Beitragvon billy » 20.06.08 @ 14:54
Di Jorio: Von der Super League in die 4. Liga
Franco Di Jorio spielte über 300 Mal in der höchsten Schweizer Liga. Jetzt hat der Bülacher den Rücktritt vom Spitzenfussball gegeben – und läuft künftig für Fenerbahce Zürich auf.
Von David Schweizer Fussball. – Wenn in rund zwei Monaten die Meisterschaft im Regionalfussball in die neue Saison startet, ist die 4. Liga um eine Attraktion reicher. Für den Tabellenneunten der Gruppe 4 der letzten Saison, FC Fenerbahce Zürich, wird dann erstmals der langjährige Profi aus Bülach, Franco Di Jorio, spielen. Statt Grasshoppers, FC Zürich oder Basel heissen die künftigen Gegner Di Jorios nun Industrie Turicum, SoleLuna oder Schwamendingen. Statt in der neuen AFG-Arena in St. Gallen wird der Unterländer auf der Sportanlage Buchlern in Zürich-Altstetten auflaufen.
Der Mentor Giuseppe Fabio
Den Coup möglich gemacht hat deren Sportchef Giuseppe Fabio, der Di Jorio seit Kindesbeinen kennt. «Ich bin wie sein Vater in der italienischen Provinz Molise aufgewachsen. Franco ist mein Göttibub, also sozusagen wie ein Sohn für mich», erklärt der Niederhasler. So war Fabio auch Di Jorios erster Trainer bei Inter Club Zurigo. Er förderte das Jungtalent und handelte später auch seine ersten Profiverträge beim FCZ und Lausanne aus. Jetzt will Di Jorio seinem Mentor etwas zurückgeben. «Ich habe meine Karriere bei Giuseppe gestartet. Und beende sie bei ihm, egal, an welchem Ort. Das haben wir so abgemacht », verrät er.
Doch bei Di Jorios neuem Verein, Fenerbahce Zürich, hat man viel vor. «In fünf Jahren wollen wir in der interregionalen 2. Liga spielen», sagt Fabio. Der Sportchef der Stadtzürcher war zuletzt noch bis im November in gleicher Funktion beim interregionalen 2.-Ligisten Bülach engagiert. Um in Zürich den drohenden Abstieg in die 5. Liga abzuwenden, holte Fabio im Winter bei seinem Amtsantritt sogleich einige Routiniers zu Fenerbahce (u. a. Agron Balaj/ Dielsdorf) und baute die Strukturen für eine erfolgreiche Saison 2008/09. So wird Franco Di Jorio das Team gemeinsam mit dem ehemaligen Challenge-League-Akteur und bisherigen Spielertrainer Janis Vagias (u. a. Winterthur) anführen.
Letzter Super-League-Einsatz in Sion
Noch bis zum Ende dieser Spielzeit war Di Jorio beim Super-League-Absteiger St. Gallen unter Vertrag. Die Ostschweizer mussten vor wenigen Wochen erstmals seit 1993 wieder aus der höchsten Spielklasse abtauchen. Doch der 34-jährige Bülacher hatte nichts mehr zum sportlichen Abschneiden beitragen können. Bereits Anfang April war er von Trainer Krassimir Balakov – gemeinsam mit Jürgen Gjasula – aus sportlichen Gründen aus dem Kader suspendiert worden. Eine Rolle in den Planungen des Bulgaren hatte er da aber längst nicht mehr gespielt. Seinen letzten Einsatz hatte Di Jorio bereits am 10. November bei der 1:5-Niederlage in Sion absolviert.
Doch während St. Gallen nun unter der neuen Leitung von Uli Forte in der Challenge League den sofortigen Wiederaufstieg anstrebt, hat sich Gjasula sogar sportlich verbessert. Der Deutsche wird mit dem Schweizer Meister Basel um die Champions-League-Qualifikation spielen. Für Di Jorio hingegen kam ein weiterer Wechsel im Spitzenfussball nicht mehr in Frage. «Meine Karriere als Profi ist zu Ende», sagt er. «Auch wenn ich noch zwei bis drei Saisons auf diesem Niveau mithalten könnte.» Di Jorio hatte in diesem Sommer mehrere Angebote. Die Challenge League war für ihn kein Thema. Drei 1.-Liga- Vereine wollten ihn als Spielertrainer. «Das wäre ein zu grosser Aufwand gewesen. Ich möchte wieder für andere Dinge mehr Zeit haben», meint der Familienvater, der am Zürcher Limmatquai auch das Café Aquarium führt.
Damit endete in diesem Sommer die respektable sportliche Laufbahn Di Jorios mit über 300 Einsätzen in der Super League auf stille Art und Weise. 18 Jahre lange spielte er auf höchstem Niveau. Für Zürich, Wettingen, Lausanne, St. Gallen, Luzern, Sion und in Italiens Serie B für Salernitana. Di Jorio war 14-mal für die Schweizer Nationalmannschaft im Einsatz, zuletzt am 6. Oktober 2001 auswärts in Moskau bei der 0:4-Niederlage gegen Russland.
Quelle: Tagi, RegionalTeil Unterland