Beitragvon fischbach » 02.08.08 @ 11:07
Artikel über David da Costa in der «Basler Zeitung»:
Heute Samstag trifft der 22-Jährige mit dem FC Concordia in der 2. Runde der Challenge League auf Yverdon-Sport (17.30 Uhr, Rankhof). In Basel möchte der Zürcher seine Karriere neu lancieren.
Wenn David da Costa über die Nacht des 17. Septembers 2006 spricht, verdunkelt sich seine Miene. Die Stimme leicht gesenkt, lässt er das Erlebte Revue passieren – man spürt, wie nahe ihm dieses Thema nach wie vor geht. «Ich habe einen Fehler gemacht und lange unter den Folgen dieses Unfalls gelitten», sagt er, «doch heute kann ich damit umgehen.»
Was war passiert? Die Nachricht über den Autounfall von FCZ-Spieler Kresimir Stanic sorgte in der Schweiz vor knapp zwei Jahren für Aufruhr: Unter Alkoholeinfluss und mit überhöhter Geschwindigkeit war der Jung-Profi ungebremst in einen Findling geprallt – er erlitt schwerwiegende Beinverletzungen, kann noch heute nicht wieder richtig Fussball spielen. Schnell wurde bekannt, dass noch ein anderer Spieler des FC Zürich, David da Costa, in den Unfall involviert gewesen sein soll.
Auf dem Heimweg von einer Geburtstagsfeier, die der neue «Congeli»-Goalie zusammen mit Stanic besucht hatte, fuhr da Costa in seinem eigenen Auto hinter dem Verunfallten her. Als er am Unfallort eintraf, sah er seinen Teamkollegen im völlig zerstörten Autowrack liegen. «Ich dachte, er sei tot», sagt da Costa. Warum er danach, ohne das Eintreffen von Polizei und Ambulanz abzuwarten, in sein Auto stieg und nach Hause fuhr, ist für den heute 22-Jährigen ein Rätsel.
Ausgerechnet er, der über sich selber sagt, immer für seine Freunde da zu sein und wenn nötig, auch den Kopf für sie hinzuhalten: «Ich hatte ein Blackout, psychologische Abklärungen haben ergeben, dass ich unter Schock gestanden haben muss.»
Vor Gericht. Am nächsten Morgen stellte er sich der Polizei. Ein Verfahren wegen «Unterlassung der Nothilfe» und «Vereitelung einer Blutprobe» ist bis heute nicht abgeschlossen, doch da Costa ist guten Mutes, dass das Gericht auf nichtschuldig erkennen werde.
Beim FC Zürich, für den er seit seinem fünften Lebensjahr spielte, hatte er nach dieser Unfallnacht einen schweren Stand. Er wurde vom Ersatzgoalie Nummer 2 zur Nummer 3 zurückgestuft. «Im Kreis der Spieler fühlte ich mich nach wie vor wohl. Ich glaube, keiner hat mir die Sache übel genommen, meine Kollegen wussten, dass eigentlich nicht meine Art ist, was geschehen ist.» Doch von der Vereinsführung, Sportchef Fredy Bickel ausgenommen, spürte da Costa Gegenwind: «Mir wurde vorgeworfen, dass ich dem Image des Clubs, auch aus anderen privaten Gründen, schade.»
Ende 2007 wurde dem portugiesisch-schweizerischen Doppelbürger aus Zürichs Kreis 4 dann mitgeteilt, der Club plane künftig ohne ihn. Nach einem kurzen, von wenig Erfolg gekrönten Abstecher zum FC Chiasso, möchte da Costa nun beim FC Concordia seine Karriere neu lancieren: «Ich will zeigen, dass ich auch sportlich für Schlagzeilen sorgen kann.»
Ohne Einsatz beim FCZ. Bei «Congeli» ist er, seit er Profi ist, erstmals als Nummer 1 eines Clubs vorgesehen. Beim FCZ kam der ehemalige U19-Nationalspieler nie über eine Reservistenrolle hinaus, in keinem Pflichtspiel stand er zwischen den Pfosten der 1. Mannschaft – obschon er bereits im Alter von fünfzehn Jahren erstmals auf der Bank hatte Platz nehmen dürfen.
«Es ist ein herrliches Gefühl im Training unter der Woche zu wissen, dass man am Wochenende spielt», sagt der 22-Jährige über seine neue Rolle. Geht es indes nach da Costas Gusto, wird er nicht lange bei Con- cordia verweilen: «Der Club ist das ideale Sprungbrett in der Challenge League, ich möchte zurück in die Super League.» Zurück? Klingt eigenartig, für einen Spieler, der noch nie in der höchsten Schweizer Spielklasse auflaufen durfte. Spricht aber für sein Selbstverständnis.