gespräch empfangen. Das sei nur «eine lockere Geschichte» gewesen, sagte danach der Fifa-Kommunikationsdirektor Hans Klaus. Am kommenden Montag wird weitergeredet. Vollenwyder ist bei Blatter angekündigt, ebenso die Vertreter von GC und des FCZ.
Blatter hat sich mit den Mitgliedern des Exekutivkomitees der Fifa noch nicht näher über das Engagement der Fifa am Stadion besprochen. Allerdings stützt er sich in diesem Punkt auf einen früheren positiven Beschluss des Exekutivkomitees.
Finanziell leisten kann sich der Weltverband eine millionenschwere Investition allemal. Für 2008 wies er bei Einnahmen von 957 Millionen Franken einen Reingewinn von 184 Millionen aus. Und dafür musste der Verband nicht einmal gross Steuern abliefern, weil er gemäss Schweizer Recht eine gemeinnützige Organisation ist – es war eine Million Dollar.
Quelle: Tages-Anzeiger, 19.11.09