Nicht immer gleich alles glauben. Wir waren doch in Kopenhagen...
Security als Schlägertruppe
Mit exzessiver Gewalt ging eine Security-Schlägertruppe in einem Budapester Stadion gegen Sturm-Fans vor. Auch die ungarische Polizei beteiligte sich daran.
Es war ein nichtiger Grund, der am Samstag zu den gewalttätigen Übergriffen beim UI-Cup-Spiel Honved gegen Sturm in Budapest führte: Ein Sturm-Fan warf ein bengalisches Feuer auf das Spielfeld. Was danach geschah, schildert Fan-Cop Robert Rieger von der Grazer Polizei: "Der Security-Anführer hat gegrinst und seinen Leuten zugewunken. Dann ist die Schlägerei losgegangen. Für mich hat es so ausgesehen, als wäre alles geplant gewesen, als hätte die Truppe nur darauf gewartet, um losschlagen zu können."
Tatenlos. Das tat sie auch. Erbarmungslos droschen diese Männer auf die Sturm-Fans ein - mit Schlagstöcken, mit Sesseln, mit Strümpfen, die mit Billardkugeln gefüllt waren. Sie schlugen auf alles, was sich bewegte. "Es herrschte ein unvorstellbares Chaos", berichtet Rieger. Zwei Grazer Politiker der "Grünen" erlebten die Schlacht ebenfalls hautnah mit. Landtagsklubdirektor Max Oswald und Gemeinderätin Christine Jahn befanden sich unter den rund 1000 Fans im Sturm-Sektor, als die Prügelei los ging. "Die Security trieb die Leute im Kreis und schlug auf sie ein. Eine halbe Stunde lang, die Polizei sah tatenlos zu", schildert Oswald der Kleinen Zeitung das Geschehen im Fußballstadion.
Reizgas. "Ich habe noch nie so viele blutige Köpfe gesehen." Dann griff die ungarische Polizei ein und beteiligte sich ebenfalls an den Schlägereien. Doch die Polizisten stoppten nicht den Schlägertrupp, sondern gingen mit unverminderter Härte gegen die Steirer vor, sogar gegen die Polizei-Kollegen aus Graz. Ein ungarischer Polizist stieß einen alten Mann zu Boden, Robert Rieger und sein Kollege Daniel Schafzahl (ebenfalls von der Grazer Polizei) wollten ihm helfen. Rieger bekam einen Sessel ins Genick, Schafzahl eine Ladung Reizgas ins Gesicht. Der ungarische Polizist grinste höhnisch, während Schafzahl zusammen sackte. "Daniel hat geschrien vor Schmerzen", weiß Rieger, der vom Reizgas ebenfalls nicht verschont blieb.
Bitte um Spielabbruch. Als die Fans merkten, dass die Grazer Polizisten von ihren ungarischen Kollegen attackiert wurden, gingen sie auf die Ungarn los. Fast eine Stunde lang dauerte die Schlägerei zwischen Security-Männern, den Fans und der Polizei. Sessel wurden aus der Verankerung gerissen und benutzt. "Zugedroschen wurde mit allem, was man in die Hände bekam", so ein Zeuge, der anonym bleiben möchte. Die Lage wurde immer dramatischer. Ein Fan-Klubchef rannte zu Hans Rinner auf der VIP-Tribüne und flehte den Sturm-Präsidenten an: "Bitte sorge für einen Spielabbruch, die bringen uns da hinten um." Erst als die Fans von der Polizei aus dem Sektor gedrängt wurden, beruhigte sich die Lage langsam.
Wie Schwerverbrecher. Nach Spielende wurden die österreichischen Fans von einem Großaufgebot der ungarischen Polizei zur Grenze eskortiert. Fan-Cop Rieger: "Es hat ausgesehen, als wären wir alle Schwerverbrecher." Am Sonnatg erhärteten sich die Gerüchte, wonach es sich bei den Security-Männern um bezahlte Hooligans gehandelt haben soll. Das schließt auch Sturm-Boss Hans Rinner nicht aus.